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Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Titel: Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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weit auf, atmete in tiefen Zügen die frische Luft ein und stieß dann kopfschüttelnd aus: „Stundenlang sitze ich nun hier und komme zu keinem Ergebnis. Noch nie habe ich so einen verwickelten Fall zu lösen gehabt."
    „Dasselbe sagte mir am Nachmittag Inspektor Halley, auch er ist verzweifelt und weiß nicht mehr aus noch ein."
    „Zum Teufel", knurrte Morry, „dann soll er doch zu mir kommen. Durch eine gemeinsame Aussprache entwickeln sich immer neue Aspekte — — ein Gedankengang treibt den anderen vorwärts, aber nein, Inspektor Halley geht seine eigenen Wege."
    „Im gewissen Sinne tut mir Inspektor Halley leid. Immerhin hat er versagt, denn nie und nimmer durfte er sich von einem Joe Purdon überrumpeln lassen. Jetzt schämt er sich und geht Ihnen aus dem Wege. Natürlich sieht es mit seiner Beförderung sehr
    schlecht aus. Ich habe das Gesuch nicht weitergeleitet."
    „Tun Sie es auf meine Verantwortung", erklärte Morry mit fester Stimme. „Vergessen Sie nicht, daß Inspektor Halley noch sehr jung ist. In diesem Alter entwickelt man einen übertriebenen Ehrgeiz. Er ist aber ein sehr tüchtiger Mann... ach ja, was ich
    noch fragen wollte, Herr Kriminalrat, wo hat eigentlich Inspektor Halley heute Abend gesteckt? Ich habe ihn vermißt."
    „Er hatte sich den Fuß verzerrt, und als ich ihn so umherhinken sah, habe ich ihn heute Nachmittag nach Hause geschickt. Was meinen Sie, wie er sich ärgern wird, wenn er erfährt, was sich in der Zwischenzeit ereignet hat. Drei Morde finden Sie nicht auch, Morry, daß das ein wenig zuviel ist? Wann werden wir endlich den Täter zur Strecke gebracht haben? Ich weiß, Morry", winkte er ab, als er sah, daß der Kommissar erregt antworten wollte, „daß dieses ein außergewöhnlicher Fall ist. Auch ich grübele vergeblich und finde keinen Anfang und auch kein Ende. Dieser
    Alfonso Tornado ist ein Phantom. Unsere Beamten haben die ganze Stadt durchwühlt, und selbst die Belohnung kann die Spitzel nicht bewegen, konkrete Angaben zu machen. Entweder wollen sie es nicht aus Todesangst, oder aber sie wissen wirklich nichts."
    Verständnislos blickte Kriminalrat Hunter seinen besten Mann an. Der stand mitten im Zimmer und tat so, als ob er nicht anwesend sei. Das braun getönte, hagere Gesicht Kommissar Morrys arbeitete, seine dunklen Augen verrieten seinen lebhaften Geist und man sah es ihm an, daß er weit weg war und sich mit Problemen auseinandersetzte. Auf Zehenspitzen wollte Allan Hunter das Zimmer verlassen. Plötzlich fuhr er zusammen. Die metallene Stimme Kommissar Morrys bannte ihm.
    „In drei Tagen habe ich den Mörder, Herr Kriminalrat, dafür verpfände ich mein Wort."
    „Haben Sie eine bestimmte Spur?" forschte erregt Kriminalrat Hunter. Morry gab darauf keine Antwort, wandte sich um und ließ sich schwer auf seinen Stuhl fallen.
    Achselzuckend verließ Hunter nun endgültig das Zimmer Kommissar Morrys.
    Morry nahm ein Blatt Papier und schrieb das Ergebnis seiner Gedankenarbeit nieder. Noch einmal durchleuchtete er den Fall von allen Seiten und immer wieder hakten sich seine Gedanken daran fest, daß der Mörder in seiner nächsten Umgebung zu suchen war. Saß vielleicht ein Spitzel im Yard? Fast gab es keine andere Möglichkeit, aber wer sollte es sein? Inspektor Halley? Er schüttelte den Kopf nein und abermals
    nein und Hilfsinspektor Weber? Zum Teufel, fort mit diesen Gedanken, so etwas gab es doch nicht, daß treue und bewährte Beamte sich als Handlanger für einen Raubmörder hergaben. Aber etwas blieb in ihm haften und nahm derartig von ihm Besitz, daß er sich mit einem jähen Ruck erhob und mit finsterem Gesicht den Raum durchmaß. Stunde um Stunde und immer wieder zeichnete er einen Namen auf das Stück Papier. Es mußte ihm gelingen, durch eine dritte Person an Alfonso Tornado heranzukommen.

    *

    Am nächsten Vormittag suchte Kommissar Morry Inspektor Dick Halley auf. Er mußte eine Weile läuten, bevor ihm eine alte Dame öffnete. Es war die Mutter des Inspektor, die vor Stolz errötete, als sie den Kommissar erkannte. Verlegen stammelte sie: „Nein, diese Freude — — treten Sie doch bitte näher hier in dieses Zimmer", sie ging voran, stieß eine Tür auf und blickte nun Morry erwartungsvoll an.
    Inspektor Halley lag auf einem Sofa und wollte sich gerade erheben, als ihm Morry zuvorkam, ihn sanft zurückdrückte und erklärte: „Nein, nein, mein Guter, bleiben Sie ruhig liegen und machen Sie sich keine Umstände. Ich bin nur auf einen
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