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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher
Autoren: Karen Miller
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Barls Magie sein Eingreifen in den Geist des Krüppels aufspüren? Würde sie den Prinzen zurückweisen, so wie sie ihn zurückgewiesen hatte?
    Der Schatten verblasste. Verschwand. Morg stieß die Luft aus Dürrns brennenden Lungen aus und beugte sich vor. Voller Eifer beobachtete er, wie die Finger des Krüppels sich um die Kugel krampften, während seine blicklosen Augen gold und grün, rot und purpurn glänzten.
    Es funktionierte.
    Das strahlende Licht breitete sich wie schmelzende Butter von der Kugel und über Gars Finger hinweg aus. Floss
in
seine Finger, seine Hände, seine Arme und durch seinen ganzen Körper, bis er leuchtete wie eine aus Fleisch geschaffene Laterne.
    Und dann erlosch das Licht plötzlich. Mit einem Stöhnen brach der Krüppel zusammen und fiel quer über den Tisch, seines Leuchtens beraubt. Die Kugel rollte aus seinen schlaffen Fingern und blieb reglos vor ihrer tristen Schatulle liegen.
    Morg stieß einen langen, bebenden Atemzug aus, griff nach dem Handgelenk des Krüppels und tastete nach dem Puls. Da war er: ungleichmäßig, sprunghaft. Seine Brust hob und senkte sich in schnellen, flachen Stößen.
    Er hatte überlebt.
    Während er darauf wartete, dass der Krüppel aus seiner Starre erwachte, blickte er voller Sehnsucht auf die Wetterkugel. Mehr als alles andere wünschte er sich, sie zu zerstören, sie zu zerschmettern, Barls gefangene Magie auf den Boden fließen zu lassen und sie siegreich und verächtlich unter seinem Absatz zu nichts zu zertreten. Aber er konnte nicht. Also legte er sie wieder in ihre Schatulle und trug sie in den Schrank zurück. Einen Moment lang dachte er darüber nach, die Türen mit einem Todeszauber zu belegen, verwarf die Idee dann aber wieder. Wenn er das tat, würde er vielleicht unerwünschte Neugier erregen. Also ging er zu einem anderen Schrank, nahm eine leere Glaskugel und ihren Ständer heraus und stellte sie auf den Tisch. Dann lehnte er sich mit hämischer Freude zurück und wartete ab.
    Schließlich regte der Krüppel sich. Richtete sich auf. »Durm.« Er drückte beide Fäuste an die Schläfen. »Ihr hättet mich warnen sollen, dass es so schmerzhaft werden würde. Fane sagte, dass es anstrengend sei, aber nicht, dass ich Schmerzen haben würde. Ich dachte, es würde mich zerreißen… oder mich in Asche verwandeln.«
    Morg zuckte mit den Schultern. »Solche Warnungen sind sinnlos. Schließlich ist der Schmerz des einen Mannes die Wonne eines anderen. Jede Übertragung ist anders.«
    Der Krüppel schüttelte den Kopf. »Ich fühle mich so
seltsam.
Hat die Übertragung funktioniert? Einen Moment lang fühlte es sich beinahe so an, als wolle die Wettermagie mich… zurückweisen. Warum sollte sie das tun?« Er lachte zittrig. »Bin ich immer noch nicht gut genug?«
    »Ihr seid perfekt«, erwiderte Morg scharf. »Aber um Euch zu beruhigen, lasst uns ein kleines Experiment versuchen. Hier ist eine leere Kugel. Sendet Euren Geist in die Leere hinein und lasst es regnen.«
    »Ich habe Angst«, flüsterte der Krüppel.
    »Ihr seid ein Prinz des königlichen Hauses Torvig!«, donnerte Morg. »Gereicht Eurem Väter zur Ehre und lasst es regnen!«
    Der Krüppel griff nach der durchsichtigen Kugel. Hielt sie schweigend und mit trübem Blick vor sich hin, während er nach dem neuen Wissen darin suchte. Dann richtete er sich auf. Starrte in das unbelebte Herz der Kugel und sprach. Die Luft darin wogte auf. Verdichtete sich. Wurde weiß. Grau. Schwarz. Weinte.
    »Seht nur, Durm«, hauchte der Krüppel. In seinen Augen und auf seinen Wangen waren Tränen. In den Tränen war Blut, ein winziges Rinnsal, aber er beachtete es nicht. »Ich habe es regnen lassen …«
    Die Diener, an denen er auf dem Weg zu Fane vorbeikam, sprachen ihn an, aber er konnte sie nicht hören. Er antwortete irgendetwas - höchstwahrscheinlich »guten Morgen« -, aber er konnte sich selbst nicht hören. Konnte kaum ihre Gesichter sehen oder sich an ihre Namen erinnern. Er hatte es regnen lassen. Die gesegnete Barl stehe ihm bei, er hatte es regnen lassen, und sein Leben würde nie wieder so sein wie früher.
    Er fand Fane im Wintergarten des Palastes, wo sie ein einsames Frühstück verzehrte. Die Dienerin, die ihr aufwartete, versank in einem Knicks. Er entließ sie und durchquerte den Raum.
    Ohne von ihrem Teller aufzublicken, sagte sie kalt: »Geh weg.«
    Er blieb stehen. Runzelte die Stirn. »Fane…«
    Sie griff nach ihrer Tasse und nahm einen Schluck Tee. Dann stellte sie sie mit
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