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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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niedergeschlagen. Heute geht aber auch alles schief. Es wird am besten sein, die Stunden bis zur Nacht in irgendeiner Kneipe zu vertrödeln. Dort kann mir wenigstens nicht viel passieren. In einem kleinen Hotel am Battersea Park nahm er den Lunch ein, und bis zum Abend saß er dann in einer Weinstube in der Surey Lane. Nach Einbruch der Dämmerung verließ er das Lokal und ging mit etwas schwankenden Schritten auf den Burtons Court zu. Er hatte eigentlich schon genug getrunken, aber da er absolut nicht nach Hause wollte, mußte er wohl oder übel ein neues Lokal aufsuchen. Diesmal entschied er sich für den Spielsaloon Benjamin. Dort war er schon öfter gewesen. Meist mit seinen Kollegen vom Klub. Er kannte die Bedienungen, die Stammgäste und die meisten Spieler. Auch in diesem Lokal würde ihm wahrscheinlich nicht viel passieren. Unter zahlreichen Gästen war er am sichersten aufgehoben. Der Spielsaloon bestand aus vier durchgehenden Räumen, die nüchtern und schmucklos ausgestattet waren. Überall standen Spieltische herum. Das Klatschen der Karten, das Klirren der Billardkugeln, das Gemurmel der Gäste verflocht sich zu einem brausenden Lärm.
    „Hallo, Mr. Clay?“, rief ihm eine flotte Bedienung zu. „Hier ist noch ein Platz für Sie frei. Sie machen doch sicher ein Spielchen mit?“
    „No, danke, Miss Brest“, sagte Charles Caly müde. „Ich bin nicht aufgelegt dazu. Bringen Sie mir einen Gin!“
    Er setzte sich in die hinterste Ecke, wo es am dunkelsten war. Er merkte kaum, daß Jenny Brest den bestellten Gin vor ihn hinschob. Er nahm auch keine Notiz davon, als sie sich an seine Seite setzte. Erst als er den weichen Druck ihrer molligen Arme spürte, erwachte er aus seinem Brüten. Er starrte sie aus glasigen Augen an.
    „Was ist denn?“, fragte er mit schleppender Stimme.
    „Was soll schon sein?“, lächelte Jenny Brest. „Sie sind heute aber komisch, Mr. Clay. Sonst waren Sie doch immer so nett zu mir.“
    Charles Clay hob die Schultern. Er wußte selbst nicht, was mit ihm los war. Noch nie hatte er sich so entmutigt und deprimiert gefühlt. Eine bange Ahnung verdüsterte sein Gemüt. Am liebsten hätte er sich irgendwo verkrochen, wo er keinem Menschen begegnet wäre.
    „Bleiben Sie länger?“, fragte Jenny Brest wißbegierig. „Ich habe bis zwölf Uhr Dienst. Nachher werde ich im Odeon noch ein Tänzchen aufs Parkett legen. Allein geht es leider schlecht. Ich suche noch den richtigen Partner. Sie würden gerade passen, finde ich.“
    Zu anderen Zeiten hätte Charles Clay bestimmt nicht nein gesagt. Aber heute ging ihm alles gegen den Strich. Er wollte seine Ruhe haben.
    „Lassen Sie mich allein“, bat er murmelnd. „Ich habe über Verschiedenes nachzudenken. Morgen sieht vielleicht alles wieder anders aus. Dann werde ich Sie gern ins Odeon begleiten.“
    „Na gut“, meinte Jenny Brest schnippisch. „Ganz wie Sie wollen.“
    Sie erhob sich und tänzelte mit ihren schlanken Beinen an einen anderen Tisch. Man hörte sie noch eine Weile lachen und kichern. Später verschwand sie dann in einem anderen Raum. Charles Clay stützte den Kopf auf die Fäuste und brütete schweigsam vor sich hin. Sein sonst so sympathisches, jugendliches Gesicht war jetzt gerötet und aufgedunsen. Angewidert schob er das Schnapsglas zur Seite. Er wußte, daß er keinen Tropfen mehr hinunterbringen würde.
    „Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte er unwirsch, als Jenny Brest zwei Stunden später erneut an seinem Tisch auftauchte. „Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß ich nicht gestört werden will.“
    „Tut mir leid, Mr. Clay“, sagte das flotte Mädchen. „Kommen Sie bitte ans Telephon! Es will Sie jemand sprechen.“
    „Mich?“, fragte Charles Clay ungläubig. „Das ist doch ausgeschlossen. Niemand weiß, daß ich mich in diesem Lokal aufhalte.“
    Jenny Brest verlor die Geduld. Sie zerrte den störrischen Gast vom Stuhl hoch und schleppte ihn in den Flur hinaus. Erst vor dem Telephonkasten ließ sie ihn wieder los. Sie deutete auf den abgehängten Hörer. „Überzeugen Sie sich selbst“, schmollte sie ärgerlich. „Der Herr hat ganz klar und deutlich Ihren Namen genannt.“
    Ja, es war so, wie sie sagte. „Sind Sie‘s, Mr. Clay?“, fragte eine näselnde Stimme aus dem Apparat. „Na, endlich! Wo stecken Sie denn so lange? Kommen Sie bitte sofort ins Hotel Astoria. Ich erwarte Sie im großen Klubsaal. Bis wann können Sie hier sein?“
    „Moment mal“, stotterte Charles Clay mit
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