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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3)
Autoren: Joe Abercrombie
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der so hart ist, wie Sie sich erwiesen haben. Ein Mann, der alles verloren hat, auch seine Skrupel, seine Gnade, seine Angst. Wir beide haben alles verloren. Wir beide haben überlebt. Ich verstehe Sie, Rews, besser als irgendjemand sonst das je tun wird.«
    »Ich heiße jetzt Pike.«
    »Natürlich. Lassen Sie mich wieder hoch, Pike.«
    Langsam glitt das Messer von seiner Kehle. Der Mann, der Salem Rews gewesen war, sah grimmig auf ihn herab.
Wer könnte je die Wendungen des Schicksals voraussehen?
»Dann stehen Sie auf.«
    »Leichter gesagt als getan.« Glokta zog mehrmals scharf die Luft ein, dann rollte er sich stöhnend und unter großen Mühen auf alle viere.
In der Tat eine heldenhafte Leistung.
Vorsichtig überprüfte er seine Glieder und zuckte zusammen, als seine verkrüppelten Gelenke knackten.
Nichts gebrochen. jedenfalls nicht mehr als sonst.
Er streckte die Hand aus und berührte den Griff seines umgefallenen Stocks mit zwei Fingern, dann zog er ihn über die auf dem Boden verstreuten Papiere zu sich heran. Wieder spürte er die Spitze des Messers in seinem Rücken.
    »Halten Sie mich nicht für dumm, Glokta. Wenn Sie irgendwelche Tricks versuchen ...«
    Er klammerte sich an die Kante der Schreibtischplatte und zog sich hoch. »Dann schneiden Sie mir die Leber raus und so weiter. Keine Sorge. Ich bin viel zu verkrüppelt, um irgendwas zu versuchen, außer vielleicht, mir in die Hosen zu machen. Aber es gibt etwas, das ich Ihnen zeigen muss. Etwas, das Sie sicherlich zu schätzen wissen werden. Falls ich mich irre ... nun ja ... dann können Sie mir die Kehle ja immer noch ein wenig später durchschneiden.«
    Glokta humpelte durch die schwere Tür seines Dienstzimmers, und Pike hielt sich so eng neben ihm, als sei er sein Schatten, das Messer sorgfältig vor aller Augen verborgen.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, zischte Glokta die beiden Praktikalen im Vorzimmer an, als er an dem verwirrt dreinblickenden Sekretär hinter dem großen Schreibtisch vorbeihumpelte. Sie durchquerten die große Halle, die durch das Innerste des Hauses der Befragungen verlief, und Glokta, dessen Stock auf die Fliesen tappte, schlurfte ein wenig schneller voran. Es tat ihm weh, aber er hielt den Kopf hoch aufgerichtet und kräuselte kalt die Lippen. Aus den Augenwinkeln sah er die Schreiber, die Praktikalen, die Inquisitoren, die sich verbeugten, zurückwichen, aus dem Weg gingen.
Wie sie mich fürchten. Mehr als jeden anderen Mann in Adua, und das aus gutem Grund. Wie sich die Dinge verändert haben. Und dennoch sind sie so geblieben wie immer.
Sein Bein, sein Hals, seine leeren Kiefer. Diese Dinge waren so wie immer.
Und so wird es auch immer bleiben. Es sei denn natürlich, ich sollte noch einmal gefoltert werden.
    »Sie sehen gut aus«, erklärte Glokta über seine Schulter hinweg. »Abgesehen von den fürchterlichen Verbrennungen im Gesicht natürlich. Sie haben abgenommen.«
    »Wenn man hungert, lässt sich das oft nicht vermeiden.«
    »Wohl wahr, wohl wahr. Ich habe in Gurkhul auch einiges an Gewicht verloren, und das nicht nur, weil man so viel von mir abgeschnitten hat. Hier entlang.«
    Sie gingen durch eine schwere Tür, die von grimmig dreinblickenden Praktikalen bewacht wurde, und erreichten eine Gittertür, die offen stand. Dann durch einen langen, fensterlosen Korridor, der stetig abwärts führte, von zu wenigen Lampen erhellt und von zu vielen Schatten bewohnt. Die Wände waren verputzt und geweißelt, allerdings schon vor längerer Zeit. Der Ort wirkte unsauber und roch leicht feucht.
Ganz wie immer.
Das Klicken von Gloktas Stock, das Zischen seines Atems, das Rascheln seines weißen Mantels drangen dumpf in die kühle, feuchte Luft.
    »Es wird Ihnen kaum Befriedigung bringen, mich zu töten, wissen Sie.«
    »Das werden wir sehen.«
    »Ich bezweifle es. Ich war für Ihre kleine Reise nach Norden kaum verantwortlich. Schön, ich habe die Arbeit getan, aber die Befehle gaben andere.«
    »Das waren aber nicht meine Freunde.«
    Glokta schnaubte. »Ich bitte Sie. Freunde sind Menschen, die so tun, als würden sie einander mögen, um sich das Leben erträglicher zu machen. Männer wie wir brauchen solche Krücken nicht. Wir werden an unseren Feinden gemessen.«
Und hier sind meine.
Sechzehn Stufen standen ihm bevor.
Diese alte, vertraute Treppe.
Aus glattem Stein geschnitten und in der Mitte schon ein wenig ausgetreten.
    »Stufen. Verdammte Dinger. Wenn ich einen Mann foltern dürfte, wissen Sie, wer das wäre?« Pikes
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