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Kommissar Morry - Endstation Mord

Kommissar Morry - Endstation Mord

Titel: Kommissar Morry - Endstation Mord
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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verlieren, wie er sie kennengelernt hatte.
    „Schade", sagte er und blieb sitzen. „Ich hatte gehofft, mit Ihnen auf irgendeine Weise ins Geschäft zu kommen. Aber wenn Sie darauf bestehen, mich an die Luft zu setzen, muß ich mich natürlich damit abfinden. Ich wußte nicht, daß Sie so leicht zu kränken sind."
    „Ich? Keine Spur!" sagte Joe. „Ich habe eher das Gefühl, daß Sie zu weich sind ..."
    „Gib ihm das Geld für ein Taxi", entgegnete das Mädchen hinter Frank.
    Joe faßte in seine Jackettasche. Frank wandte sich mit einem Ruck dem Mädchen zu. „Wofür halten Sie mich?" fragte er. „Für einen dahergelaufenen Landstreicher, der bereitwillig seine Hand hinhält, sobald man mit ein paar Dollars klimpert?"
    „Regen Sie sich nicht auf", sagte Joe. „Und vergessen Sie vor allem nicht, daß Sie vorhin nur allzugern bereit waren, zwanzig Dollar zu akzeptieren."
    Franks Zorn fiel in sich zusammen. „Sie haben ja recht", murmelte er beschämt. „Ich habe wirklich keine Ursache, den dicken Otto zu spielen. Wahrscheinlich sind die paar Dollars daran schuld, daß ich schon wieder übermütig werde. Bitte fahren Sie weiter. Geben Sie mir noch eine Chance. Ich kann es mir nicht leisten, Ihr Angebot auszuschlagen."
    Joe schaute über die Schulter und fragte das Mädchen: „Was hältst du davon?"
    „Meinetwegen", erwiderte Carol. Es klang müde und resigniert. „Ich glaube zwar nicht, daß wir ihn verwenden können ... aber jetzt ist es schon zu spät, sich nach einem anderen umzusehen."
    Joe fuhr los. In der nächsten halben Stunde wurde kein Wort gesprochen. Die Stille zerrte an Franks Nerven, aber er wagte nicht, sie zu brechen. Er hätte gern eine spritzige, geistreiche Unterhaltung geführt, um dem Mädchen zu imponieren, aber ihm fielen nur banale und höchst belanglose Dinge ein.
    In einem Villenvorort lenkte Joe den Wagen in eine schmale, stille Straße. Vor einem großen Grundstück hielten sie. Joe stieg aus und öffnete das Gartenportal. Dann rollten sie über einen leise knirschenden Kiesweg bis vor das moderne, einstöckige Villengebäude, das völlig im Dunkel lag und einen recht verlassenen Eindruck erweckte. Sie stiegen aus und das Mädchen fischte die Schlüssel aus ihrer Handtasche. Als sie die Halle betraten, knipste das Mädchen das Licht an. Sie blieb stehen und warf einen vollen Blick auf Frank.
    „Sie sind ein großer Bursche!"
    Frank erwiderte ihren Blick. Hier, in der hohen, mit alten, kostbaren Möbeln ausgestatteten Halle, hatte er zum erstenmal Gelegenheit, das Mädchen bei vollem Licht zu betrachten. Er fand sie hinreißend schön. Sie war fast so groß wie er, sehr schlank und doch von betont weiblichen Formen. Ihre Bewegungen waren graziös; gleichzeitig wirkten sie ein wenig katzenhaft. Frank fand es schwer, seinen Blick von dem Mädchen zu wenden.
    Joe schaute auf seine Armbanduhr. „Ich muß euch allein lassen", bemerkte er und machte eine bedauernde Handbewegung. „Du weißt, daß ich noch etwas zu erledigen habe."
    „Laß dir die Zeit nicht lang werden", meinte Carol und streckte ihm die Hand hin, die er ergriff, um einen Kuß darauf zu hauchen. Dann klopfte er Frank kurz auf die Schulter, sagte scherzend: „Benehmen Sie sich nicht vorbei, mein Freund. Ich hoffe, Ihnen ist bewußt, daß Sie bei einem der reichsten und schönsten Mädchen dieser großen Stadt zu Besuch weilen!" und verschwand. Carol ging voran und öffnete die Tür zum Salon. Sie knipste das Licht an und blickte über die Schulter, um zu sehen, ob er ihr folgte. Frank trat auf die Schwelle. Die Größe und Eleganz des Wohnraumes machte ihn beklommen, obwohl er bemüht war, sich das nicht anmerken zu lassen.
    „Kommen Sie herein", sagte das Mädchen mit ihrer rauchigen Stimme. Sie ließ die Nerzstola von ihren Schultern gleiten und warf sie achtlos über einen Sessel. Franks Blick erfaßte den samtenen Schimmer ihrer bloßen, glatten Haut. Das alles ist ein Traum, dachte er, während er auf die in einer Ecke des Raumes gelegene Hausbar zuschritt, hinter deren Tisch Carol Aufstellung genommen hatte. Das ist nicht die Wirklichkeit. So etwas passiert im Film, aber nicht im Leben.
    „Sind Sie ein wenig schüchtern?" fragte sie lächelnd, als er langsam näher kam.
    Er grinste linkisch und ärgerte sich darüber, daß ihm keine flotte, witzige Antwort einfiel. Er wäre gern sieghaft und forsch aufgetreten, aber die Schönheit des Mädchens und die luxuriöse Umgebung, in der sie sich befanden, zerrieben
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