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Kochwut

Titel: Kochwut
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Steaks hier!«
    Meise drängte sich an den Kommissaren vorbei. Er und sein Kollege steckten schon im weißen Schutzanzug, und sogleich begannen sie, routinemäßig den Fundort und seine Umgebung auf Spuren zu untersuchen.
    »Kannst du gleich mal nachschauen, was der Mann in seinen Taschen hat, Andreas?«, bat Angermüller den Kriminaltechniker, der sich vorsichtig neben den Toten gehockt hatte.
    Ameise, wie er von den anderen genannt wurde, da er nicht sehr groß war und immer gern dem Boden eines Tatorts große Aufmerksamkeit schenkte, durchsuchte systematisch Hosen- und Jackentaschen des Toten. Er förderte nur eine Packung Papiertaschentücher und ein Taschenmesser zutage.
    »Tscha, das war’s wohl. Da is weiter nix«, stellte Ameise fest.
    »Hm, find ich eigenartig. Zumindest einen Hausschlüssel nimmt man doch mit, wenn man rausgeht«, überlegte Angermüller. »Ob das vielleicht auf Raubmord rausläuft?«
    »Das ist dann wohl ein Problem, das ihr klären müsst, Kollegen. Und jetzt lasst mich man in Ruhe arbeiten hier.«
    »Ist die Rechtsmedizin schon benachrichtigt?«
    »Aber selbstverständlich, Herr Kollege! Dein süßer Freund wird bestimmt gleich hier sein«, flötete Ameise in affektiertem Tonfall auf Angermüllers Frage, der gewohnheitsmäßig versuchte, die plumpe Anspielung zu ignorieren. Trotzdem ärgerte er sich darüber. Andererseits war er froh, dass er es mit seinem Freund Steffen zu tun bekam, der als Rechtsmediziner einen sehr guten Ruf genoss und mit dem er hervorragend zusammenarbeitete.
    Tumultartiges Getöse war plötzlich zu vernehmen, und Angermüller bemühte sich zu orten, woher es kam.
    »Das kommt aus dem Studio«, erklärte der Lensahner Kollege, als er Angermüllers fragenden Gesichtsausdruck sah. »Die haben da so einen Einheizer vor der Show, der die Leute zum Klatschen bringt. Das schneiden die dann später zwischen.«
    »Sie kennen sich ja gut aus.«
    »Ich bin selbst mit meiner Frau neulich erst hier gewesen als Zuschauer«, erzählte der Mann nicht ohne Stolz. »Der macht so Sprüche, der junge Mann, der ist richtig witzig. Vielleicht kennen Sie den auch aus der Werbung für … na für …«
    Es fiel ihm nicht ein. Angermüller schüttelte den Kopf.
    »Wahrscheinlich nicht. So, dann wollen wir mal. Claus, besorgst du uns bitte einen Raum, wo wir unsere Zeugen befragen können?«, forderte er seinen Kollegen auf. »Und ihr seht euch auf dem Gelände ein wenig um, bei den Leuten, die sonst hier auf dem Gut wohnen. Wann wurde das Opfer gestern von wem gesehen, gab es fremde Besucher, sonst irgendwas Auffälliges, na ja, ihr wisst schon«, wandte er sich danach an Anja-Lena Kruse und Norbert Teschner.
    »Und Sie, Herr Kollege aus Lensahn, Sie sorgen bitte dafür, dass möglichst niemand von den Leuten verschwindet, die heute Morgen dabei waren, bevor wir mit ihnen gesprochen haben.«

     
    Auf dem Tisch lagen zwei Mobiltelefone, die ständig Signale von sich gaben, und eine dicke Klarsichtmappe mit Papieren. Um den Hals der zierlichen Frau hing ein breites Schlüsselband in Blau-Weiß-Rot mit einem Namensschild. Das Band trug fortlaufend einen Schriftzug, den Angermüller nach längerem Rätseln als Pierre Lebouton entzifferte.
    »Sie sind also die Chefin hier, Frau Fischer?«
    »Chefin?«
    »Na ja, wofür Sie so alles verantwortlich sind …«, meinte Angermüller in nettem Ton, da die Frau ihm ziemlich nervös vorkam. Sie lachte nur bitter. Sie war Anfang 30, wirkte aber älter in dem streng geschnittenen, klassischen Hosenanzug und mit dem akkuraten Bubikopf. Mit einer heftigen Bewegung schnippte sie die Asche von ihrer Zigarette in einen Joghurtbecher.
    »Da haben Sie was falsch verstanden. Hier gibt es nur einen Chef! Und der fragt sich wahrscheinlich schon, wo ich bleibe. Ich bin nur die Regieassistentin, die immer schuld ist, wenn was schiefgeht.«
    »Und wer ist hier der Chef?«, fragte Angermüller.
    Grit Fischer hatte Jansen sofort angeboten, dass sie die Gesindeküche des Kavaliershauses für ihre Befragungen nutzen konnten. Jetzt saßen sie hier zu dritt an einem langen Holztisch. Alle anderen hatten die Beamten hinausgeschickt und gebeten, sich zur Verfügung zu halten.
    »Pierre natürlich.«
    Die Regieassistentin war heute Morgen die Erste hier gewesen. Es war Tag eins von drei Produktionstagen, und wie immer hatte sie zur Sicherheit noch einmal alles durchchecken wollen, bevor die anderen kamen. Sie kontrollierte, ob die Studioküche sauber und dort alles an
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