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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten
Autoren: Bodil Mårtensson
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täten.«
    »Nein, nein! Das ist sicher nicht nötig.«
    »Na gut, dann gehe ich davon aus, dass Sie meinen Bericht absegnen?«
    »Doch, sicher.«
    »Können wir dann zum nächsten Punkt kommen?«
    »Okay. Doch eine Verletzung ist immerhin eine Verletzung. Und wir wollen doch keinerlei Missstimmung innerhalb der Polizei aufkommen lassen, nicht wahr?«
    »Nein, natürlich nicht«, seufzte Hill und wechselte das Thema. »Wie gehen wir im Hinblick auf die Tochter nun weiter vor?«
    »Malin Angelica Nilsmed, ja«, las der zuständige Staatsanwalt. »Wir müssen das Ergebnis der psychologischen Untersuchung abwarten. Wie alt ist sie, sagten Sie? Vierzehn? Dann können wir keine Anklage erheben. Das ist wohl eher ein Fall für das Jugendamt, möglicherweise in Zusammenarbeit mit der Psychiatrie.«
    Hill seufzte erneut. Das einzig Positive daran wäre, dass der arme Rentner aus Råå anonym blieb.
    Dennoch fand er die junge Dame für ihr Alter ziemlich gerissen und keineswegs kindlich, was die Durchführung ihrer Pläne betraf. Wenn sie sich nun tatsächlich im Dickicht ihrer hasserfüllten Seele verirrt hatte, so war es ihr doch meisterlich gelungen, alles Wissenswerte in Erfahrung zu bringen und daraufhin ihre Pläne mit Bewusstheit und einigem Geschick in die Tat umzusetzen. Und alles im Schutz des kompakten elterlichen Desinteresses gegenüber dem, was sich in ihrer abgeschlossenen Teenagerhöhle zusammenbraute.
    Würde sich jetzt also die Tatsache, dass sie in ihrem Alter noch nicht strafmündig war, als immunitätsstiftend erweisen? Der Fötus in Anne Smitts Bauch war ein Junge gewesen, der Halbbruder des Mädchens. Ein vollkommenes, wohl geformtes kleines Geschöpf, dem sie nicht die geringste Chance gegeben und mit dem sie kein Erbarmen gehabt hatte.
    Der Gedanke war abstoßend, doch dass seine empfindsame Reaktion auf das tote Kind seine eigene Unruhe widerspiegelte, war ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Und dennoch vermischten sich in seinem Kopf die Bilder des toten Jungen von Anne Smitt mit dem winzigen Geschöpf in Catharinas Bauch.
    »Tja, es ist wirklich die Frage«, setzte der Staatsanwalt hinzu, ohne die Gedanken von Hill ahnen zu können, »ob wir das Mädchen überhaupt nachweislich des Verbrechens bezichtigen können. Ich denke, in ihrem Alter gestehen die jungen Leute alles Mögliche, nur um am nächsten Tag ihr Geständnis zu widerrufen. Sie kann ja jederzeit behaupten, dass sie ihrer Mutter nur ein Praliné anbieten wollte und keine Ahnung hatte, dass es vergiftet war.«
    »Aber wir haben noch andere Indizien«, betonte Hill, »wir haben Nane.«
    »Nilserik ›Nane‹ Norman, ja«, zitierte Stenlund, nachdem er erneut den Bericht zu Rate gezogen hatte, »ein stadtbekannter Verbrecher und Lügner. Wenn das Ganze gerichtlich überprüft werden sollte, was es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wird, so würde es jedem mittelmäßigen Anwalt gelingen, die Aussage des jungen Mannes zu zerpflücken, bis am Ende nur noch Krümel übrig bleiben.«
    »Schon möglich«, gab Hill zu, »doch es dürfte für Malin nicht leicht werden, den Umgang mit dem Gift zu leugnen.«
    »Den Umgang?«
    »Ja, Zyanidwasserstoff hat die Eigenschaft, leicht von der Haut aufgenommen zu werden, allein schon durch die Handhabung. Wir haben natürlich sofort eine toxikologische Analyse der Blutprobe von Malin angefordert, und wenn sich darin nicht minimale Spuren finden, dann fresse ich einen Besen.«
    Er hatte zwar keinen Besen zur Hand, doch der Staatsanwalt würde es diesmal hoffentlich nicht so genau nehmen. Außerdem war sich Hill seiner Sache so sicher, dass er mit seiner Bemerkung kaum etwas riskierte.
    Darüber hinaus hoffte er innerlich – um der Tragödie wenigstens einen Sinn abgewinnen zu können –, dass die Nilsmedtochter als psychisch krank eingestuft werden würde. Wenn man sie einige Jahre behandelte, hätte ihre kranke Seele vielleicht eine Chance zu heilen. Und sicherlich würde ihre Mutter sie nicht im Stich lassen.
    »Ja«, sagte Stenlund und sah gestresst auf seine Armbanduhr, »dann warten wir also das Resultat ab und schauen, was die Voruntersuchung an Ergebnissen liefert. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, denn man wartet bereits auf mich. Ich muss zu einer Verhandlung …«
    »Okay, dann hören wir später voneinander«, antwortete Hill und stand etwas mühsam auf. Er hatte sich wahrscheinlich am gestrigen Abend, als er sich auf Berit Nilsmed gestürzt hatte, einen Muskel überdehnt. Es
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