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Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Titel: Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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haßerfüllt aus.
    „Eine etwas schwere Strafe, findest du nicht auch?" gab Morry zu bedenken und betrachtete sinnend das wutverzerrte Gesicht des Taschendiebs.
    „Das sagen Sie", empörte sich Eddy, „aber wenn Sie selbst in der Mache Jims gewesen wären, würden Sie genauso denken wie ich."
    „Das glaube ich zwar nicht", entgegnete Morry kopfschüttelnd, „aber jeder Mensch reagiert anders."
    Nachdem Kommissar Morry sein Glas geleert hatte, tippte er Eddy mit dem Zeigefinger vor die Brust und sagte lächelnd: „Willst du mich nicht begleiten? Ich habe für dich eine Überraschung, du wirst staunen."
    Nur zu gern folgte Eddy der Aufforderung, und als sie sich dann im Amtszimmer des Kommissars befanden, blickte Eddy ihn fragend an. „Wo bleibt die Überraschung?"
    Umständlich holte Kommissar Morry aus seiner Schreibtischschublade ein großes Etui heraus, klappte es auseinander und sah den Taschendieb triumphierend an:
    „Na Eddy, was sagst du dazu? Da bleibt selbst dir der Atem stehen."
    „Donnerwetter", rief der Taschendieb achtungsvoll aus, „sind das Brillanten. Welcher Narr hat die Ihnen denn anvertraut, Kommissar Morry? Da könnte wohl selbst ein Kriminalbeamter zum Verbrecher werden."
    „Eddy", warnte Kommissar Morry, „hüte deine Zunge. In gewissen Dingen verstehe ich keinen Spaß. Aber damit du im Bilde bist, diese lupenreinen Brillanten gab mir der Juwelier Carsten zur Aufbewahrung, weil er befürchtet, daß man sie ihm abnehmen will. Ich werde das Etui heute Abend mit zu mir nach Hause nehmen, dort ist es am sichersten aufgehoben. Es gibt wohl keinen Verbrecher in London, der es wagen würde, bei mir einzubrechen."
    Eddy hatte sich während der Unterhaltung vorgebeugt, nahm zögernd einen der großen Steine an sich, pfiff zwischen den Zähnen und flüsterte ehrfurchtsvoll: „Wie das funkelt, Kommissar, dieses Feuer, lupenrein! Der ist unter Brüdern bestimmt seine zehntausend Pfund wert."
    „Du weißt recht gut Bescheid", lachte Morry belustigt auf, „das stimmt sogar ganz genau. Du kannst dir nun ausmalen, was ich für ein Vermögen mit mir herumschleppen muß."
    Nachdem Morry das Etui wieder in seine Schreibtischschublade gelegt hatte, wandte er sich seinem eigenartigen Besucher zu und sagte: „Auf die Ergreifung Alfonso Tornados sind fünftausend Pfund Belohnung ausgesetzt. Selbst der kleinste Hinweis, der zur Ergreifung des Mörders führt, würde dir diese Summe zusichern. Ich weiß, Eddy, du bist in der Unterwelt sehr bekannt also, wie wäre es, reizt es dich nicht?"
    „Fünftausend Pfund?" echote der Taschendieb ehrfurchtsvoll, „oh la la, ist das aber eine Summe. Das lohnt sich schon. Also gut, Kommissar Morry, ich will sehen, ob ich etwas in Erfahrung bringen kann. Für diese Summe würde ich sogar meinen besten Freund verraten."
    „Das glaube ich", spottete Morry und blickte noch lange auf die Tür, die Eddy hinter sich ins Schloß gezogen hatte. Bis zum Nachmittag arbeitete Kommissar Morry, und er war gerade dabei, das Schmucketui in seiner Aktentasche zu verstauen, als gegen die Tür seines Amtszimmers geklopft wurde. „Ach, Sie sind es, Weber", begrüßte er freundlich den jungen Beamten. „Was haben Sie denn auf dem Herzen?"
    „Nichts Besonderes", druckste verlegen der junge Beamte, „aber würde es vielleicht gehen, Kommissar, daß ich in zwei Stunden Schluß mache?"
    „Ich verstehe", rief Morry lachend aus, „die Braut hat das Bedürfnis, Sie wieder mal zu sehen, nicht wahr? Also gut, ich bin einverstanden. Aber wissen Sie was? Sie könnten mich eigentlich vorher begleiten, denn ich möchte Inspektor Halley noch einen Krankenbesuch abstatten."
    „Ich komme sehr gern mit", erklärte aufatmend der junge Hilfsinspektor, denn nun war ja sein Abend gerettet. Diesmal öffnete ihnen Inspektor Halley selbst, der überrascht seinen Vorgesetzten anblickte, mit dessen Besuch er nicht gerechnet hatte.
    „Was habe ich Ihnen gesagt", schimpfte Morry, „so befolgen Sie meinen Rat. Los, hingelegt, verstanden!"
    „Meine Mutter ist nicht da", entschuldigte sich Dick Halley und hinkte den beiden voran ins Zimmer.
    „Es scheint Ihnen besser zu gehen", stieß überrascht Kommissar Morry aus, „zeigen Sie mir mal das Gelenk."
    „Ich habe auch den ganzen Tag kühle Umschläge gemacht", erklärte Inspektor Halley, „und wenn das so weitergeht, kann ich morgen bestimmt zum Dienst kommen."
    „Abwarten, abwarten, mein Guter. Aber dennoch, Ihr Bein hat sich sehr gebessert. Das hätte
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