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Koma

Koma

Titel: Koma
Autoren: Robin Cook
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Ende befestigte er an der Apparatur, und als er den Blasebalg betätigte, hob sich Nancys Brustkasten wie erwartet. Dr. Billing horchte mit dem Stethoskop und war zufrieden: alles in Ordnung. Er regelte die künstliche Beatmungsmenge, kontrollierte das Gemisch und befestigte den Luftröhrenschlauch mit mehreren Pflasterstreifen. Dann adjustierte er den Tropf. Allmählich schlug sein eigenes Herz wieder normal. Nach außen hin ließ er sich nie etwas anmerken, aber die Einführung des Schlauches nahm ihn immer stark mit. Waren die Muskeln des Patienten erst einmal gelähmt, mußte man äußerst schnell und präzise zu Werk gehen.
    Dr. Billings Kopfnicken zeigte Gloria D’Mateo, daß sie mit den Operationsvorbereitungen beginnen konnte. Dr. Billing selbst durfte es jetzt ruhig angehen lassen. Ihm oblag lediglich die genaue Beobachtung von Herzschlag, Blutdruck und Temperatur. Solange der Patient sich im Zustand der Lähmung befand, mußte er zur Beatmung den Blasebalg betätigen. In acht bis zehn Minuten würde die Droge ihre Wirkung verlieren, dann konnte der Patient wieder selbst atmen, und der Narkotiseur hatte es noch leichter. Nancys Blutdruck lag konstant bei 105:70, und ihr Puls hatte sich nach der Aufregung vor der Narkose auf 72 Schläge pro Minute normalisiert. Dr. Billing war rundum zufrieden und freute sich auf seine Kaffeepause in etwa vierzig Minuten.
    Der Eingriff ließ sich glatt an. Dr. Major begann mit der beidhändigen Untersuchung, doch die Muskulatur war ihm noch etwas zu verkrampft. Nancys Blut hatte die Droge bereits weitgehend entgiftet. Dr. Billing gab sofort noch zwei Kubikzentimeter von der Lösung ein und verzeichnete die Dosis gewissenhaft im Narkosebericht. Dr. Major bedankte sich und tat dem Operationsteam kund, daß Nancys Eierstöcke sich wie reife Pflaumen anfühlten. Das war seine Standardbemerkung, wenn alles in Ordnung war. Die Erweiterung des Gebärmutterhalses verlief unproblematisch. Etliche Blutklumpen wurden abgesaugt. Dr. Major begann vorsichtig mit der Ausschabung. Nach einiger Zeit bemerkte Dr. Billing eine leichte Rhythmusveränderung auf dem Monitor. Er beobachtete das elektronische Zucken auf dem Bildschirm. Der Puls fiel ab. Instinktiv pumpte Billing die Blutdruckmanschette auf – 90:60. Das war keineswegs außergewöhnlich niedrig, trotzdem störte es Billings analytisches Hirn. Ob der Eingriff Nancys Blutkonsistenz beeinflußte? Eigentlich kaum möglich. Dennoch nahm Dr. Billing das Stethoskop von den Ohren.
    »Dr. Major, könnten Sie eine Minute unterbrechen? Der Blutdruck ist etwas gefallen. Wie hoch ist der Blutverlust?«
    »Kaum mehr als fünfhundert Kubikzentimeter.« Dr. Majors Kopf kam zwischen Nancys Beinen zum Vorschein.
    »Komisch«, stellte Dr. Billing fest. Er legte das Stethoskop wieder an und maß abermals den Blutdruck – 90:58. Er sah auf den Monitor: Pulsschlag 60.
    »Wie sind die Werte?« fragte Dr. Major.
    »Neunzig zu sechzig, Puls sechzig.« Dr. Billing überprüfte die Einspeisungsventile am Narkoseapparat.
    »Was, zum Teufel, soll daran denn so schlimm sein?« fauchte Dr. Major, der sich in seinem Rhythmus gestört fühlte.
    »Nichts«, gab Dr. Billing zu. »Trotzdem ist eine Veränderung festzustellen. Vorher war alles geradezu ideal.«
    »Na, jedenfalls sieht sie phantastisch aus«, meinte Dr. Major. »Hier unten ist sie rot wie eine Kirsche.« Er war der einzige, der über seinen Witz lachte.
    Dr. Billing sah auf die Uhr: 7 Uhr 48. »Okay, machen Sie weiter. Ich melde mich, wenn sich neue Veränderungen zeigen.« Er drückte den Blasebalg mit ganzer Kraft, um Nancys Lungen soviel Luft wie nur möglich zuzuführen. Irgend etwas störte Dr. Billing, sein sechster Sinn schlug Alarm. Er betätigte den Blasebalg und beobachtete Nancys Reaktionen. Sie war äußerst leicht zu beatmen. Dann hielt er probeweise inne. Der Beutel bewegte sich überhaupt nicht. Nancys eigene Atemreflexe waren gleich Null, obwohl auch die zweite Dosis Succinylcholin inzwischen vom Stoffwechsel weitgehend hätte absorbiert sein müssen.
    Der Blutdruck erhöhte sich leicht, sank dann wieder auf 80:58. Das Piepen im Monitor setzte einmal aus. Als Dr. Billings Blick zum Bildschirm flog, war der Rhythmus wieder normal.
    »Ich bin hier in fünf Minuten fertig«, kam Dr. Majors Stimme von unten. Erleichtert drosselte Dr. Billing die Zufuhr von Lachgas und Halothan und drehte den Sauerstoffhahn auf, um Nancys Narkosegrad zu verringern. Der Blutdruck erhöhte sich auf 90: 60,
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