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Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Titel: Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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und von einem
    plötzlichen Impuls getrieben, holte er das Etui mit dem Schmuck hervor und betrachtete mit leuchtenden Augen die im Schein der Lampe funkelnden und glitzernden Steine. Nachdem er einige Minuten sich an dem Anblick erfreut hatte, wandte er sich dem Schlafzimmer zu, kleidete sich um und kehrte nach wenigen Minuten in einem flauschigen Bademantel zurück. Der Mantel war ein wenig zu groß und schlotterte förmlich tun seinen Körper. Er wirkte überhaupt plötzlich sehr unförmig, der Kommissar Morry. Nun ließ er sich aufseufzend hinter seinem Schreibtisch nieder und beschäftigte sich wieder mit den Brillanten. Die Stille der Nacht schien Kommissar Morry zu ermüden. Einige Male reckte er sich, gähnte dann herzhaft, und nachdem er noch einige Sekunden in das Licht der Tischlampe geblinzelt hatte, sank sein Kopf langsam zurück. Tiefe Atemzüge verrieten, daß Kommissar Morry fest eingeschlafen war.

    *

    Ein Mann näherte sich dem Grundstück Kommissar Morrys. Er hatte den Kragen seiner Jacke hochgeschlagen und den Hut tief ins Gesicht gezogen. Einige Male ging er an dem Haus des Kommissars vorbei und beobachtete es mit scharfen Augen. Als eine entfernte Kirchturmuhr die zweite Morgenstunde ankündigte, band sich der Mann blitzschnell eine Halbmaske um und federte dann mit einem Satz über das hohe Geländer. Er trug Schuhe mit einer dicken Gummisohle, so daß nicht das leiseste Geräusch vernehmbar war. Mit einem kleinen Stemmeisen versuchte der Mann, die Jalousie des Badezimmers hochzudrücken. Sie widerstand seinen Bemühungen. Ein dumpfer Fluch klang auf, dann, nach kurzem Überlegen, kletterte der Mann wie ein Eichhörnchen an einem Baum empor, dessen Zweige bis zum Dach des Hauses hinauf strebten. Der Verbrecher schien zu allem entschlossen zu sein, denn es war fast ein Sprung auf Leben und Tod, als er sich von einem Ast herunterfallen ließ. Wie eine Katze federte der Mann, und der Aufprall konnte bestimmt nicht hart gewesen sein, denn sofort richtete er sich wieder auf und warf danach einen Blick in die Tiefe. Als er nichts vernahm, öffnete er geräuschlos eine Dachluke. Geschmeidig glitt er hindurch. Seine Hände ließen erst den festen Halt los, als seine Füße festen Boden unter sich spürten. Das leichte Schloß der Bodentür öffnete er im Nu, und als er das Herrenzimmer Morrys erreicht hatte, zog er ein langes Wurfmesser hervor.
    Regungslos verharrte der Mann fast zehn Minuten. Er atmete kaum und lauschte angestrengt. So vernahm er das leise Schnarchen des Mannes im Zimmer, und nachdem er noch mal eine Viertelstunde gewartet hatte, öffnete der Mörder millimeterweise die Tür. Der sanfte Lichtschein der Tischlampe spendete so viel Licht, daß der Eindringling sofort sein Opfer erspähte. Während er die Spitze des Messers ergriff, huschte ein teuflisches Grinsen über seine Lippen. Seine scharfen Augen hatten auch das Etui mit den Brillanten erspäht, deren Funkeln und Glitzern ihn förmlich antrieben. Ahnte der Kommissar Morry nicht, daß der Mörder sich im Zimmer befand, daß er schon den Arm erhoben hatte, um die tödliche Waffe zu schleudern? War er denn ganz ohne Instinkt? Morry schlief fest, er sah und hörte nichts, und selbst als das stählerne Wurfmesser durch die Luft schwirrte, selbst da rührte er sich noch nicht. Nur als die Spitze du seinen Körper eindrang, stöhnte er einmal tief auf, und dann sank er mit einem jammernden Ton zur Seite. Mit kalten Augen hatte der Mörder den Flug seiner Waffe verfolgt.
    „Hast einen schnellen Tod gehabt, Kommissar Morry", flüsterte er, „fast zu schnell. Das As Scotland Yards lebt nicht mehr. Ich habe ihn ausgelöscht, und jetzt gehören mir die herrlichsten Steinchen der Welt."
    Er rieb sich wohlgefällig die Hände und trat näher an den Schreibtisch heran. Die weit aufgerissenen, starren Augen Kommissar Morrys beeindruckten ihn keineswegs, er winkte sogar höhnisch dem Leblosen zu und sagte: „Sie werden wohl nichts dagegen haben, Herr Kommissar, daß ich mich bediene."
    Mit beiden Händen griff er zu und wollte das Etui an sich nehmen. Da sauste auf einmal die Hand Morrys auf seinen Arm, und im selben Augenblick stieß der angeblich tote Kommissar mit drohender Stimme hervor: „Keine Bewegung, die Mündung meiner Waffe zeigt direkt auf Ihren Kopf. Es wird Ihnen wohl auch bekannt sein, daß ich noch nie daneben geschossen habe."
    Fassungslos starrte der Massenmörder auf seinen Bezwinger. Er hatte noch immer nicht die
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