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Königreich der süßen Versuchung

Königreich der süßen Versuchung

Titel: Königreich der süßen Versuchung
Autoren: JENNIFER LEWIS
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weniger. Vielmehr machte ihm die Vorstellung zu schaffen, künftig die Nächte ohne Andis geschmeidigen Körper, die Tage ohne ihr strahlendes Lächeln und die Abende ohne ihre langen Gespräche verbringen zu müssen. Aber er konnte sie doch nicht zwingen, ihn zu heiraten.
    Wenn er daran dachte, dass er ihren Gedächtnisverlust ausgenutzt und sie mit der Verlobung überrumpelt hatte, bekam er ein schlechtes Gewissen. Sie war so arglos gewesen … und so glücklich. Warum hatte er nicht gewartet, bis ihre Erinnerungen zurückgekehrt waren, und sich erst dann um sie bemüht? Aber jetzt war es zu spät, sie würde ihre Meinung nicht mehr ändern. Sie wollte einen Mann, dem sie vertrauen konnte. Und er hatte ihr Vertrauen missbraucht, als er ihre Hilflosigkeit ausgenutzt hatte.
    Als der Mann am Fahrkartenschalter sie etwas genauer musterte, zog Andi sich schnell den Schal über das Kinn. Aber er schien sie nicht zu erkennen, was kein Wunder war. Denn wenn überhaupt, dann hatte er sie nur in ihrer Rolle als zukünftige Königin gesehen, teuer gekleidet und mit Schmuck behängt.
    Der Bahnsteig füllte sich zusehends, und Andi schlug den Kragen ihres Trenchcoats hoch. Doch keiner schien auf sie zu achten. Bald jedoch würde jeder wissen, wer sie war und was sie getan hatte. Ohne Zwischenfall bestieg sie den Zug. Kein Jake weit und breit. Wahrscheinlich war er insgeheim froh, dass die Sache so glimpflich für ihn ausgegangen war. Denn so hatte er zwar sein Versprechen den Rutheniern gegenüber gehalten, konnte aber weiter als fröhlicher Junggeselle durchs Leben gehen.
    Der Zug fuhr an, und traurig sah Andi die Landschaft an sich vorüberziehen, die sie bereits zu lieben gelernt hatte. Tränen stiegen ihr in die Augen. Wenn sie nun einen fürchterlichen Fehler begangen hatte? Vielleicht hätte Jake mit der Zeit ja doch gelernt, sie zu lieben. Aber jetzt war es zu spät.
    Am späten Vormittag erreichten sie die österreichische Grenze. Beamten kamen durch den Zug und kontrollierten die Pässe. Ein junger Mann in Uniform schlug Andis Pass auf, sah sie an, dann wieder den Pass und nahm schließlich sein Telefon aus der Tasche. Da er deutsch sprach, konnte Andi nicht verstehen, was er sagte, aber die beiden Frauen ihr gegenüber sahen sie bereits misstrauisch an.
    „Ich habe nichts zu verzollen“, sagte sie schnell und wies auf die Koffer. „Das können Sie gern überprüfen. Wann geht es denn weiter?“ Der junge Mann antwortete nicht, und Andi konnte kaum stillsitzen vor Nervosität. Hatte Jake damit zu tun? Verdammt, warum verspürte sie bei dem Gedanken schon wieder so etwas wie Hoffnung? Sie hatte doch gesehen, wie wütend er gewesen war.
    Die Reifen des großen BMWs kreischten, als Jake mit erhöhter Geschwindigkeit die Haarnadelkurven nahm. Vielleicht hätte er auch lieber mit dem Zug fahren sollen, aber er hatte einfach nicht länger warten können. Außerdem war ihm die Vorstellung schrecklich, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Diese Sache ging nur Andi und ihn etwas an.
    Sie hatte ihn zurückgewiesen. Als er ihr gesagt hatte, dass er sie liebe, hatte sie ihm nicht geglaubt. Sie hatte nicht begriffen, dass seine Gefühle sich geändert hatten. Und das musste er ihr unbedingt klarmachen. Deshalb hatte er auch sein Privileg als König missbraucht und den Zug aufhalten lassen. In dieser Notsituation war es eben nicht anders gegangen. Denn wenn Andi erst wieder in New York wäre, würde er sie nie wiedersehen. Und sein Leben lang bedauern, dass er die Frau verloren hatte, die er über die Maßen liebte.
    Gegen Mittag erreichte er endlich die Grenze. Außer zum Tanken hatte er nur ein einziges Mal angehalten, weil er dringend etwas besorgen musste. Diesmal durfte er keinen Fehler machen. Da vorn stand auch der Zug. In welchem Waggon Andi wohl saß? Hoffentlich sprach sie noch mit ihm. Immerhin hatte er sie ja quasi hinausgeworfen. Es musste ihm einfach gelingen, sie zu überzeugen. Er parkte den Wagen und stieg in den Zug. Langsam ging er den schmalen Gang hinunter und blickte in jedes Abteil. Endlich hatte er Glück. Gegenüber von zwei alten Frauen saß Andi, klein und schmal und mit blassem Gesicht.
    Er schob die Tür auf. Sie blickte hoch, und ihr stockte der Atem.
    „Ich kann ohne dich nicht leben, Andi“, platzte er heraus. „Ich liebe dich von ganzem Herzen. Du musst mir glauben. Ich habe bisher nicht gewusst, was Liebe ist. Und dass ich mit dir zusammenleben will, hat nichts mit Ruthenia zu tun. Ich kann
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