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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Autoren: Mark Lawrence
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wieder spricht. Ich dachte an das Kästchen aus Kupfer in meinem Zimmer, und der Gedanke ließ mich schwitzen. »Es wird keine Bedingungen geben.«
    »Dann sollte Pater Gomst Euch schnell den Segen geben«, sagte Coddin. »Damit wir uns um die Verteidigungen kümmern können.«
    »Nein«, erwiderte ich. »Es wird keine Verteidigung geben. Wir greifen an.«
    Ich schob den Ritter beiseite und stieß die Tür weit auf. Leute
standen dicht gedrängt in der Kapelle, von der einen Seite bis zur anderen. Mein Adel schien ärmer zu sein, als ich gedacht hatte. Und links, in blauen und violetten Tönen, die Hofdamen und Zofen, die Ritter herausgeputzt mit den Farben des Hauses Morrow, den Farben der Pferdeküste.
    Und dort vor dem Altar, den Kopf unter einem Lilienkranz gesenkt, meine Braut.
    »Lieber Himmel«, sagte ich.
    Sie war klein, ja. Ich schätzte sie auf zwölf.

    Im Frieden verwandelt sich Bruder Kent in einen Bauern, der,
von Güte geplagt, Gott in steinernen Häusern sucht, wo die
Frommen jammern. Der Kampf löst diese Ketten.
Im Krieg nähert sich der Rote Kent dem Himmlischen.

3
Hochzeitstag
    Heirat war der Leim, der die Hundert einigermaßen zusammenhielt, der Balsam, der gelegentlich Momente des Friedens schuf, Pausen im scharlachroten Verlauf des Hundertkriegs. Und diese Heirat hing seit fast vier Jahren über mir.
    Ich schritt durch den Mittelgang in der Kapelle, vorbei an den Hohen und Mächtigen von Renar, die eigentlich gar nicht so hoch und mächtig waren. Ich habe in den Aufzeichnungen nachgesehen. Die Hälfte von ihnen hat Ziegenhirten als Großeltern. Es überraschte mich, dass sie geblieben waren. An ihrer Stelle hätte ich getan, was der Rote Kent in knappe Worte gefasst hatte. Ich hätte mich über die Matteracks auf und davon gemacht, mit den Dingen, die ich auf dem Rücken tragen kann.
    Miana beobachtete mich, frisch und keck wie die Lilien auf ihrem Kopf. Wenn die entstellte linke Seite meines Gesichts sie erschreckte, so ließ sie es sich nicht anmerken. In meinen Fingerspitzen juckte die Versuchung, über die Wölbungen der Narben auf der Wange zu streichen. Für einen Moment spürte ich wieder die Hitze des Feuers, und die Erinnerung an Schmerz drückte meine Lippen zusammen.
    Ich trat neben meine Braut vor den Altar und sah zurück. In einem Augenblick der Klarheit verstand ich. Diese Leute erwarteten von mir, dass ich sie rettete. Sie glaubten noch immer, dass ich mit meiner Handvoll Soldaten die Burg halten und den Sieg erringen konnte. Ich hätte Lust gehabt, ihnen zu sagen, was alle wussten, die mich kannten. Es gibt etwas Sprödes in mir, das sich nicht biegt, sondern bricht. Wenn der Fürst von Pfeil mit einem kleineren Heer gekommen wäre, hätte ich vielleicht genug Vernunft gefunden, um zu fliehen. Aber er hatte es übertrieben.
    Vier Musikanten in voller Tracht hoben ihre Blaterpfeifen und bliesen die Fanfare.
    »Ich rate dir zur kurzen Version, Pater Gomst«, sagte ich leise. »Heute gibt es viel zu tun.«
    Daraufhin runzelte Gomst die Stirn, und seine grauen Brauen rieben aneinander. »Prinzessin Miana, ich habe das Vergnügen, dir Seine Hoheit Honorous Jorg Ankrath vorzustellen, König des Hochlands von Renar, Erbe des Landes der Ankrath und der entsprechenden Protektorate.«
    »Ich bin entzückt«, sagte ich und neigte den Kopf. Ein Kind. Sie reichte mir kaum bis zu den Rippen.
    »Jetzt verstehe ich, warum das Bild dein Profil zeigte«, sagte sie und deutete einen Knicks an.
    Ich lächelte. Das Schicksal hatte vermutlich nicht mehr als eine kurze Ehe geplant, aber vielleicht würde sie nicht langweilig sein. »Du hast also keine Angst vor mir, Miana?«
    Ihre Antwort bestand darin, dass sie nach meiner Hand griff. Ich zog sie zurück. »Besser nicht.«
    »Pater?« Ich nickte dem Priester zu.
    »Liebe Gemeinde«, begann Gomst, »wir haben uns hier im Zeichen Gottes versammelt …«
    Und so, mit alten Worten von einem alten Mann und ohne jemanden unter den »hier Anwesenden«, der irgendwelche Einwände erhob – zumindest gab es niemanden, der den Nerv hatte, solche Einwände laut auszusprechen –, wurde der kleine Jorg Ankrath zu einem verheirateten Mann.
    Ich führte meine Braut aus der Kapelle, mit dem Applaus und den Hurra-Rufen des Adels hinter uns, fast laut genug, um die Klänge der schrecklichen Pfeifen zu übertönen. Die Blaterpfeife, ein typisches Musikinstrument des Hochlands, ist für Musik das, was Warzenschweine für Mathematiker sind. Es gibt kaum eine
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