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Königskinder (German Edition)

Königskinder (German Edition)

Titel: Königskinder (German Edition)
Autoren: Erica Fischer
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keine Worte, um Dich zu trösten, es ist einfach Pech. Ich warte auf Dein Telegramm, wie ich noch nie auf etwas gewartet habe. Dennoch dürfen wir nicht verzweifeln, das wäre das Dümmste, was wir tun können. Deine Traurigkeit und Verzweiflung verstehe ich nur zu gut, aber, Irka Darling – bitte –, reiß Dich zusammen! Ich möchte Dich bei guter Gesundheit in die Arme schließen.
In Liebe, Eric
St. Albans, 18. November 1941
Mein Liebster, ich hoffe, dass wir eines Tages die Wiedergeburt aller unterdrückten Länder erleben werden. Das ist die einzige Hoffnung, die mich in meinem einsamen, freudlosen und arbeitsreichen Leben aufrecht hält. Ich warte nicht mehr auf Dich und glaube auch nicht mehr, dass Du kommen wirst. Wieder einmal wurde ich hinters Licht geführt, wie letztes Jahr, als ich darauf wartete, nach Australien zu reisen. Man hat mir gesagt, dass Deine Wartezeit außergewöhnlich lang ist und dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll, außerdem bin ich viel zu müde. Ich bin unglücklicher und besorgter denn je. Mr. Williams will bestimmt nicht auf Dich verzichten, es herrscht ein großer Mangel an Arbeitskräften. Morgen spreche ich mit ihm. Er hat einen Brief ans Home Office geschrieben und noch keine Antwort erhalten. Tausende Flüchtlinge sind seit über einem Jahr frei, nur Du bist noch interniert. Ist das nicht seltsam? Jetzt ist es nicht mehr lang bis Weihnachten, und ich rede mir ein, dass Du dann bei mir sein wirst. Wie satt ich es habe, mich immer elend zu fühlen, ich möchte so gern lachen und das Leben genießen wie die meisten anderen Fabrikarbeiterinnen. Sie nennen mich schon «Oma», weil ich immer über mein Alter klage.
Deine Irka
52, Beech Rd., St. Albans, 23. November 1941
Darling Eri, vielleicht fühle ich mich so elend, weil mir mein gegenwärtiges Heim nicht gefällt, aber ohne Dich kann ich nichts anderes suchen. Wenn man etwas findet, muss man sich rasch entscheiden und gleich zahlen. Und was, wenn Du dann gar nicht kommst? Also warte ich, und wir entscheiden dann gemeinsam. Wenn Du nicht bald kommst, würde ich Dich gern besuchen, lass mich wissen, wo ich um eine Besuchserlaubnis ansuchen soll.
Gestern Nacht habe ich von Dir geträumt, ein süßer Traum, und als ich alleine im Doppelbett aufwachte, war alles so unendlich traurig. Ich liebe Dich, Eri, und ich werde Dich niemals vergessen, auch wenn es noch Jahre dauern sollte. Es ist nur so anstrengend, einzig und allein mit Erinnerungen zu leben.
Deine Irka
Freitag, 28. November 1941
Darling, ich werde in den nächsten Tagen dem Home Office schreiben. Vielleicht ist mein Gesuch verlorengegangen. Jetzt ist schon mehr als die Hälfte der Australien-Rückkehrer freigekommen, und jede Woche verabschieden sich weitere. Es ist ein langer Weg, aber zu Weihnachten haben wir es bestimmt geschafft. Ich besuche einen Chemiekurs, um vergessenes Wissen aufzufrischen, und lese viel. Eben habe ich Priestleys Roman «Faraway» und Hašeks «Schwejk» ausgelesen, der auf Englisch noch bezaubernder ist als auf Deutsch. Vielleicht bin ich ja am 18. Dezember bei Dir, um den Jahrestag unserer ersten Begegnung zu feiern. Damals war es einfacher als jetzt.
Dein Eric
Freitag, 12. Dezember
Liebste Irka, mir sind Deine Schwierigkeiten bewusst, und ich bedaure, Dir nicht helfen zu können, aber ich kann Dir zu nichts raten, weil ich nicht die geringste Ahnung habe, wie lange es noch dauern wird. Es kann jeden Tag so weit sein, kann aber auch noch Wochen dauern. Baswitz ist heute gegangen, und er hat ebenso lange ausgeharrt wie ich. Sein Bruder wartet noch. In Australien war ich weniger nervös als jetzt, wo alles so nah ist und nichts unternommen werden kann, um die Wartezeit zu verkürzen. Noch ein Viertel der Rückkehrer wartet wie ich. Ich wäre ruhiger, wenn ich wüsste, dass Du Dir nicht so viele Sorgen machst. Eigentlich müssten wir froh sein, dass ich hier bin und nicht in Australien, denn jene, die sich damals nicht entschließen konnten, werden nun aufgrund des neuen Krieges lange nicht kommen können. Ich wünsche Dir noch etwas Geduld.
Dein Eric
17, Alma Road, St. Albans, 15. Dezember 1941
Mein liebster Eri, ich bin so müde, dass ich aufgehört habe zu schlafen und zu essen. In einer solchen Gemütsverfassung macht man alles falsch. Ich habe zwei Zimmer gemietet, von denen eins unbewohnbar ist, weil buchstäblich das Wasser von den Wänden rinnt. Es sollte das Schlafzimmer sein. Das andere ist
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