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Kochwut

Titel: Kochwut
Autoren: Gmeiner-Verlag
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getrampelt.«
    »Wieso Arbeitskollegen? Was tun die Leute hier denn?«, wollte Angermüller wissen und sah sich dabei in dem Raum um, einer Art Eingangshalle. Ihm fiel ein, dass dieses Gebäude sich Kavaliershaus nannte. Eine Treppe führte ins obere Stockwerk, an der Tür zur Linken war ein Schild mit der Aufschrift ›Zum Studio‹ angebracht, rechts stand die Tür zu einer großen Küche offen.
    »Die sind vom Fernsehen. Die machen hier so eine Show …«
    »Voilà Lebouton!«, sagte Jansen.
    »Was?«
    »Mann, Georg! ›Voilà Lebouton!‹, die ultimative Kochshow! Jetzt sag bloß, du kennst die nicht? Ich dachte, du wärst ein begeisterter Hobbykoch!«
    So wie Jansen das sagte, klang es nicht gerade nach Anerkennung.
    »Doch ja. ›Voilà Lebouton!‹ – davon hab ich schon mal gehört.«
    »Hast du die Sendung etwa noch nie gesehen? Du enttäuschst mich, Georg!«
    »Muss man denn Kochshows sehen, nur weil man gern kocht?«
    »Natürlich nicht. Aber das ist ganz witzig. Ab und zu guck ich mir das an.«
    »Du?«
    Angermüller blieb keine Zeit, sich über Jansens höchst erstaunliche Offenbarung den Kopf zu zerbrechen. Ein Mann in Zivil, der Beamte von der Kripo-Bereitschaft Lensahn, der kurz nach der Streife eingetroffen war, kam zu ihnen und erstattete seinen kurzen Bericht zu den Umständen des Leichenfundes – Name des Opfers, Fundort, Fundzeit, Name der Frau, die den Fund gemacht hatte, Uhrzeit des Eintreffens der Streife.
    »Wollen Sie jetzt den Toten sehen? Oder wollen Sie erst mit der Grit Fischer sprechen, die ihn gefunden hat?«, fragte er dann.
    »Ersteres.«
    Die umständliche Art des Lensahners machte Angermüller ganz kribbelig.
    »Und ihr könnt gleich mitkommen!«, winkte er Kriminalobermeisterin Kruse und Kriminaloberkommissar Teschner heran, die inzwischen auch eingetroffen waren.
    Sie gingen an der Küche vorbei, aus der ihnen neugierige Blicke folgten, und gelangten über den Flur durch eine Tür in einen Lagerraum. Metallregale reihten sich ringsum, in denen Kartons mit Lebensmitteln standen, auf Paletten in der Raummitte stapelten sich Obst- und Gemüsekisten, und daneben gab es zwei riesige Kühltruhen. Der Lensahner Kollege zeigte zur Stirnseite, wo ein weiterer Uniformierter postiert war.
    »Dort ist es, bitte schön«, lenkte er sie höflich wie ein Fremdenführer zu der silbrig glänzenden Kühlzelle, öffnete die Tür und schaltete die Innenbeleuchtung ein. Fein säuberlich aufgereiht hingen einige Viertel von toten Tieren von der Decke, in den Regalen ringsum lagerten Fleischportionen in Vakuumverpackungen, und in der Mitte, ausgestreckt auf den metallenen Bodenplatten, lag ein Mann. Leise surrte ein Ventilator. Das Erste, was Angermüller auffiel, waren die edlen dunkelbraunen Wildlederschuhe, in denen die Füße des Toten steckten. Die ganze Erscheinung des Mannes vermittelte selbst in diesem Zustand den Eindruck dezenter Eleganz. Er trug ein Tweedjackett zur Cordhose und hatte die Hände über der Brust gefaltet. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkte Angermüller, dass sie den Knauf eines Messers umfassten, der aus seinem Brustkorb ragte. Die Augen waren geschlossen. Seltsam sauber und undramatisch wirkte dieses Opfer auf den Kriminalhauptkommissar, der in vergleichbaren Situationen sonst eher so schnell wie möglich Abstand zum Objekt zu gewinnen versuchte. Das mochte daran liegen, dass es keine sichtbaren Verletzungen gab, keine großen Blutlachen und der Tote tatsächlich aussah, als schliefe er nur.
    »So wie es aussieht, ist er hier getötet worden«, sagte der Lensahner Kollege. »Auf den ersten Blick haben wir nichts gefunden, das auf einen anderen Tatort hindeutet.«
    »Ist ja da drin noch kälter als draußen, Mann«, meinte Jansen und schüttelte sich, obwohl sie auf der Schwelle stehen geblieben waren, um keine Spuren zu vernichten.
    »Ist wohl ein Tiefkühlraum, was?«
    »Dachten wir auch«, nickte der Kripomann aus Lensahn. »Aber die Frau Fischer, die das Opfer gefunden hat, meinte, jemand müsse die Temperatur heruntergedreht haben. Normalerweise sind hier so um die null bis zwei Grad, und als sie kam, stand der Regler auf Minus 20. Steht er immer noch – wir haben hier nichts verändert.«
    »Das will ich auch meinen! Tach allerseits!«
    Die Kriminaltechnik war eingetroffen, allen voran Andreas Meise, ein kompetenter Fachmann, als Mensch allerdings gewöhnungsbedürftig, wie Angermüller fand.
    »So Jungs, seid ihr fertig? Dann lasst mal den Papa zu den saftigen
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