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Kohlenstaub (German Edition)

Kohlenstaub (German Edition)

Titel: Kohlenstaub (German Edition)
Autoren: Anne-Kathrin Koppetsch
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Hintergrund.
    »Der Hahn hat
zweimal gekräht, und jetzt bist du an der Reihe«, grollte der Katzenengel und
griff nach mir. Ich wollte fliehen, doch meine Füße waren wie festgewurzelt.
Die schwarze Riesenkatze setzte mir nach, der Abstand verringerte sich. Gleich
würde sie zupacken und mich zwischen ihren Krallen zerfetzen.
    Da krähte der Hahn
ein drittes Mal, und ich wachte auf. Doch nicht der Hahn hatte mich aus dem
Schlaf gerissen, sondern das Telefon.
    Ich brauchte
einige Sekunden, um mich zurechtzufinden und zum Fernsprechapparat zu gelangen.
Als ich den Hörer abhob, war er verstummt. Kaum wollte ich den Wasserkessel
aufsetzen, schellte es erneut.
    »Evangelisches
Pfarramt«, meldete ich mich.
    »Ich möchte mit
Fräulein Gerlach sprechen!« Die männliche Stimme klang befehlsgewohnt.
    »Das bin ich.«
    »Kriminalpolizei
Dortmund. Wir hätten einige Fragen an Sie bezüglich des verstorbenen Herrn
Hanning.«
    »Da wenden Sie
sich besser an meinen Kollegen Kruse. Der kannte ihn länger.«
    »Haben nicht Sie
den Verstorbenen gefunden?«
    »Doch. Schon.«
    »Wann können Sie
zum Revier kommen?«
    In der Zeitung las
ich, dass Tausende Osterurlauber bei Schneeregen im Stau stecken geblieben
waren. Aussicht auf besseres Wetter bestand nicht. Ich blätterte durch den
Lokalteil. Pastor Hannings plötzlicher Tod war mit einem kleinen Artikel
bedacht. Ein Unfall. Als Todesursache wurde ein Leck in der Heizungsanlage
angegeben. Das machte mich stutzig. Wenn das die Ursache war, warum lebte die
alte Dame dann noch, und mein Kollege war verstorben?
    Hatte der Tag
bereits schlecht begonnen, so ging er noch schlechter weiter. Vor der Haustür
saß ein widerlicher schwarzer Kater, ähnlich dem in meinem Alptraum. Mit
schwefelgelben Augen starrte er mich an. »Tu mir nichts, dann tu ich dir auch
nichts«, murmelte ich und wollte schnell an dem Tier vorbei. Es maß mich mit
einem verachtungsvollen Blick und verschwand lautlos im Westpark. Ich
versuchte, nicht daran zu denken, dass schwarze Katzen Unglück brachten.
    Der nächste
Schrecken ereilte mich, als mich jemand von der Seite ansprach. »Fräulein
Pastor«, sagte eine männliche Stimme. Ich drehte den Kopf. Zu meiner
Erleichterung erblickte ich den Lehrer, der offensichtlich von einem
Morgenspaziergang zurückkam.
    »Guten Tag«, sagte
ich verlegen, weil mir sein Name nicht einfiel.
    »Kaminski«,
stellte sich der junge Mann erneut vor.
    »Ich weiß. Sie
sind der Lehrer, der im Schulhaus wohnt.«
    »Ich habe vom Tod
Ihres Kollegen gehört«, fuhr der Pädagoge fort. »Mein herzliches Beileid.«
    »Danke. Ja, das
ist ein harter Schlag.«
    »Sie werden jetzt
sicher einiges zu tun haben?«
    »Ich muss zur
Wache. Die Polizei will mich befragen.«
    Kaminski berührte
seinen Hut. »Erlauben Sie, dass ich Sie begleite?«, fragte er höflich.
    »Müssen Sie denn
nicht in die Schule?«
    »Es sind
Osterferien.«
    »Meinetwegen
dürfen Sie gerne mitkommen«, erwiderte ich. Tatsächlich fühlte ich mich nicht
nur geschmeichelt, dass mir ein netter junger Mann sein Geleit anbot, sondern
war dankbar für seine Unterstützung.
    Das Polizeigebäude
lag an der Markgrafenstraße, Ecke Hohe Straße. Der Mann am Empfang erklärte mir
den Weg zu den Fahrstühlen. »Ich warte hier auf Sie«, bot Kaminski an, während ich
mich auf den Weg in die Höhle des Löwen machte.
    Verqualmte Luft
schlug mir entgegen, als ich nach dem Anklopfen und dem auffordernden »Herein«
die Bürotür öffnete.
    Ein untersetzter
Mann in einem ausgebeulten Sakko erhob sich hinter dem Schreibtisch und reichte
mir die Hand.
    »Gestatten,
Kommissar Kellmann«, bellte er, und ich erkannte die Stimme vom Telefon wieder.
»Sie haben den verstorbenen Hanning aufgefunden!« Es war eine Feststellung,
keine Frage.
    Ich nahm dem
Kommissar gegenüber auf einem harten Stuhl Platz. Kellmann klopfte eine
Zigarette aus einer zerknautschten Schachtel und zündete sie an. »Berichten
Sie! Wie ist das vor sich gegangen? Was ist Ihnen aufgefallen?«
    »Ich weiß nicht,
was meinen Sie? Hanning lag auf der Couch. Im ersten Moment dachte ich, er
schliefe. Was hätte mir auffallen sollen?«
    Kellmann machte
eine ausladende Handbewegung. Dabei fiel Zigarettenasche auf die Tastatur einer
Schreibmaschine, die auf dem Tisch stand.
    »Von vorne! Wie
sind Sie in die Wohnung gekommen? War jemand bei Ihnen? Wer hat die Tür geöffnet?«
    Er beugte sich
über den Tisch. Sein Gesicht war so nah an dem meinem, dass ich die Farbe
seiner Augen
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