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Komm schon

Komm schon

Titel: Komm schon
Autoren: Carly Phillips
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Sophie, die Mittlere seiner Nichten, in einem bodenlangen Flanellnachthemd aufgebaut hatte, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Solltest du nicht im Bett sein?«, brummte Yank.
    Die Kleine zuckte die Achseln. »Meine Nase ist verstopft. Ich will mit Lola reden«, quengelte sie. Yanks Assistentin Lola war die einzige weibliche Bezugsperson für die Mädchen. Dass sie außerdem seine Geliebte gewesen war, ahnten die drei natürlich nicht.
    Yank lag es zwar fern, ihnen den Kontakt zu Lola zu untersagen, aber die Allgegenwart dieser Frau verkomplizierte sein Leben und erinnerte ihn ständig an ihre heiße Affäre. Er hatte mit Annabelle, Sophie und Micki bereits alle Hände voll zu tun - da konnte er darauf verzichten, dass auch noch Lola Ansprüche an ihn stellte und von ihm verlangte, auf wichtige Dinge im Leben zu verzichten. Auf Poker und Zigarren etwa.
    »Darf ich Lola anrufen, Onkel Yank? Bitte!«, bettelte Sophie.
    »Ja, darf sie Lola anrufen?«, wiederholte Spencer lachend.
    »Als hättest du etwas dagegen, den lieben langen Tag dieses Prachtweib um dich zu haben, was, Morgan?«
    Yank verzog das Gesicht. »Nimm lieber ein Aspirin«, befahl er seiner Nichte.
    »Aspirin ist nicht gut für Kinder, es kann eine Krankheit namens Reye-Syndrom auslösen. Lola wüsste das«, sagte Sophie vorwurfsvoll.
    Yank stöhnte. »Also gut, wenn du unbedingt willst, dann ruf sie an. Aber mach ihr klar, dass ich beschäftigt bin.«
    Sophie verdrehte die Augen. »Das weiß sie doch. Jeder weiß, dass ihr am Dienstag Poker spielt.« Sie tappte zu ihm und küsste ihn auf die Wange. »Danke, Onkel Yank. Ich werde euch nicht mehr stören, versprochen.«
    Er drückte sie fest an sich. »Du störst nie.«
    Sophie verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Ehrlich?«, fragte sie ernst. Sie klang wieder einmal viel zu reif für ihre elf Jahre.
    So wurden Kinder eben, wenn sie früh ihre Eltern verloren, das wusste Yank inzwischen. Annabelle, die Älteste, schlüpfte in Lolas Abwesenheit stets in die Mutterrolle, kommandierte ihre Schwestern herum und sorgte dafür, dass sie sich benahmen. Micki, die Jüngste, saß ihm ständig auf der Pelle, wohl, weil sie fürchtete, er könnte wie ihre Eltern auf Nimmerwiedersehen verschwinden, wenn sie ihn auch nur einmal kurz aus den Augen ließ. Und Sophie steckte andauernd die Nase in irgendein Buch, als wollte sie der Wirklichkeit entfliehen. Das Wissen, das sie dabei ansammelte, diente ihr dazu, alles und jeden in ihrer Umgebung zu kontrollieren.
    Auf diese Weise wollte sie vermutlich verhindern, dass ihr noch einmal die wichtigsten Menschen in ihrem Leben abhanden kamen. Seit wann bin ich eigentlich unter die Psychologen gegangen?, fragte sich Yank. »Dann mal los«, sagte er sanft. »Je eher du Lola anrufst, desto eher bekommst du deinen Schlaf.«
    Sophie nickte. »Okay.« Sie rannte aus dem Zimmer. Gleich darauf hörte er sie in der Küche ins Telefon plappern.
    »Entschuldigt«, murmelte Yank. »Weiter geht‘s.«
    Spencer nippte an seinem Whiskey. »Mistkerl. Ich bin draußen.« Er schob seine Karten zusammen. »Ich werde mich jetzt meiner Zigarre widmen und Yank dabei zusehen, wie er euch Verlierer nach allen Regeln der Kunst ausnimmt.«
    Doch als Spencer die Hand nach seiner Zigarre ausstreckte, griff er ins Leere. Er runzelte die Stirn. »Es genügt dir wohl nicht, dass du den Gewinn einstreichst, Morgan? Musst du mir auch noch aus Jux und Tollerei meine Zigarre verstecken?«
    Yank pfefferte seine Karten auf den Tisch. »Solche Unterstellungen muss ich mir nicht bieten lassen. Ich gewinne hier auf grundehrliche Art und Weise! Und warum sollte ich dir deine dämliche Zigarre verstecken? Ich glaube eher, du wirst langsam alt und vergesslich - hast du dir überhaupt eine angesteckt?«
    Curly erhob sich. »Immer mit der Ruhe, Jungs. Keine Kabbeleien in den eigenen Reihen. Spencer, du kannst meine Zigarre haben. Wenn meine Göttergattin riecht, dass ich gequalmt habe, übergießt sie mich mit Kerosin und greift zu den Streichhölzern. Hey, Moment mal...«
    Allmählich beschlich Yank eine dunkle Vorahnung. Er verzog das Gesicht. »Ist deine etwa auch verschwunden?«
    Curly nickte.
    »Mel?«
    »Meine ist auch weg«, bestätigte der vierte Mitspieler Yanks Verdacht.
    Yank stöhnte. »Sophia Francesca Jordan!«, donnerte er. »Komm auf der Stelle her.«
    »Du musst nicht so brüllen, Onkel Yank. Ich bin hier«, ertönte es unter dem Tisch.
    Wie zum Teufel war das kleine Biest unbemerkt dorthin
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