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Königskinder (German Edition)

Königskinder (German Edition)

Titel: Königskinder (German Edition)
Autoren: Erica Fischer
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ein langes Gespräch mit Dir und gab Dir die süßesten Kosenamen in allen Sprachen, die ich gelernt habe. Zu Hause habe ich mich dann ausgeweint.
Und jetzt eine gute Nachricht: Ich bekomme eine Lohnerhöhung von fünf Shilling wöchentlich! Das ist die zweite Erhöhung, seit ich hier angefangen habe. Du kannst stolz auf mich sein, denn ich bin sehr tüchtig in einem Bereich, der mir zuvor völlig fremd war. Hoffentlich wird es auch bei Dir so sein, obwohl ich fürchte, dass Deine Arbeit härter und weniger angenehm sein wird als meine.
Darling, zu meinem Geburtstag wirst Du sicher nicht bei mir sein, also werde ich ihn auch nicht feiern. Mit wem denn? Auf gemeinsame Weihnachten hoffe ich aber immer noch. Ist Dir nicht kalt? Hast Du genug anzuziehen? Kleidung ist jetzt rationiert, wir können Dir erst etwas kaufen, wenn Du Deine Lebensmittelmarken erhalten hast.
Leb wohl, mein Herz, und komm bald zu mir.
Deine Irka
2. November 1941
My Irka Darling, bald ist Dein Geburtstag, und ich bezweifle, dass wir ihn zusammen verbringen werden, obwohl jeden Tag das so sehnlich Erwartete eintreten kann. Ich wünsche Dir, meine tapfere kleine Frau, das Allerbeste für die Zukunft. Nach all dem, was wir durchgemacht haben, verdienen wir etwas Glück und Familienleben. Unter normalen Bedingungen wäre das eine Selbstverständlichkeit, und wenn der Wahnsinn erst einmal ein Ende hat, wird es wieder Normalität geben. Dann werden wir ein Kind bekommen. Heute haben ein paar Leute das Lager verlassen, die erst vorgestern informiert wurden. Es kann also wirklich jeden Tag geschehen. Das macht das Leben hier aufregender, verglichen mit den langen und trägen Monaten in Australien. Und selbst dort hat uns eines Tages eine freundliche Brise zu Mutter Europa zurückgeweht. Vielleicht komme ich ja doch noch, als das lebendigste Geburtstagsgeschenk, das Du je erhalten hast.
Dein Mann Eric
52, Beech Rd., St. Albans, 5. November
Eri, Darling, ich bin sicher, dass Du zu meinem Geburtstag nicht hier sein wirst. Wahrscheinlich ist mit Deinem Antrag etwas schiefgelaufen. Ich weiß, dass die Anforderung des Arbeitgebers bereits im Home Office eingetroffen ist, und das Arbeitsministerium wartet auf eine Entscheidung von dort.
Wie ich eigentlich schon vorher wusste, war es dumm von mir, mich bei diesen Leuten einzuquartieren. Es gibt einen großen Mangel an Unterkünften in St. Albans, und in meinem früheren hübschen Zimmer hätten wir nicht zusammen wohnen können. Als mir dann dieses Zimmer für uns beide angeboten wurde, habe ich zugegriffen, weil ich nun für uns beide genauso viel zahle wie dort für mein Einzelzimmer. Es hat sich als ein Missverständnis herausgestellt. Gestern hat mir der Mann gesagt, dass wir unser Schlafzimmer nicht als Wohnzimmer verwenden dürfen, wir müssten also unsere ganze Freizeit in deren Wohnzimmer verbringen. Er besteht auch darauf, dass ausschließlich Englisch gesprochen wird. Das kann ich nicht akzeptieren. Wir dürfen auch keinen Besuch empfangen, und unser Schlafzimmer hat keine Heizung. Es gibt ein wunderschönes Badezimmer, in dem ich aus unerfindlichen Gründen kein Bad nehmen darf. Ich habe ihm gestern gesagt, dass ich uns etwas anderes suchen werde, sobald Du ankommst, aber ich mache mich schon gleich auf die Suche. Man braucht Zeit, und die meisten Zimmer sind sehr teuer. Wenn ich nur wüsste, wann du kommst, gemeinsam werden wir es uns leisten können, vielleicht wird es 30 Shilling die Woche kosten. Soll ich warten, bis Du da bist?
Liebster, ich bin heute um neun Uhr ins Bett gegangen, um Dir diesen Brief zu schreiben. Es ist der einzige Ort, an dem ich mich zu Hause fühle. Werden wir immer bei Fremden wohnen müssen? Das geht jetzt schon so viele Jahre, ich habe genug davon. Wenn Du bei mir bist, wird alles leichter sein.
Irka
7. November 1941
Darling, Geduld für den Endspurt aufbringen ist das Einzige, was wir tun können. Die Bearbeitung meines Falles erfolgt nicht langsamer als bei den anderen, glaub mir. Hier gibt es sogar Pioniere, die sich in Australien gemeldet haben und immer noch nicht entlassen wurden. Ich arbeite jetzt regelmäßig, aber nächste Woche werde ich wahrscheinlich aufhören, weil das Wetter wirklich scheußlich ist. Heute mussten wir unsere Gartenarbeit unzählige Male unterbrechen, um uns vor dem Regen zu schützen.
Wenn ich «heim» komme, frage ich immer zuerst nach Briefen und einem Telegramm. Leider werde ich Dir die Uhrzeit meiner Ankunft nicht mitteilen können,
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