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Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall
Autoren: Paul Fenzl
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Hose ließ ihre schmalen Hüften und den wundervoll gerundeten
Po in traumhafter Ausgewogenheit zur Geltung kommen. Allem Anschein nach
trug die Magda kein Höschen, denn hätte sie eines getragen, der Abdruck ihrer
geschlechtlichen Zugehörigkeit wäre wohl sonst erheblich weniger effektvoll zu
erkennen gewesen. Magdas Sakko bedeckte, fast möchte ich sagen versteckte ihre
Brüste auf eine Art und Weise, dass sich der Betrachter fantasievoller
Überlegungen nicht erwehren konnte. Kurz, die Frau Steingeister verstand es in
Perfektion, auf sich aufmerksam zu machen ohne auch nur ein intelligentes
Wort in einem Gespräch fallen lassen zu müssen. Sich ihrer optischen Wirkung
durchaus bewusst, hatte die Magda auch jedes Mal, wenn die Steingeisters eine
Einladung gaben, sehr darauf geachtet, den Männeranteil der Gäste hoch zu
halten. Erfahrungsgemäß und dir sicherlich durchaus verständlich, rief die
Magda nämlich bei weiblichen Personen völlig andere Emotionen auf den
Plan.
    »Hallo Herr Kreuzhammer! Amüsieren
Sie sich?«; begrüßte sie den Sonnenbank gebräunten, attraktiven Pädagogen, der
entsprechend des Kindergeburtstages der Monika eher salopp in Turnschuhen,
Jeans und weißem Schlapperhemd bekleidet war, aber trotzdem eine passable
Figur neben der Magda abgab.
    Wenn du schon einmal in München im ›Deutschen Museum‹ warst, dann kennst
du doch sicher das Experiment, das den ganzen Tag über immer wieder vorgeführt
wird, wo sie einen künstlichen Blitz erzeugen. Der Blitz ist natürlich schon
die Attraktion, aber mindestens ebenso prickelnd ist der knisternde Ton,
den dieser künstliche Blitz begleitet.
    Zwischen der Magda und dem
Kreuzhammer war zwar kein Blitz zu sehen, aber wenn du daneben gestanden
wärest, dann hättest du dieses Knistern hören können, das zwischen den beiden
in Gang kam und jedes Mal um so deutlicher wurde, wenn die Magda quasi
unabsichtlich beim Gestikulieren mit der freien Hand (in der anderen hielt
sie ja noch immer das Glas Champagner) den Arm vom Kreuzhammer zart, für den
heimlichen Betrachter eher versehentlich, berührte.
    Magda kannte den Lehrer ihrer
Tochter recht gut. Sie war eine der wenigen Mütter, die sich zu den
Sprechstunden vom Kreuzhammer in regelmäßigen Abständen anmeldete und dann auch
so viel Zeit wie nur irgend möglich in diesen Sprechstunden bei dem Lehrer
ihrer Tochter verweilte. Klar, in erster Linie Gespräch rund um die Monika!
Kannst ja auch nicht machen, zu so einem Lehrer in die Sprechstunde gehen und
dann vergessen, dass der dein Kind unterrichtet. Aber die Schwierigkeiten, die
es rund um die Monika gab, die waren im Prinzip immer die selben:
Unkonzentriertheit, Lustlosigkeit, Aufmüpfigkeit, Faulheit.... Der ganze Kanon
eben. Anfangs gab sich die Magda ja noch Mühe, dem Kreuzhammer zuzuhören,
wenn er ihr von der Monika erzählte und Anregungen gab, wie man ihrem negativen
Erscheinungsbild entgegen wirken könnte. Aber als sich in Anbetracht
der Häufigkeit ihres Erscheinens in den Sprechstunden nichts Neues mehr
anführen ließ, munterte sie den Kreuzhammer immer öfter dazu auf, ein
wenig privat mit ihr zu plaudern. Nicht dass du jetzt denkst, der Kreuzhammer
hätte bemerkt, wie die Magda so ein privates Gespräch einfädelte. Der
Lehrer war von allem Anfang an betört von dem Erscheinungsbild der Magda,
interpretierte die Eheprobleme, von denen die Magda erzählte, aber nicht
wunschgemäß, weil in Gedanken mit Monikas Erziehungsproblemen befasst. Ich
meine psychologisch und so. Aber nicht, dass du denkst, der Kreuzhammer
rechnete sich für sein Engagement was für sich aus. Dazu war der viel zu
naiv, obwohl Lehrer oder vielleicht gerade deshalb.
    Dabei wusste die Magda ganz genau,
warum sie ihn in den Sprechstunden mit ihren Eheproblemen volllaberte. Sie fand
den ›Homo Pädagogikus‹ einfach süß,
wenn er ihr da im Sprechzimmer der Grundschule so gegenüber saß und
irritiert von ihrer weit offenen Bluse den direkten Blickkontakt mit ihr kaum
wagte.
    Quasi an diese dienstlichen
Begegnungen mit dem Kreuzhammer dachte die Magda, als sie ihm nun am
Büffet Gesellschaft leistete und ein Gespräch mit dem üblichen Smalltalk
in Gang zu bringen versuchte.
    »Danke, ausgezeichnet! Momentan
plündere ich Ihr Büffet, wie Sie sehen!«, antwortete der Kreuzhammer etwas
betreten beim Anblick der Moni-Mutter. Dieses Gefühl der Verlegenheit in
ihrer Gegenwart hatte er heute nicht zum ersten Mal.
    Der Kreuzhammer mag ja ein guter
Lehrer gewesen
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