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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition)
Autoren: Annemarie Nikolaus
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Antwort.“
    „Am
Nachmittag war ich in meinem Wirtshaus.“
    „Eben.“
Sie holte tief Luft. „Und der Duca de Maddaloni war am
Nachmittag bei Ihm.“
    Er
riss die Augen auf, als sie den Namen nannte. Aber nur eine Sekunde;
dann wirkte er wieder so verschlafen wie zuvor. „Der Herzog hat
meine bescheidene Trattoria beehrt wie immer, wenn er sich mit seinen
Leuten trifft.“ Das klang schon freundlicher. „Aber von
einem Brief weiß ich trotzdem nichts.“ Er zog die Hose
ein Stück höher. „Ist Sie sicher, dass der Herzog den
Brief in Empfang genommen hat?“
    „Wer
sonst, wenn nicht er?“
    „Ich
werde ihn fragen, wenn er wiederkommt.“ Wenigstens hatte er
jetzt mit seinen Gegenfragen aufgehört; vielleicht würde er
ihr doch etwas erzählen. Das, was Dario ihr verschwieg.
    „Wann?“
    Giacomo
musterte sie von oben bis unten, während er nachdachte; so
lange, bis seine Frau ihn in die Seite stieß. Hoffentlich hielt
die Alte sie für ein harmloses Kind; sonst würde sie ihm
nach ihrem Weggehen den Kopf waschen und es wäre vorbei mit
seiner Hilfsbereitschaft. Solche Männer standen immer unter der
Fuchtel; entweder ihrer Frauen selber oder der Schwiegermütter.
    „Käme
Sie morgen Abend wieder, dann könnte ich Ihr die Antwort des
Herzogs geben. Sofern er eine für Ihren Bruder hat.“ Er
bohrte sich in der Nase und betrachtete dann den Popel zwischen
seinen Fingern. „Aber ein junges Ding wie Sie sollte abends zu
Hause bleiben. Warum kommt er nicht selber?“
    Sie
reckte den Kopf. „Er hielt es für zu verfänglich.“
    Die
Andeutung eines Lächelns ging über sein Gesicht.
„Vorsichtiger Mann, Ihr Bruder.“ Er trat noch einen
Schritt näher und blickte hinaus. „Aber dann sollte Sie
auch vorsichtiger sein und nicht mit einer Kutsche kommen, die jemand
wiedererkennen könnte.“
    Mirella
nickte. „Er hat wohl recht. Ich werde morgen Abend das letzte
Stück zu Fuß kommen. In dieser Gasse wohnen gewiss nur
ehrbare Leute.“ Wie Er, verkniff sie sich zuzufügen.

    ***

    Auf
dem Rückweg waren die Straßen anfangs alle frei. Kurz vor
der Piazza del Mercato wurde die Kutsche jedoch von einem Mann mit
einer Hellebarde aufgehalten.
    „Sie
kann hier nicht weiterfahren, Signorina!“
    „Aber
warum denn?“
    „Auf
der Piazza findet ein Tribunal statt. Kehrt um.“
    In
diesen Tagen mochte alles wichtig sein, was in der Stadt passierte.
Die Glocken der Santa Maria del Carmine hatten eben erst die
elfte Stunde geschlagen; Zeit genug, rechtzeitig zum Mittagessen nach
Hause zu kommen.
    Mirella
stieg in der Gasse neben der Kirche des Sant'Eligio Maggiore aus. Sie tippte einem älteren Mann auf die Schulter. „Was
geschieht hier?“
    „Die
Seidenweber fordern den Erlass der Steuern.“
    „Und?
Bekommen sie ihren Willen?“
    „Dem
einen erlässt der Vizekönig die Steuern und dafür
setzt er sie den anderen hoch. Oder erfindet neue.“ Er
schüttelte den Kopf. „So geht das doch nicht.“
    Er
drängte sich in Richtung der Piazza durch die Menge. Mirella
folgte ihm geschwind, ehe sich der Weg vor ihr wieder schloss. Sie
erntete manchen misstrauischen Blick; in ihrem feinen Brokat fiel sie
auf. In dem Gedränge auf der Piazza verlor sie ihren Führer
und kam nicht mehr voran; niemand mochte ihr Platz machen. Aber die
Nachdrängenden schoben sie mit Ellenbogen und Fußtritten
weiter. Einer packte sie gar um die Taille, als ob sie dadurch dünner
würde. Nun konnte sie nicht mehr zurück; sie musste darauf
setzen, dass vielen ihr Essen wichtiger wäre als das Spektakel.
    Seit
den Tagen Masaniellos stand ein Podest neben dem Delphin-Brunnen auf
der Piazza. Dort krächzte der alte Genoino mit ausgebreiteten
Armen zur Menge hinunter. Doch gegen deren Geschrei kam er mit seiner
heiseren Stimme nicht mehr an.
    Ein
junger Mann, der die rote Mütze der Fischer trug, sprang zu ihm
hoch. Er packte Genoino am Arm und versuchte, ihn herunterzuzerren.
    „Nach
Hause. Geh nach Hause!“, brüllten einige um Mirella herum.
    Sie
zuckte zusammen, aber natürlich galt es nicht ihr, sondern denen
auf dem Podest. Oder einem der beiden.
    Ein
dritter Mann sprang hoch. Er stellte sich an den Rand und zog eine
Pistole aus seiner Schärpe. Ein Schuss in die Luft; die Menge
verstummte.
    „Wir
lassen uns nicht länger betrügen.“ Der Mann hielt den
Menschen seine Hände hin. „Wir arbeiten sieben Tage in der
Woche von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang; und doch reicht es
nicht, um unsere Familien zu ernähren. Schluss
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