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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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schwerer Zunge. „Sie müssen sich in einem Irrtum befinden, lieber Freund. Wir kommen doch erst am Freitag wieder zusammen. Heute dürfte sich niemand von den Mitgliedern im Hotel Astoria befinden.“
    „Tun Sie, was ich sage“, schnarrte der andere ungeduldig. „Kommen Sie sofort in den Klub. Es geht um Sidney Romer, verstehen Sie? Sicher wissen Sie Bescheid. Diese Besprechung duldet keinen Aufschub.“
    Charles Clay überlegte eine Weile hin und her. Er konnte nicht mehr klar denken. Der Alkohol umnebelte seinen Verstand. Unablässig schielte er auf seine Armbanduhr nieder. „Ich bin hier im Spielsalon Benjamin“, murmelte er schließlich, „also keine dreihundert Yard vom Hotel Astoria entfernt. Ich werde in spätestens fünf Minuten bei Ihnen sein.“
    Er hängte den Hörer auf die Gabel, bezahlte bei Jenny Brest seine Zeche und schritt kurz nachher in den lauen Septemberabend hinaus. Die hellen Lichter der Neonröhren und der Straßenlaternen begleiteten ihn auf seinem Weg. Er schaffte die kurze Strecke in wenigen Minuten. Fast genau mit dem Glockenschlag zehn Uhr erreichte er das Hotel Astoria. Er betrat es aber nicht durch den Haupteingang, sondern von der Rückseite her. Der Klub hatte seit jeher seinen eigenen Aufgang, und jedes Mitglied besaß einen Schlüssel für das Seitenportal. Charles Clay schloß die Tür auf und schaltete die Treppenbeleuchtung ein. Dann warf er eine Münze in den Liftautomaten und fuhr in den vierten Stock empor.
    „Ich wußte es ja“, murmelte er verdrossen. „Man hat sich einen albernen Scherz mit mir erlaubt. Kein Mensch hält sich in diesen ungeheizten Räumen auf.“
    Die Flure lagen dunkel. Die Türen zu den Klubräumen waren geschlossen bis auf eine. Charles Clay machte Licht und ging auf die offene Tür zu. Sie führte in den großen Versammlungsraum. Er knipste den Schalter um; im gleichen Moment flammte der festliche Lüster auf. Die polierten Flächen des hufeisenförmigen Tisches glänzten matt im Schein der vielen Lampen. Sämtliche Stühle waren leer. Durch den weiten Raum wehte ein frostiger Luftzug. Charles Clay blickte eine Weile kopfschüttelnd vor sich hin. Er ärgerte sich über seine Dummheit. Wie hatte er sich nur hierher locken lassen können. Er hätte doch von Anfang an wissen müssen, daß man ihm da ein faules Ei unter die Weste schob. Er drehte sich schwerfällig um, griff nach dem Lichtschalter und löschte alle Lichter. In diesem Moment geschah es. Noch ehe Charles Clay die Tür erreichte, spürte er plötzlich mit heißer Angst, daß jemand in seinem Rücken war. Er hörte einen raschen Atem, er vernahm das leise Rascheln eines Mantels.
    „Wer ist da?“, fragte er töricht.
    Niemand antwortete ihm. Eine Sekunde lang blieb alles still. Diese eine Sekunde dehnte sich zu einer Ewigkeit. Dann fiel plötzlich brutal und hinterhältig der tödliche Schlag. Ein krachender Hieb traf Charles Clay oberhalb der linken Schläfe. Er hatte das gräßliche Empfinden, als zerspränge sein Schädel in tausend Splitter. Wahnsinnige Schmerzen zuckten durch sein Hirn. Er schrie gemartert auf. Aber unter dem nächsten Hieb verstummte er endgültig. Seine Zunge wurde lahm und gefühllos. Auch die Schmerzen hörten auf. Charles Clay wußte nicht mehr, was mit ihm geschah. Besinnungslos taumelte er in die Arme des Todes.

    3

    Sidney Romer saß gerade an seiner Hausbar und döste mißmutig vor sich hin, als der röchelnde Todesschrei Charles Clays erklang. Dumpf und unwirklich kam dieser Schrei die Treppe herauf. Gespenstisch verhallte er in der stillen Wohnung. Sidney Romer fuhr jäh aus seinem Brüten hoch. Sein Gesicht verfärbte sich. Splitternd zerklirrte eine Flasche am Boden. Er hatte sie in seiner Erregung umgestoßen, ohne es zu merken. Ich bin wirklich verrückt, dachte er gepeinigt. Ich gehöre wieder nach Tootham. Hier werde ich nur zum Gespött des Personals und der Gäste. Sie werden mich auslachen, wenn ich wieder die Polizei rufe. Sie werden mich noch heute Nacht in die Anstalt zurückschaffen lassen. Er verließ die Wohnung, gin hinaus ins Treppenhaus und lauschte in das vierte Stockwerk hinunter. In fiebernder Ungeduld wartete er darauf, daß sich der dumpfe Hilferuf wiederholen würde. Aber nichts geschah. In den Räumen des Klubs blieb alles still. Zwei, drei Minuten hörte man keinen Ton. Dann erklangen hastige Schritte auf der privaten Klubtreppe. Irgendwo fiel eine Tür ins Schloß. Das war alles. Anschließend war es wieder so still wie
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