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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri
Autoren: Jürgen Benvenuti
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der Flanke des Wales steckte eine GLOBAL-2000-Anstecknadel aus funkelndem Metall.
    â€žHauen Sie ab“, sagte Berger und spürte, wie seine Muskeln sich verkrampften. Jetzt, wo er es fast geschafft hatte, würde er sich sicher nicht von so einem zu spät geborenen Hippie aufhalten lassen.
    â€žMich interessiert ja nur, was da drin ist“, sagte der Mann und griff nach dem Behälter.
    â€žFinger weg, du Arschloch!“, schrie Berger und stieß den Mann zurück. Dieser machte ein paar stolpernde Schritte, seine Hand immer noch auf dem Behälter, ganz oben, am Verschluss, und als Patrick Berger einen Schritt nach hinten machte und versuchte, dem Mann den Behälter mit einen Ruck zu entreißen, ertönte ein leises Plop, die beiden Männer taumelten in entgegengesetzte Richtungen, der eine, der GLOBAL-2000-Aktivist, hatte den Deckel in der Hand, der andere, Patrick Berger, den Behälter, aus dem sich, schräg, wie er gehalten wurde, helles, im Sonnenlicht funkelndes Öl in einem stetigen goldenen Strom auf die Straße ergoss. Und während Berger fassungslos zuschaute, wie alles, wofür er die letzten Monate so hart gearbeitet hatte, buchstäblich den Bach hinunterfloss, bemerkte er, mehr oder weniger am Rande, wie der Umweltschutzaktivist den Deckel fallen ließ, eine Pipette aus der Hosentasche zog, mit dieser eine Ölprobe aufnahm, Berger zuwinkte und in der Menge verschwand.
    Patrick Berger setzte sich wieder auf den Boden, der Asphalt war mittlerweile angenehm warm durch die Sonne, legte den inzwischen leeren Behälter neben sich auf die Straße und saß einfach nur reglosda, während das Öl langsam den teuren Stoff seines Anzugs tränkte. Es war vorbei.
    â€žWas ist denn los mit dir?“, fragte Kollaritz, aber Nubia, maulfaul wie immer, sagte nichts, sondern verstärkte lediglich ihr Zerren an der Leine. Gerne wären sie hinüber gegangen zu den anderen, er, Widmaier, Albrecht und vermutlich auch Nubia, doch Widmaier hatte gesagt, sie sollten erst mal ein paar Minuten Ruhe haben, um sich ein wenig zu erholen, tief durchzuatmen und das Gas aus ihren Augen und Lungen zu bekommen. Also waren sie hinter der Absperrung geblieben und hatten zugesehen, wie das Bombenentschärfungsteam die Halle betrat, hatten dem wilden, scheinbar unkoordinierten, farbenprächtigen Treiben, das sich aus umhereilenden Sanitätern, Feuerwehrleuten, Polizisten, Journalisten, Demonstranten und Schaulustigen zusammensetzte, zugeschaut und gewartet, bis so etwas wie eine Anstandsfrist abgelaufen war.
    Und jetzt zog und zerrte Nubia an der Leine wie eine Verrückte, und das Seltsame war, sie zerrte nicht, was Kollaritz ja noch verstehen hätte können, Richtung Zufahrtsstraße, wo sich Dolores Hightower befand, nein, Nubia hatte es offensichtlich besonders eilig, irgendwo hinter die Fabrik zu gelangen, und schließlich ließ ihr Kollaritz ihren Willen und gemeinsam trabten sie los, der sehr dünne, elegante Windhund und der eher pummelige, nicht ganz so elegante Arzt. Sie liefen die Straße entlang, umrundeten die Fabrik, rannten an deren rechter Außenmauer weiter nach hinten und plötzlich blieb Nubia stehen, die Ohren aufgestellt, der hochaufgerichtete Schwanz zitterte, dann preschte sie mit einem derartigen Tempo vor, dass es Kollaritz die Leine aus der Hand riss und er nichts weiter tun konnte, als dem Hund, der die schmale Straße hinunterdüste, hinterherzuhecheln. Und als er Nubia endlich eingeholt hatte, da staunte er nicht schlecht, knurrend stand sie vor einem dünnen Mann, dessen spärliche, feuchte Haare an seinem Schädel klebten, seine Kleidung war dreckig und zerrissen, seine Unterarme von einem rotblühenden Ausschlag bedeckt. Ein Obdachloser, fragte sichKollaritz, und dann fiel sein Blick auf das in ein Plastiksackerl eingewickelte Handy, das aus der Tasche des Mannes ragte, und auf die teuer aussehende Taschenlampe in seiner Hand.
    â€žWozu brauchen Sie denn am helllichten Tag eine Taschenlampe?“, fragte Kollaritz argwöhnisch.
    Der Mann schüttelte den Kopf und murmelte: „Es war ein Unfall, verstehen Sie, der stand da plötzlich vor mir und ich, ich ...“ Er betrachtete die Lampe in seiner Hand mit angewidertem Blick, dann ließ er sie auf den Boden fallen und stieß sie mit der Schuhspitze beiseite.
    â€žWo ist Lehner?“, fragte Kollaritz, der plötzlich einen furchtbaren
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