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Kolonie der Genetics

Kolonie der Genetics

Titel: Kolonie der Genetics
Autoren: Alfred Bekker
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mir das mal an.«

 
10. Kapitel – Wieder zurück
     
    Als ich erwachte, war ich zu Hause.
    Na ja, nicht ganz zu Hause, aber immerhin in der Station. Ich erkannte sofort die typische Oberflächenstruktur der Bauelemente wieder. Ich wurde verhört – so wie auch Cox und Jelinda. Natürlich geschah das getrennt.
    Den Mann, der mir Fragen stellte, hatte ich noch nie gesehen. Er war keiner von uns, keiner der Siedler von Galunda Prime. Aber er gehörte wohl auch nicht zu Colonel Pandavian und seinen Leuten von der REICHENTHAL.
    Der Colonel war übrigens zeitweise bei dem Verhör dabei. Wer von den beiden nun eigentlich in der Hierarchie der Höhere war, wurde mir nie so ganz klar. Ich begann mir ein paar Fragen zu stellen. Aber so schnell würde ich darauf keine Antwort bekommen.
    Mein Befrager war kahlköpfig. Er hatte eine Tätowierung an der Schläfe. Ein Symbol, das ich nicht kannte. Aber ich bin mir sicher, dass er ein Mensch war und kein J'ebeem, auch wenn bei beiden die Sitte, sich zu tätowieren, wohl recht verbreitet sein soll. Zumindest, soweit wir wissen.
    Bei J'ebeem ist die Körpertemperaturverteilung aber deutlich anders als bei Menschen und wenn jemand nicht gerade Polarkleidung oder einen Raumanzug trägt, dann sieht man das auch.
    Nach Galunda Prime dürfte wohl noch nie ein J'ebeem gekommen sein, selbst wenn man in Betracht zieht, dass ein Großteil des Bereichs, der heute von Menschen besiedelt wird, vor langer Zeit wahrscheinlich mal Teil des großen Reichs von Ebeem war.
    Tja, die Langeweile auf diesem Planeten hatte auch seine Vorteile.
    Ich vertrieb mir unter anderem früher die Zeit damit, jenen Teil der Expeditionsberichte des Christophorer-Ordens zu lesen, der über Datentransfer öffentlich zugänglich ist. Die berühmte Expedition von Meister Darenius nach Ebeem gehörte dazu.
    Den ersten richtigen J'ebeem habe ich allerdings erst gesehen, als Dad mich mal auf eine Reise ins Einstein-System mitnahm, weil er da beruflich zu tun hatte. Der J'ebeem, der mir da begegnete, sah einfach völlig anders aus als jeder Mensch – abgesehen von der äußeren Gestalt. Niemand konnte das nachvollziehen, weil alle natürlich nur darauf schauten, wie sein Körper und seine Kleidung das sichtbare Licht reflektierten.
    Aber ich schweife ab.
    Es ist gut zu reden, sagte mein Psychiater immer, den ich mir einige Jahre später nahm, um mit meiner Situation als ausgemustertes Modell fertig zu werden.
    »Reden ist gut und noch besser ist es, wenn Sie alles aufzeichnen und darüber reflektieren. Aber manchmal dient es auch nur dazu, sich vor den eigentlich wichtigen Dingen zu drücken. Verstehen Sie, was ich meine, Simon?«
    Er nannte mich immer beim Vornamen, weil er meinte, das würde eine Atmosphäre der Vertrautheit schaffen. Er hatte recht.
    Im Moment tue ich genau das, wovor er mich immer warnte. Ich weiche aus. Ich rede. Ich schreibe. Ich zeichne auf. Und ich schiebe das eigentlich Wichtige vor mir her, weil ich mich ihm nicht stellen will.
    Also bringen wir's hinter uns.
    Was meinst du?
    Ich komme mir so dämlich dabei vor.
    »Simon, Sie sind nicht Schuld an Ihrer Lage«, hörte ich den Psychiater dann immer sagen. Ich habe im Moment Mühe, mich an seinen Namen zu erinnern. Seinen Nachnamen natürlich. Er wollte immer, dass ich ihn Jim nenne. Aber seinen Nachnamen weiß ich nicht mehr. »Wenn Sie das verinnerlichen, kommen Sie über alles hinweg.«
    Ich wusste schon in dem Moment, als er mir das sagte, dass es nicht stimmte. Aber manche Dinge hört man einfach zu gerne, sodass man sie nicht hinterfragt.
     
     
    Neuer Versuch.
    Zurück ins Verhör nach dem Blackout da draußen in 23-Alpha. Blackout – einen anderen Begriff kann ich dafür einfach nicht finden.
    Der Kahlkopf stellte sich mir nicht vor.
    Als ich ihn fragte, wer er sei, sagte er nur: »Das tut nichts zur Sache.«
    Mir war klar, dass ich irgendein Zeug bekommen hatte. Eine Droge, die mich vielleicht gesprächiger hätte machen sollen.
    Vielleicht hat damals alles angefangen. Die ganzen Probleme. Vielleicht hätte sich dieses Minderwertigkeitsgefühl eines Aussortierten später nie zu so einer hoffnungslosen Manie auswachsen können, wenn ich damals nicht eine Dröhnung mit Chemikalien bekommen hätte, die dafür sorgten, dass ich erst einmal völlig neben mir stand.
    Ich habe nie feststellen können, was man uns da verabreicht hatte. Genauso wie ich nie erfahren habe was während des Blackouts mit mir passiert ist. Mit mir, mit Cox und mit
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