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König Artus

König Artus

Titel: König Artus
Autoren: John Steinbeck
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bestimmt, daß nur derjenige, der dieses Schwert aus diesem Amboß ziehen kann, der rechtmäßige König unseres Landes sein soll. Jetzt laßt mich sehen, ob Ihr das Schwert so, wie es vorher darin stak, hineinstoßen und dann wieder herausziehen könnt.«
    »Das ist nicht schwer«, sagte Artus und trieb die Klinge in den Amboß. Dann versuchte Sir Ector, sie herauszuziehen, was ihm jedoch mißlang. Er wies Sir Kay an, den Versuch zu machen. Sir Kay zog mit aller Kraft an dem Schwert, doch er konnte es nicht bewegen.
    »Versucht Ihr es jetzt«, sagte Sir Ector zu Artus.
    »Das werde ich«, sagte Artus und zog das Schwert mit Leichtigkeit heraus.
    Darauf knieten sich Sir Ector und Sir Kay vor ihn auf die Erde.
    Und Artus rief: »Was sehe ich! Mein eigener lieber Vater und mein Bruder, warum kniet ihr vor mir nieder?«
    Sir Ector sagte: »Artus, mein Gebieter. Ich bin weder Euer Vater noch mit Euch verwandt. Ich glaube, Ihr seid von edlerem Blut als ich.« Dann erzählte er Artus, wie er ihn auf Uthers Weisung zu sich genommen und aufgezogen hatte. Und er sagte ihm auch, daß dies Merlins Werk gewesen sei.
    Als Artus hörte, daß Sir Ector nicht sein Vater war, wurde er traurig, und seine Trauer wurde noch tiefer, als Sir Ector sagte: »Sir, werdet Ihr mir ein guter und huldvoller Herr sein, wenn Ihr König seid?«
    »Warum sollte ich das nicht?« rief Artus. »Ich schulde Euch mehr als sonst jemandem auf der Welt, Euch und Eurer Frau, meiner guten Frau Mutter, die mich gestillt und wie ihren eigenen Sohn gehalten hat. Und wenn es, wie Ihr sagt, der Wille Gottes ist, daß ich König werden muß – verlangt von mir nur, was Ihr wollt. Ich werde Euch nichts abschlagen.«
    »Herr«, sagte Sir Ector, »ich werde Euch nur um eines bitten, nämlich daß Ihr meinen Sohn Sir Kay, Euren Milchbruder, zum Seneschall und Verwalter Eurer Güter macht.«
    »Das soll geschehen und mehr noch«, sagte Artus. »Bei meiner Ehre, kein anderer als Sir Kay soll dieses Amt innehaben, solange ich lebe.«
    Dann gingen die drei zum Erzbischof und berichteten ihm, wie das Schwert aus dem Amboß gezogen worden war, und auf seine Weisung versammelten sich alle Barone noch einmal, um zu versuchen, das Schwert herauszuziehen, aber keinem außer Artus glückte es.
    Darauf wurden viele der großen Herren von Neid ergriffen, und sie sagten, es sei eine Schmach und Schande, daß das Reich von einem Knaben regiert werden solle, der nicht von königlichem Geblüt war. Die Entscheidung wurde auf Lichtmeß vertagt, zu welchem Zeitpunkt die Barone wieder zusammenkommen wollten. Zehn Ritter wurden beauftragt, das Schwert und den Stein zu bewachen. Ein Zelt wurde darüber aufgeschlagen, und fünf Ritter hielten fortwährend Wache.
    Zu Lichtmeß fanden sich noch mehr Lords ein, die das Schwert herauszuziehen versuchten, was jedoch keinem gelang. Artus hingegen hatte, wie schon vorher, keinerlei Mühe damit. Darauf verschoben die zornigen Barone die Entscheidung auf das hohe Osterfest, und wieder war nur Artus imstande, das Schwert herauszuziehen. Einige der großen Herren, die Artus als König ablehnten, verzögerten die Schlußprobe bis zum Pfingstfest. Solch großer Grimm erfüllte sie, daß Artus’ Leben in Gefahr war. Der Erzbischof von Canterbury rief auf Merlins Rat jene Ritter zusammen, die vor allen anderen Uthers Liebe und Vertrauen genossen hatten. Männer wie Sir Bawdewyn von der Bretagne, Sir Kaynes, Sir Ulfius und Sir Brastias. Sie und noch viele andere blieben Tag und Nacht in Artus’ Nähe, um ihn bis zum Pfingstfest zu beschützen.
    Zu Pfingsten dann kam eine große Versammlung zusammen, und die verschiedensten Männer mühten sich vergeblich, das Schwert aus dem Amboß zu ziehen. Dann stieg Artus, verfolgt von den Blicken aller großen Herren wie auch des gemeinen Volkes, auf den Stein, zog mit Leichtigkeit das Schwert heraus und hielt es in die Höhe, so daß jedermann es sah. Die einfachen Leute waren überzeugt und riefen einstimmig: »Wir wollen ohne jeden weiteren Verzug Artus als unseren König. Wir sehen, es ist Gottes Wille, daß er König wird, und wir werden jeden umbringen, der sich ihm in den Weg stellt.«
    Damit knieten reich wie arm nieder und baten Artus um Vergebung, weil man ihn so lange hingehalten hatte. Artus verzieh ihnen, nahm dann das Schwert in beide Hände und legte es auf den Hochaltar. Der Erzbischof nahm es, berührte damit Artus’ Schulter und schlug ihn so zum Ritter. Dann gelobte Artus allen Lords und Gemeinen
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