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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten
Autoren: Bodil Mårtensson
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schmerzte höllisch in der Seite, und er verzog das Gesicht ganz ähnlich wie Gårdeman vorhin.
    »Oh, ist Ihnen nicht gut?«, fragte der Staatsanwalt, während er den Kommissar beunruhigt über den Rand der geschliffenen Gläser seiner Lesebrille betrachtete.
    »Nur eine leichte Verletzung vom Einsatz gestern Abend, aber eine Verletzung ist ja immerhin eine Verletzung«, grinste Hill. »Vielleicht sollte ich meinerseits jemanden verklagen?«
    Doch Stenlund antwortete nicht, und Hill machte sich auf den Rückweg zum Polizeipräsidium. Er trottete über den immer noch weißen frischen Neuschnee, der über Nacht gefallen war und den Eindruck erweckte, als wollte er die Wirklichkeit mit einer schönen, täuschend echten Reinheit überziehen.
     
    Auf dem Präsidium wurde er vom Terminator empfangen, der schon eine ganze Weile vor der Rezeption auf und ab gestampft war. Doch wie um alles in der Welt sah er eigentlich aus?
    »Da schau mal einer an!«, begrüßte Hill ihn überrascht.
    »Was ist denn?«, fragte der Terminator leicht säuerlich.
    »Ich meine Ihre Aufmachung«, sagte Hill ironisch. »Schicke Krawatte, wenn Sie mich fragen. Und der Grund für diesen totalen Stilwechsel?« Plötzlich fiel ihm ein, was auf der Tagesordnung stand. »Ja, natürlich!«, sagte er. »Kommen Sie, dann werden wir sehen, was wir für Sie tun können.«
    Der Terminator folgte Hill die Treppen hinauf und warf Joansson, der ihn durch die Glasscheibe so überaus interessiert musterte, einen zornigen Blick zu. Was gab es da eigentlich zu stieren – hatte er etwa noch nie einen Mann im Anzug gesehen?
    Der Terminator und Kåge waren ungefähr gleich groß, und gestern Abend war Kåge nach längerem Nachdenken eingefallen, dass er eventuell noch etwas in seinem Kleiderschrank hatte. Etwas, das er dem Boss leihen konnte.
    Die Kreation bestand aus einem hellgrauen, silbermelierten Anzug aus Kammgarnstoff mit mehr als reichlich bemessenen Schulterpolstern. Er saß ein wenig eng, sodass der Terminator den Bauch einziehen musste, um das Jackett zuknöpfen zu können. Beim Binden der schwarzen Samtkrawatte hatte er sich von Kåge helfen lassen müssen. Die zu den Zehen hin spitz zulaufenden Mückenjäger hingegen, die im Übrigen perfekt an seinen Füßen saßen, hatte er eigens tadellos geputzt.
    Über dem Arm hielt er einen schäbigen alten Tweedmantel, den er irgendwo in den eigenen Katakomben aufgetrieben hatte.
    Das Ganze sah in Kombination mit den roten Haaren des Terminators zum Totlachen aus.
    »Mein Gott, Sie sind ja ausstaffiert, als würde Ihnen der Prozess gemacht«, sagte Hill und wandte sich dem Terminator zu, der hinter ihm den Korridor entlang trabte. »Oder als wollten Sie zum Zirkus?! Woher haben Sie denn bloß dieses extravagante Teil? Aus dem Antiquitätenladen?«
    »Ach, hören Sie auf«, antwortete der Motorradrocker gereizt.
    »Schon gut«, lachte Hill und öffnete die Tür zu seinem Raum. »Setzen Sie sich, dann schauen wir, ob es geklappt hat.«
    Hill nahm autoritär auf seinem Schreibtischstuhl Platz und griff resolut nach dem Telefonhörer. Der Terminator schien sich wie zu Hause zu fühlen und ließ sich auf den kanarienvogelgelben Besuchersessel gegenüber fallen. Endlich brauchte sich Hill einmal keine Gedanken darüber zu machen, ob der Bezug Ölflecke aufweisen würde, nachdem der Terminator darin gesessen hatte.
    »Hallo, Barbro, hier ist Joakim Hill«, meldete er sich. »Ich wollte wissen, wie es gelaufen ist. Du hast doch die Kopien von dem Vorschlag der Polizeileitung erhalten, nehme ich an? Ja, das Papier mit der Förderung gesellschaftlich relevanter Maßnahmen im Hinblick auf interkulturelle Integrationsbestrebungen.«
    Hill wartete ihre Antwort ab. »Sicher«, sagte er dann, »von unserer Seite aus spricht nichts gegen eine Berechtigung. Nennen wir es einen auf Vertrauen basierenden, kulturellen Einsatz.« Dann konzentrierte er sich erneut auf ihre Ausführungen und nickte hier und da stumm. Schließlich brauchte er überhaupt nichts mehr zu sagen, dafür redete seine Gesprächspartnerin umso mehr.
    Der Terminator konnte nicht verstehen, was sie sagte, doch er hörte, wie sich ein nicht abreißender Strom von Informationen in Hills Ohr ergoss, ohne wieder zum Vorschein zu kommen. In Ermangelung einer sinnvollen Beschäftigung kaute er ungeduldig auf seinen ölverschmierten Fingernägeln, merkte dann jedoch, dass sie entsetzlich schmeckten, und legte daraufhin die Hände in den heute ausnahmsweise
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