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Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Titel: Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Mrs. Weber danach forschte, welch überraschenden Besuch sie bekommen habe. So ging sie also weiter und suchte eine ihr unbekannte Bäckerei auf, wo sie sich ein gehöriges Kuchenpaket zurechtmachen ließ. Sie aß für ihr Leben gern Schlagsahne und jetzt schon lief ihr das Wasser im Mund zusammen, als sie daran dachte, wie ihr der Apfelkuchen mit Schlagsahne im Beisein Jacks schmecken würde. Ach, dieser Jack, was war er doch für ein schöner Mann. Allein schon seine dunklen glutenden Augen waren es wert, daß man ihn immer wieder anblickte. Mia liebte große Männer und Jack entsprach dem Vorbild ihrer Illusionen, denn er war darüber hinaus auch noch sehr breitschultrig.
    Ein ganzer Kerl . . . und dieser Mann hatte sich in sie verliebt. Es gab ja so etwas . . . Liebe auf den ersten Blick. Bisher hatte sie darüber gelacht, wenn Freundinnen ihr davon berichteten, denen es auch schon so ergangen war. Sie dachte an ihre Freundin Eva, die ihr vergangene Woche davon berichtet hatte, daß sie einen schmucken Eisenbahner auf der Durchfahrt kennengelernt habe, in den sie sich rettungslos verliebt habe. Vorgestern hatten sich die beiden verlobt und wollten in spätestens einem Monat heiraten.  
    Sie hatte die Freundin nicht verstehen können. So eine überwältigende Leidenschaft war ihr bisher fremd gewesen. Nun aber war sie selbst davon erfaßt worden und während sie bei einem anderen Kaufmann leckere Sachen zum Abendbrot einkaufte, beschäftigten sich ihre Gedanken immer wieder mit dem Mann Jack. Sie konnte es kaum erwarten, aus dem Geschäft wieder herauszukommen.
    Schwer beladen durcheilte sie die Straßen und als sie in der Ferne die kleine Villa Mister Williams sah, fühlte sie, wie ihr Herz vor Erregung schneller klopfte. War das ein wunderbares Gefühl. So also sah die Liebe aus. Aber plötzlich stockte ihr Fuß. Zum ersten Mal schaltete sich die Vernunft ein. Schwer atmend blieb sie stehen und setzte die Tasche ab. Mein Gott, was hatte sie getan. Einen ihr völlig fremden Mann allein in der Wohnung Mister Williams zurückgelassen. Was dann, wenn er ein Verbrecher war? In dieser Zeit hätte er in aller Ruhe Gelegenheit gehabt, die Kostbarkeiten an sich zu nehmen und zu verschwinden. Ein eisiger Schreck durchfuhr sie, als sie an die Briefmarkensammlung dachte. Wie oft hatte ihr Mister Williams erzählt, daß sich darunter Stücke befanden, die in die Zehntausende gingen. Ein Leben lang hatte der alte Mann gesammelt . . . und sie hatte die Wohnung unbeaufsichtigt zurückgelassen.
    Ein schüchternes Lächeln überzog ihr Gesicht. Nein, Jack war bestimmt kein Verbrecher. Sie hatte doch selbst gesehen, als er ihr den Geldschein zusteckte, wie dick gefüllt seine Brieftasche war. Ein Verbrecher mußte auch anders aussehen. Schon allein sein offenes Lächeln. . . seine lieben guten Augen, nein, nein, wie konnte sie überhaupt auch nur einen Moment an ihm irre geworden sein. Er war bestimmt ein tüchtiger Vertreter, hatte sie zufällig auf gesucht und es war ja auch ein reiner Zufall gewesen, daß sie sich heute im Hause Mister Williams aufgehalten hatte.
    Wie war sie beglückt, als sie den geliebten Mann vor dem gedeckten Tisch sah. Aber dennoch fiel ihr ein Stein vom Herzen und unwillkürlich lehnte sie sich an ihn und streichelte sein Haar.
    „Du bist lange fortgeblieben, mein Mädel“, flüsterte er mit weicher Stimme, wobei er ganz behutsam seinen Arm um ihre Taille legte.
    Hastig berichtete nun Mia, warum sie sich so lange aufgehalten hatte, worauf ihr Jack einen zärtlichen Wangenstreich gab und sagte:
    „Das hast du gut gemacht, Mia! Du bist nicht nur ein schönes, sondern darüber hinaus auch ein kluges Mädchen. Du gefällst mir von Minute zu Minute besser. Aber nun setz dich hin . . . der Kaffee ist fertig, wir wollen es uns schmecken lassen.“
    An seiner Seite ließ sie sich nieder. Wie kam es nur, daß sie überhaupt keinen Appetit mehr hatte. War es die Nähe des geliebten Mannes, die sie so beglückte und erfüllte? Aber dennoch kam sie ihren Pflichten als Gastgeberin nach und als sie Jack tüchtig zulangen sah, stellte sich auch bei Mia wieder der Appetit ein. Nach dem Kaffee kredenzte sie Jack einen Cognac, während sie selbst ihr Glas mit Likör füllte. Die Stunden eilten wie im Fluge dahin. Die beiden jungen Menschen wurden vertrauter, ohne aber, daß Mister Jack die Situation ausnützte. Ihn schien es sichtlich zu erfreuen, daß Mia Yellow einen Schwips bekam, der ihr allerliebst stand.
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