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Kommissar Morry - Endstation Mord

Kommissar Morry - Endstation Mord

Titel: Kommissar Morry - Endstation Mord
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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kann. Spitzensolisten und Klassearrangement!"
    „Ich muß lächeln, wenn ich dich von der Musik schwärmen höre", sagte das Mädchen mit leisem Spott in der Stimme. „Dabei kannst du nicht mal richtig tanzen!"
    „Für den Hausgebrauch reicht's."
    Sie schwiegen. Joe beschleunigte das Tempo. Frank bemerkte, daß sie westwärts fuhren. Er fragte sich, wie er nach Hause zurückkommen würde, wenn das Mädchen weit draußen wohnte. Schließlich hatte er nur noch fünf Dollar in der Tasche. Es war seine Absicht gewesen, am nächsten Morgen eine Flasche Whisky zu kaufen, aber nun würde das Geld wahrscheinlich für ein Taxi drauf gehen ...
    „Warum wollten Sie das von mir wissen?“ fragte er.
    „Was denn?" erkundigte sich das Mädchen.
    „Das mit der Vorstrafe."
    „Wir kennen Sie doch nicht..
    „Darf ich erfahren, worum es eigentlich geht und was ich für Sie tun soll?"
    „Das hat noch Zeit", meinte Joe und stellte plötzlich das Radio ab. „Ich denke, Sie sind nicht in Eile? Sie erwartet doch niemand?"
    „Gewiß nicht. Ich bin nur neugierig..."
    Das Mädchen beugte sich nach vorn, so daß er ihren warmen, süßen Atem an seiner Wange spürte. „Vielleicht", sagte sie mit ihrer tiefen belegten Stimme, „möchten wir, daß Sie jemand umbringen."
    Frank wollte lachen, aber seltsamerweise gelang ihm das nicht. „Sie haben Humor!" sagte er schließlich.
    Joe lachte laut. Es klang bitter. „Begehen Sie keinen Fehler, mein Freund", sagte er. „Carol besitzt so ungefähr alles, was man sich wünschen kann. Jugend, Schönheit, Geld und Sex Appeal... aber sie hat keinen Humor."
    Das Mädchen lehnte sich wieder in das Polster zurück. „Du bist ein Narr", sagte sie ärgerlich. „Du weißt nichts von mir. Gar nichts!"
    „Ich könnte ein Buch über dich schreiben", behauptete Joe heiter.
    „Was hat das schon zu bedeuten? Es gibt bereits genug schlechte Bücher auf dieser Welt, Bücher, die die Tatsachen einfach auf den Kopf stellen. Willst du denen noch eins hinzufügen?"
    „Höre auf, dich zu ärgern", lenkte er ein. „Es war nicht so gemeint."
    „O doch, es war dir ernst damit..."
    „Na, siehst du?" fragte er. „Ich hatte doch recht, als ich sagte, daß du keinen Humor hast. Du kannst keinen Spaß vertragen, das ist es!"
    „Deine Späße sind nicht immer nach meinem Geschmack", erwiderte sie.
    Frank fragte sich, in welchen Beziehungen die beiden zueinander stehen mochten. Er schätzte das Mädchen auf ein- oder zweiundzwanzig Jahre. Joe war ungefähr doppelt so alt. Er trug weder einen Verlobungs- noch einen Ehering. Zwischen den beiden herrschte ohne Zweifel eine gewisse Vertraulichkeit, ein geheimes Einverständnis. Frank vermochte trotzdem nicht zu sagen, ob Joe der Liebhaber des Mädchens war.
    „Apropos Menschen umbringen", sagte Joe plötzlich und warf Frank einen kurzen Seitenblick zu. „Würden Sie das fertigbringen?"
    Frank wurde es unbehaglich zumute. „Im Krieg oder so?" fragte er.
    „Nein, nein... unter ganz normalen Umständen."
    „Ein Mord ist nicht normal", sagte Frank.
    Joe zuckte die Schultern. „Mir geht es hier nicht darum, das Problem von einer moralischen oder juristischen Warte aus zu betrachten. Ich will nur wissen, ob Sie sich Zutrauen, einen Menschen in dieser Absicht anzugreifen."
    „Das ist eine verrückte Frage."
    „Setzen wir einmal den Fall, Sie lebten unter einer Diktatur und fänden plötzlich Gelegenheit, den gehaßten Diktator zu töten. Ihnen wäre klar, daß damit das Volk vom Tyrannen befreit, und daß Tausenden von Menschen geholfen würde."
    „Tja", meinte Frank gedehnt. „Das wäre natürlich etwas anderes ..."
    „Es wäre trotzdem Mord", sagte Joe.
    „Sicher. Aber..."
    „Nun?"
    „Ach, ich habe keine Lust, darüber zu sprechen. Das ist kein Thema, das ich schätze.“
    „Laß ihn aussteigen", sagte das Mädchen zu Joe. „Du siehst doch, daß er sich nicht wohl fühlt."
    Joe lenkte den Wagen an den Rand des Bürgersteigs und trat auf die Bremse. Als sie standen, sagte er: „Bitte, mein Freund. Ich konnte nicht wissen, daß Sie von so mimosenhafter Empfindlichkeit sind. Sie können gehen."
    Frank spürte, wie sich eine tiefe Leere in ihm ausbreitete. Draußen war es dunkel, ungemütlich, feindlich. Im Wagen herrschte eine Atmosphäre von Luxus und Geborgenheit. Die Nähe des Mädchens bezauberte ihn, und obwohl er das Thema, das man ihm aufgezwungen hatte, haßte widersetzte er sich gleichzeitig dem Gedanken, diese beiden Menschen ebenso schnell zu
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