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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
Autoren: Nora Berger
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aber irgendwie hatte sie eine Abneigung gegen sein etwas zu glattes Wesen, seine überkorrekte Art, sich auszudrücken. Seine grauen Augen wirkten ausdruckslos, aber so, als könne er durch sie hindurchsehen und ihre Gedanken erraten. Sie waren früher zusammen bei der Hitlerjugend gewesen, und sie erinnerte sich noch genau an ihre eigene Begeisterung dazuzugehören. Doch ihre Meinung hatte sich inzwischen völlig geändert – diejenige Antons war dagegen zu einer fanatischen Bewunderung für die Ideen des Führers gewachsen, deren Durchsetzung er rigoros vorantrieb. Da er die Universität nicht geschafft hatte, warer in die Partei eingetreten, wo man ihn erst in der Verwaltung beschäftigte, ihm dann aber nach und nach größere Verantwortung im Polizeikommissariat übertrug. Mit übertriebenem Ehrgeiz strebte er danach, sich dort besonders hervorzutun. Magdalena nahm sich vor ihm in Acht, nachdem er schon einige Male Leute, die den Hitlergruß verweigerten, seinen Oberen gemeldet hatte.
    »Schade!«, die Stimme Antons hatte einen mokanten Unterton. »Hast du eigentlich mal etwas von Paul Hofmann gehört? Hat der sich nicht freiwillig zu den Fliegern gemeldet?«
    Magdalena wurde rot. Der Name aus seinem Mund war wie ein Stich in die Brust. »Kann sein«, versuchte sie betont gleichgültig zu antworten. »Aber jetzt muss ich wirklich los. Ade, Anton, auf ein nächstes Mal.«
    »Ich nehme dich beim Wort!«, rief er ihr noch hinterher, als sie, so schnell sie konnte, davonlief. Hastig atmend sah sie sich jedoch immer wieder mit dem unbestimmten Gefühl um, er könne ihr folgen und vielleicht nachspionieren. Als sie den Dom betrat, der um diese Zeit nahezu leer war, kniete Frank bereits mit den drei anderen, Hans, Alfred und seiner Schwester Marga, auf den harten Bänken nicht weit vom Altar. Sie sahen nicht auf, als sie sich zu ihnen setzte. »Hast du noch Flugblätter?«, flüsterte Frank leise.
    Magdalena nickte unmerklich. »Ich lege sie in den Beichtstuhl, da kann jeder sich seinen Teil nehmen!«
    »Ich nehme den Bereich Steindamm, Hans den Rossgarten. Alfred geht in den Kneiphof und Marga nach Löbenicht«, ordnete Frank flüsternd an, »du bleibst in der Altstadt. Aber pass gut auf, lass dich nicht erwischen! Hier sind schließlich die meisten Leute unterwegs!«
    »Keine Sorge«, gab Magdalena ebenso leise wie spöttisch zurück, »ich bin so gut wie unsichtbar. Hab schon meine Tarnkappe auf.«
    Frank sah sie von der Seite an und lachte leise. »Wir treffen uns nach der Vorlesung in der Albertina!«
    Magdalena nickte und erhob sich, um zum Beichtstuhl zu gehen.
    Ein Brausen erfüllte die Luft. Weit entfernt, in der russischen Schneewüste sollte es auch am Tag keine Ruhe geben. Wie aus dem Nichts näherten sich am Himmel in drohender Formation vierzehn russische Ratas dem Feldflugplatz, auf dem sich von Richthofens Einheit ZBV ( zur besonderen Verfügung), befand.
    Der Alarm schrillte die Soldaten herbei, die noch mit der Instandsetzung der Brandschäden an den Zelten und der Baracke wegen des gestrigen Kosakenüberfalls beschäftigt waren. Hals über Kopf stürzten sie an die Geschütze und griffen zu den Waffen. Zuvor war bereits die warnende Nachricht eingetroffen, dass die Russen den Ring um Leningrad mit eintausendfünfhundert Panzern durchbrochen hatten und mit voller Kraft angriffen.
    Einige ME 109 der deutschen Jäger befanden sich schon zum Erkundungsflug in der Luft, und nun machten sich auch die Sturzkampfflieger bereit zum Aufsteigen.
    »Männer! Fertig machen, los beeilt euch!«, ertönte der Befehl des Kommandanten, und Paul schnallte, wie schon Hunderte Male geübt, seinen vorbereiteten Rucksack mit dem Fallschirm um, wechselte die Mütze, setzte die Brille auf und rannte im Laufschritt zu seiner JU 87, an der der Motor schon angelassen war und die Propeller rotierten. Jeder Handgriff saß, aber trotz der Kälte hatte er schweißnasse Hände.
    Die Ratas rasten unbeirrt und mit lauter werdendem Motorengeheul heran und zerteilten die Wolken, während das Sperrfeuer der um den Platz stehenden Flak einsetzte. Der Pilot mit Paul als Copilot stieg mit lautem Dröhnen auf, schoss voran und nahm Kurs auf eine der russischen Maschinen, der er mitdem schrillen Aufheulen der berüchtigten »Posaunen von Jericho« nachsetzte. Es war ein wahres Inferno, das jetzt den Himmel erhellte. Eine nach der anderen der russischen Maschinen stürzte, abgeschossen von den Jägern der deutschen Luftwaffe, als brennender
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