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Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Titel: Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Zeit“, rief freudig Mia Yellow aus.
    „Morgen Nachmittag?“ echote Jack, verzog sein Gesicht und entgegnete bedauernd. „Es tut mir leid, Mia, da kann ich nicht. Geschäftliche Verabredungen, die ich unbedingt einhalten muß. Aber wie wäre es übermorgen abends ... so gegen acht Uhr, ja?“
    Mia willigte ein und fand es sehr romantisch, sich außerhalb der Stadt in einem kleinen Wäldchen mit ihm zu treffen.
    „Wir wollen doch nicht gesehen werden“, flüsterte ihr zärtlich Jack zu, „unsere Liebe muß ein Geheimnis bleiben. Aber eines Tages . . .“
    Jack war sehr aufmerksam. Er trug das Geschirr in die Küche, während Mia es abspülte. Als sie aber im Wohnzimmer wieder Ordnung herstellte, betrachtete der seltsame Mister Jack das komplizierte Schloß der hinteren Wohnungstür. Und dann geschah es! Blitzschnell holte er weiches Wachs hervor, machte mehrere Abdrücke und als Mia zurückkehrte, stand er mitten in der Küche, blickte sich wohlgefällig um und sagte:
    „Welche Ordnung bei dir herrscht, Mia! Wirklich, du bist eine bewundernswerte Hausfrau. Ich glaube, bei dir könnte man vom Fußboden essen.“
    Über das Lob errötete die junge Frau. „Es ist doch selbstverständlich“, entgegnete sie.
    „Das sage nicht, Mia, ich habe schon ganz andere Dinge erlebt.“ Plötzlich bemerkte er, wie Mia nachdachte. „Was ist?“ forschte er, „du siehst plötzlich so anders aus.“
    „Ach, weißt du, Jack“, stieß sie verlegen aus, „wenn du willst, kannst du vielleicht fürs erste einmal bei uns im Wohnzimmer auf dem Sofa schlafen . . . ich werde mit Mutter sprechen.“
    „Du bist allerliebst, Kind“, sagte er zärtlich, „aber ich habe schon im Gasthaus ein Zimmer und bitte“, fügte er drängend hinzu, „deine Mutter soll auch noch nichts von uns beiden wissen. Du weißt doch, wie Mütter sind . . . leider, leider zu neugierig. Wir wollen unsere Liebe wirklich als ein Geheimnis betrachten. Wenn die Zeit gekommen ist, dann werde ich mich schon deiner Mutter vorstellen.“
    „Meinetwegen“, seufzte Mia auf, der dieser Vorschlag gar nicht gefiel.
    Jack durchschaute sie sofort. „Es muß sein“, stieß er zum ersten Mal mit harter Stimme aus, „denke stets daran, daß Mütter sehr eigenartig sind. Sie würde dich bestimmt nicht verstehen und mein Verhalten — obwohl ich doch wirklich sehr anständig bin — ganz anders beurteilen. Du kannst doch nicht sagen, daß du mich, kaum kennengelernt, schon liebst. Wenn wir sie späterhin damit überraschen, ist es etwas anderes. Siehst du es ein, mein Mädel?“
    Natürlich hatte Jack recht. Wie klug war er doch. Er war eben schon sehr lebenserfahren. Nun deutete sie mit einem schmerzlichen Gesicht auf den Staubsauger, den Jack in der Zwischenzeit wieder eingepackt hatte und sagte:
    „Was soll ich denn mit dem machen, Jack? Wie soll ich es meiner Mutter begreiflich machen, daß ich ihn geschenkt bekommen habe . . . Sie wird es mir bestimmt nicht glauben.“
    „Du läßt ihn vorerst einmal hier, mein Kind und späterhin können wir dann immer noch weitersehen.“
    „Aber er gehört doch mir“, lächelte glücklich Mia und als der geliebte Mann stumm mit dem Kopf nickte, nahm sie den Koffer mit dem Staubsauger an sich und trug ihn in den Keller.
    Auch jetzt begleitete sie Jack. „Mein Gott, liegt der tief“, rief er überrascht aus, „und wie lang er sich hinzieht.“
    Sinnend betrachtete Jack den dunklen Gang. Mit scharfen Augen tastete er dabei die Wände ab. Dies alles entging Mia Yellow, die damit beschäftigt war, den Koffer hinter ein Holzgestell zu schieben.
    „Nicht schlecht“, murmelte Jack, und als er den erstaunten Blick der jungen Frau auffing, fügte er situationserfassend hinzu: „Ich meine das Versteck, das du dir ausgesucht hast.“
    Jack war sehr um den guten Ruf des jungen Mädchens bedacht. Als erster verließ er das Haus und wartete im Schatten eines Baumes auf Mia, die er dann ein Stück begleitete. Er führte sie durch dunkle Straßen und vermied es geschickt, die hellerleuchtete Hauptstraße zu überqueren. Eine Ecke vor dem Hause Mias verabschiedete er sich von der jungen Frau und bat sie, recht pünktlich zu der Verabredung zu erscheinen.
     
    *
     
    Der alte Sonderling war von seiner Geschäftsreise zurückgekehrt. Händereibend ging er durch die Zimmer, befeuchtete zuweilen den Zeigefinger mit der Zunge und tupfte hin und wieder auf den Schreibtisch, dann wieder strich er über die Bücherregale mit der flachen Hand,
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