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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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je gearbeitet habe.“
    „Gut“, sagte Sidney Romer erleichtert. „Wir werden morgen alles weitere besprechen. Jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich werde mich in meine Wohnung zurückziehen.“
    Die Privaträume lagen im obersten Stockwerk. Der Lift brachte Sidney Romer und den Rechtsanwalt nach oben.
    „Sie erinnern sich doch noch an alles?“, murmelte William Farrington so leise, daß ihn der Liftboy nicht verstehen konnte.
    „Die Speisesäle liegen im Erdgeschoß und im ersten Stock. Im zweiten und dritten Geschoß befinden sich die Fremdenzimmer. Im vierten Stock sind die Klub räume untergebracht.“
    „Ja“, sagte der Rechtsanwalt gleichgültig. „Es ist noch immer der alte Klub. Sie erinnern sich doch? Die Herren haben die Räume schon seit drei Jahren gemietet.“
    Und ob sich Sidney Romer erinnerte. Wieder fuhr er nervös über die brennende Narbe. Sein Gesicht wurde um einen Schein bleicher. Verstört starrte er durch die gläserne Lifttür in die Flure des vierten Stockwerks hinein, das eben vorüberzog. Ein paar Sekunden später hielt der Lift an.
    „Hier wären wir also“, lachte William Farrington polternd.
    „Sie werden erstaunt sein, Mr. Romer. Es ist alles auf neuen Glanz poliert.“
    Die Wohnung, die sich im obersten Geschoß vor ihnen auftat, hätte einem Generaldirektor alle Ehre gemacht. Im Empfangssalon verströmten unzählige Blumengebinde einen betörenden Duft. Alle Möbel waren aus kostbarsten Edelhölzern gefertigt, die Teppiche, die Vorhänge und Lüster hatten sicher ein Vermögen gekostet. In einer mit violettem Samt ausgeschlagenen Hausbar standen unzählige Flaschen zum Begrüßungstrunk bereit.
    „Wie wär's mit einem kleinen Drink zum Einzug?“, fragte William Farrington und fuhr mit der Zunge über die trockenen Lippen.
    „No, danke“, sagte Sidney Romer erschöpft. „Lassen Sie sich nicht aufhalten, wenn Sie etwas trinken wollen. Ich selbst bin zu müde. Ich werde mich gleich niederlegen.“
    Das tat er dann auch. Angekleidet, wie er war, warf er sich auf einen breiten Diwan und vergrub den heißen Kopf in den seidenen Kissen. Die wenigen Stunden in der Freiheit hatten ihn so erregt, daß er schon wenige Minuten später in einen bleiernen Schlaf fiel. Stundenlang lag er da, ohne sich zu rühren. Es wurde dunkel vor den Fenstern. Farbig zog der Widerschein der Lichtreklamen an den Vorhängen auf und ab. Die Nacht erwachte mit tausend Stimmen. Leise klang der Verkehrslärm von der Straße herauf. Musikfetzen, dazwischen Autohupen und die heiseren Rufe der Zeitungsverkäufer, das alles vermischte sich zu einem dumpfen Dröhnen. Sidney Romer hörte nichts davon. Er schlief bis tief in die Nacht hinein. Dann erwachte er plötzlich. Fröstelnd blickte er sich um. Ein irrer, gellender Schrei hatte ihn geweckt. Ein Schrei, wie ihn nur der Wahnsinn oder die Todesangst formen konnte.
    „Wärter!“, rief Sidney Romer mit erstickter Stimme. „Hallo, Wärter!“
    Es dauerte einige Sekunden, bis er begriff, daß er nicht mehr in der Anstalt Tootham war. Die letzten Ereignisse zogen in fiebriger Eile an ihm vorüber. Mit leeren Blicken starrte er in das Dämmerlicht der prächtigen Wohnung. Und dann kam wieder dieser Schrei. Ein hoher, schriller, spitzer Schrei. Er kam von der Wohnungstür her. Ein Zweifel war ausgeschlossen. Sidney Romer sprang hastig vom Lager auf und schüttelte flüchtig den zerdrückten Anzug zurecht. Dann lief er mit gehetzten Schritten auf die Tür zu. In atemloser Erregung riß er sie auf. Verstört spähte er auf den Flur hinaus. Mit zitternden Fingern schaltete er die Nachtbeleuchtung ein. Es war nichts zu sehen. Kein Mensch hielt sich in der Nähe auf. Friedlich lag der lange Korridor im bläulichen Schein der Lampen.
    Sidney Romer beugte sich über das Geländer und lauschte in das nächste Stockwerk hinunter, das die Klubräume beherbergte. Noch im gleichen Moment prallte er erschreckt zurück. Die dünnen Hilferufe wiederholten sich. Spitz und gellend schlugen sie zu ihm herauf. Das fängt schon gut an, dachte Sidney Romer betroffen, während er die Treppe hinunterstürmte. Da der Klub an diesem Abend keine Sitzung abhielt, waren die Räume leer und ungeheizt. Eine kalte Luft wehte Sidney Romer entgegen. Vier Türen waren geschlossen. Aber eine stand weit offen. Sidney Romer ging zögernd heran. Wieder tasteten seine Hände fahrig über die Mauerwände. Er suchte den Lichtschalter. Ein paar Sekunden später wurde es hell. Sidney Romer sah eine
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