Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen?
Autoren: A Larkin
Vom Netzwerk:
Ich versuchte, eine herauszuziehen, aber sie saß fest. Mein Haar war so mit Haarspray verklebt, dass es einem Stahlwolleschwamm glich.
    Ich steckte noch immer in meinem orangefarbenen Kleid, dessen Rückenreißverschluss ich nach meinem zweiten Drink aufgezogen hatte. Mein trägerloser BH war mir fast bis zur Taille heruntergerutscht. Ich hakte ihn auf und zog ihn aus dem Kleid.
    Früher konnte ich betrunken auf einer Couch schlafen und nach dem Aufwachen sexy und weltgewandt aussehen. Irgendwann jenseits der dreiundzwanzig hatte ich mich dann waschen, Feuchtigkeitscreme verwenden und mich sorgfältig schminken müssen, um nicht einem Gespenst zu gleichen.
    Als Janie und ich im Castle übernachtet hatten, war sie eingeschlafen, ohne sich auch nur das Gesicht zu waschen, und hatte am nächsten Morgen wie ein Engel ausgesehen und wie ein Blumengarten geduftet. Ihr Haar war nicht verfilzt und zerzaust gewesen, sondern ihr in weichen Wellen um die Wangen geflossen, und die kleinen Mascaraflecken unter ihren Augen hatten wie von einer Make-up-Künstlerin dorthin gezaubert gewirkt.
    Es kam mir seltsam unwirklich vor, dass Peter am Abend zuvor durch das Wohnzimmer getorkelt war. Diane hatte keinen Ton mehr darüber verloren. Ich wartete die halbe Nacht; auf eine große Auseinandersetzung gefasst. Sie deutete immer wieder an, dass mir eine bevorstand– sie legte winzige verbale Landminen, die dann aber nicht detonierten. Zwischen zwei Schlucken Bourbon warf sie mir wissende Blicke zu, während sie unaufhörlich über Janies und Peters Flitterwochen schnatterte, in denen sie kreuz und quer durch Europa reisen würden. Diane hatte sich scheinbar als Reiseleiterin betätigt und jede Einzelheit bis hin zu Restaurantreservierungen genau geplant.
    » Und wenn sie im Loiretal sind, wohnen sie in der besten Suite im Château de Coligny in der Rue Conde.« Ihr Akzent war so übertrieben wie der einer französischen Hure in einem schlechten Film. » Das dürfte sie lange in Flitterwochenstimmung halten. Sie müssen keinen Finger krumm machen.« Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Drink. » Wenn sie wollen, brauchen sie sich noch nicht einmal aus dem Bett zu rühren.« Mit einem leisen Schnauben starrte sie mich über den Rand ihres Glases hinweg kalt an.
    Ich ließ Wasser in das Waschbecken laufen– es wurde viel schneller heiß als bei mir zu Hause– und wusch mein Gesicht mit einem flauschigen Waschlappen und der französischen Seife aus der Seifenschale. Es war Dianes Marke, nicht unsere, sie roch wie Zitronengras. Diane hatte den Geruch unserer rosafarbenen Dove-Seife immer verabscheut. Es war eigenartig, dass sie manche Dinge genauso gelassen hatte, wie sie waren, und andere geändert hatte. Das Ergebnis glich einer nicht ganz detailgetreuen Kopie. Ich trocknete mir das Gesicht mit einem Handtuch ab, wobei ich schwarze Mascaraspuren auf dem weißen Frottee hinterließ, dann benutzte ich etwas von dem Oil of Olay meiner Mutter.
    Diane hatte früher nie gegen mich gestichelt. Wir waren Freundinnen und Verbündete gewesen, aber seit dem Tod meiner Mutter wussten wir nicht mehr, wie wir miteinander umgehen sollten.
    Als wir jünger gewesen waren, hatte sich Janie nicht für Kleider, Schuhe und schicke Restaurants interessiert, also hatte Diane mich mitgenommen, um Kleider für all die Wohltätigkeitsbälle zu kaufen, die sie besuchen musste. Sie hasste diese Bälle, aber derartigen Veranstaltungen konnte sie sich nicht entziehen. Die Driscolls waren eine alteingesessene Familie mit altem Geld. Ursprünglich hatten sie ihr Vermögen mit Eisenbahnaktien verdient, aber jetzt benutzte Charles Driscoll Driscoll-Geld, um noch mehr Geld zu verdienen. Er ließ sich jeden Morgen mit dem Wagen in die Stadt chauffieren, kam nach Hause und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück, wo er in das Telefon brüllte und über Rohöl und Termingeschäfte räsonierte. Wenn er damit fertig war, brüllte er Diane an, weil ihm die Art nicht gefiel, wie die Hecken gestutzt worden waren oder die neuen Hemden, die sie ihm gekauft hatte, kratzten, oder weil er Fleisch zum Abendessen wollte und nicht das gottverdammte Grünzeug, das der Koch zubereitet hatte.
    Als Frau eines Driscoll gehörte es zu Dianes Pflichten, sich auf jeder dieser Veranstaltungen blicken zu lassen, angemessen gekleidet dort zu erscheinen und angemessene Konversation mit Leuten zu betreiben, die sie zu Tode langweilten. Jedes Mal konnte sie es kaum erwarten, endlich zu gehen, bei uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher