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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Farrington und klopfte zerstreut an seine Brusttasche. „Ich hoffe, Sie werden mir keinen unnötigen Kummer machen, Mr. Römer. Denken Sie bitte immer daran, daß Sie nur auf Probe entlassen wurden. Bei der ersten Dummheit, zu der Sie sich hinreißen ließen, würden Sie wieder hinter den Mauern von Tootham verschwinden. Und das wollen Sie doch sicher nicht?“
    „Nein, auf keinen Fall“, stieß Sidney Romer rau hervor. „Ein zweites Mal ginge ich nicht dorthin.“
    „Na also“, meinte William Farrington beruhigt. „Wenn Sie sich zusammennehmen, wird alles gut gehen, Mr. Romer. Ich wünsche Ihnen viel Glück für den schweren Anfang!“
    Der Wagen fuhr am Battersea Park vorüber, überquerte die Themse und hielt schließlich am Kings Walk in Chelsea an. Ein mächtiges Gebäude erhob sich zur Rechten. „Hotel Astoria“, stand auf der stelzen Fassade zu lesen. Hunderte blankgeputzter Scheiben glänzten im Sonnenlicht. Vor der Drehtür des prunkvollen Eingangs stand ein livrierter Portier. Als er die Nummer des Wagens erkannt hatte, trat er rasch heran, zog höflich die Mütze und riß den Schlag auf.
    „Willkommen, Sir!“, sagte er zur Begrüßung. „Begeben Sie sich bitte ins Foyer. Das Personal ist vollzählig zu Ihrem Empfang versammelt.“
    „Kommen Sie“, raunte der Rechtsanwalt gedämpft. „Jetzt können Sie zeigen, was in Ihnen steckt, Mr. Romer. Sie sind der Chef dieses Hauses. Vergessen Sie das bitte keinen Augenblick.“
    Sidney Romer atmete gepreßt und stockend. Mit steifen Schritten ging er auf die Drehtür zu. Verlegen und gehemmt suchte er Schutz hinter dem Rücken des Rechtsanwalts. Es war ganz einfach zuviel, was man da von ihm verlangte. Viele Monate lang hatte er völlig allein in einer Krankenzelle gesessen. Nun sollte er plötzlich vielen Menschen entgegentreten und eine Ansprache halten. Er fürchtete sich vor den lauernden und spöttischen Blicken des Personals. Sie alle wußten, wo er gewesen war.
    Er stockte mitten im Schritt, als sich der Geschäftsführer nach einer höflichen Verbeugung vor ihm aufbaute. „Willkommen, Sir“, sagte er mit der gleichen Miene und demselben dünnen Lächeln wie der Portier. „Wir begrüßen Sie in Ihrem eigenen Hause, Sir! Jedes Wort von Ihnen wird uns in Zukunft ein Befehl sein.“
    Sidney Romer blickte scheu in die vielen Gesichter. Sie standen in zwei Reihen hintereinander, die Zimmermädchen und Büfettdamen, die Etagenkellner, die Hausdiener und Pagen. Sie alle sahen ihn höflich und ehrerbietig an. Nirgends ein spöttisches Lächeln oder ein abfälliges Grinsen. Sie alle warteten auf seine Begrüßungsrede. Sidney Romer räusperte sich. Seine Stimme gab kaum einen Ton. Er mußte mehrmals ansetzen. „Ich war lange krank“, sagte er mühsam. „Ich lag achtzehn Monate in der Anstalt Tootham. Ich sage Ihnen das selbst, um keine Gerüchte aufkommen zu lassen.“
    Er fuhr sich nervös über die brennende Narbe, die an allem schuld war. Er spürte, daß ihm die Schweißperlen auf der Stirn standen. Auch seine Handflächen waren feucht.
    „Ich hoffe“, fuhr er murmelnd fort, „daß wir gut miteinander auskommen werden. Was mich betrifft, so werde ich Ihnen ein gütiger Chef sein. Ich weiß, was es bedeutet, wenn man unrecht und verletzend behandelt wird.“
    Das war alles, was er zu sagen hatte. Er wandte sich um und blickte hilfesuchend auf seinen Anwalt. Er fühlte sich plötzlich müde wie nie zuvor. Er hatte keinen andern Wunsch, als sich auf ein Sofa zu werfen und auszuruhen.
    „Der Geschäftsführer wird mit Ihnen sprechen wollen“, raunte ihm William Farrington zu. „Er hat gestern bis spät in die Nacht abgerechnet und alles zur Übergabe vorbereitet. Wenn Sie die Bücher geprüft haben, kann er noch heute das Haus verlassen.“
    Sidney Romer drehte sich noch einmal um. Er ging langsam auf Clement Rembolt zu.
    „Sie haben also bisher das Hotel geführt“, murmelte er halblaut.
    „Yes, Sir!“
    „Ich bin Ihnen sehr dankbar“, fuhr Sidney Romer leise fort.
    „Wie ich von meinem Anwalt hörte, haben Sie sich sehr für meinen Betrieb eingesetzt. Nun bitte ich Sie, die Geschäfte einstweilen noch weiterzuführen. Ich selbst bin dazu nicht in der Lage. Wollen Sie noch ein halbes Jahr bleiben, Mr. Rembolt?“
    Der Geschäftsführer strahlte hochbeglückt über das ganze Gesicht. „Aber selbstverständlich, Sir! Ich wüßte nicht, was ich lieber täte. Dieses Hotel ist mir ans Herz gewachsen. Es ist das schönste Haus, in dem ich
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