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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Brandts Satz sicherlich gehört hatte. Ihr schien es, als verdrehe er ein wenig die Augen. War sie hier und heute vielleicht das Dummchen vom Dienst?
    Sie ging zu der japanisch anmutenden Schiebetür aus Holz und Milchglas, die das Schlafzimmer vom Rest der Wohnung trennte. Der Holzboden bebte leicht unter ihren Schritten. Bergkamp wich ihr wortlos aus. Sie wandte sich nach rechts und kam in eine für ihren Geschmack viel zu große Küche. Auf den edlen Holzablagen und in der blitzenden Spüle stapelten sich dreckiges Geschirr, benutzte Gläser und leere Flaschen. Nur halbherzig abgedeckte Platten eines kleinen Büfetts verströmten einen leichten Geruch gammeligen Fleischs, der sich mit dem Gestank einer nach einer Party nur schlecht gelüfteten Wohnung vermischte. Hier war gestern noch mächtig gefeiert worden. Im bis auf ein großes, rotes Ledersofa und einen absurd großen Flat-Screen-Fernseher fast leeren Wohnzimmer roch es nach Tabakrauch. Ansonsten wirkte der Raum sauber, sah man von einigen Glasrändern auf dem Sofatisch und einem weißen Sideboard ab. Sie betrachtete die spiegelglatte Oberfläche des Glastisches vor dem Sofa, ging in die Hocke, um die Fläche auf Augenhöhe zu begutachten. Die kleinen weißen Reste waren so kaum zu übersehen. Bergkamp war ihr in das Wohnzimmer gefolgt. Sie stand auf.
    »Die haben ganz schön gefeiert hier.«
    Bergkamp nickte. »Sieht so aus.«
    »Müssen die Leute immer ihre Klischees bestätigen? Ich meine, was erwartet man von Schauspielern? Drogen, Partys, Drama. Und was haben wir hier? Kokain auf dem Glastisch, Partyreste in der Küche und ein totes Schauspielerpaar im Schlafzimmer.«
    »Sind es denn überhaupt die Wohnungsinhaber im Bett? Ich konnte das gar nicht so richtig erkennen.«
    »Doch das sind sie.« Der Rechtsmediziner Brandt stand nun in der offenen Tür des Wohnzimmers. »Christian Alberti und Julia Stolz. Da können wir sicher sein.« Die Forensiker in ihren weißen Plastiküberzügen zwängten sich an Brandt vorbei, der nur widerwillig Platz machte, als wollte er die Macht über die Tür und das, was sich hinter ihr verbarg, nicht hergeben.
    Paula Wagner registrierte den Unterschied zwischen Bergkamp und Brandt nicht zum ersten Mal. Trotzdem ignorierte sie den Rechtsmediziner und ging zu einem bodentiefen Fenster, das auf eine mit Teakholz belegte Terrasse hinausführte. Dahinter öffnete sich ein Panorama über den Kölner Süden hinweg bis hinunter zu den Spitzen des Siebengebirges. Eine Traumwohnung.
    »Wie viel verdienen eigentlich Darsteller einer Daily Soap? So eine Wohnung kostet doch ein Vermögen.«
    »Wir sollten vielleicht erst einmal schauen, was wir hier an Spuren finden und uns dann den Vermögensverhältnissen der Opfer zuwenden«, antwortete ihr Chef. Mussten heute alle auf ihr herumreiten? Bergkamp allerdings war schon wieder woanders. »Habt ihr irgendwelche brauchbaren Spuren?« Einer der Forensiker blickte den Hauptkommissar an.
    »Mehr als ihr brauchen könnt. Ganz im Ernst: Hier haben gestern Abend sicherlich 15 Leute gefeiert, und wenn der Mörder unter den Gästen war, sind diese ganzen Spuren einen Dreck wert.«
    »Dann sollten wir uns mal um die Gästeliste kümmern, würde ich vorschlagen«, warf Paula Wagner ein. Schärfer als gedacht. Bergkamp zuckte kurz, Brandt grinste nur. Gemeinsam mit dem Hauptkommissar verließ Paula Wagner die Wohnung und überließ den Forensikern den Tatort.
     
    Gebäude 155 der Universität zu Köln lag ein Stück hinter dem eigentlichen Universitätsgelände auf einem schmalen Grundstück zwischen den Straßen An Sankt Laurentius im Norden, Eckertstraße im Osten und Gyrhofstraße im Süden. Marius Sandmann betrat den gelb verklinkerten Eckbau mit einem leichten Widerwillen. Er hatte das Kunsthistorische Institut seit Jahren nicht mehr besucht, obwohl er hier alles in allem neun Semester studiert hatte, bis schließlich Brock mit seinem Angebot aufgetaucht war, in die Detektei mit einzusteigen. Marius, ohnehin kein enthusiastischer Student, hatte daraufhin sein Studium langsam einschlafen lassen
    Als er das Gebäude betrat, fragte er sich, ob das damals die richtige Entscheidung gewesen war. Natürlich hatte er sich die Frage schon öfter gestellt, Brocks Honorare hielten ihn die meiste Zeit gerade so über Wasser, und an einem Tag wie heute, wo Gunter Brock ihn mit einem harmlosen und wahrscheinlich völlig sinnfreien Rechercheauftrag losschickte, drängte sich die Frage förmlich auf. ›Versuche
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