Knochenzeichen
Vorgeplänkel.
Doch das machte es trotzdem schwerer. Viel schwerer für Sweetie abzuhauen, wie sie es besprochen hatten. Die Angst jagte heftige Wellen der Panik durch seine Adern. Doch er musste ruhig bleiben. Musste nachdenken. Diesmal konnte er sich keinen Fehler erlauben. Es genügte nicht, die Fleming unschädlich zu machen. Er musste beweisen, dass Sweetie auf keinen Fall etwas mit diesen Knochen zu tun haben konnte.
Und dann, mitten im Gehen, kam es ihm. Der Gedanke war in seiner Klarheit so schockierend, dass er innehielt, überzeugt davon, dass ein Haken daran sein musste.
Doch es gab keinen. Und es war so einfach, dass er vor lauter Begeisterung laut auflachte.
Die Fleming unschädlich zu machen würde nicht nur das Ermittlungsverfahren seines Gehirns berauben. Sie umzubringen, während Sweetie in Polizeigewahrsam war, würde ihn von jeglicher Schuld entlasten.
Er sah aus dem Fenster. Allmählich wurde es dunkel. Rasch holte er seine Pistole. Dann, nach kurzem Nachdenken, schnappte er sich auch noch das Jagdgewehr. Reservebewaffnung. Sämtliche Anrufer hatten ihm haarklein geschildert, wie die Fleming sich auf dem Gehsteig vor dem Lokal mit Joanie gestritten hatte. Und weil er sie im Auge behalten hatte, wusste er, dass sie nicht aus dem McKenzie Motel ausgezogen war. Also lag nahe, dass sie dort übernachtete, falls sie heute hierblieb. Falls nicht … Er ging auf die Hintertür zu. Falls nicht, so wusste er, dass sie auch in Eugene ein Zimmer gemietet hatte. Falls er sie nicht abpassen konnte, wenn sie mit ihrem Auto vorbeikam, würden ein paar Anrufe genügen. Er würde rauskriegen, wo sie übernachtete, und ihr dort einen Besuch abstatten.
Wenn die Fleming tot war, wären alle ihre Probleme gelöst.
Zach schielte auf den mageren Inhalt seines Kühlschranks und fluchte leise. Der Brotrest war schimmelig, und die Tüte Milch hatte er vor zwei Tagen geleert. Und nicht einmal er würde das Corned Beef noch essen, das vertrocknet war und sich an den Rändern rollte. Falls er sich nicht von Rigips ernähren wollte, würde er sich in die Stadt aufmachen müssen, um sich etwas zu besorgen.
Nichts als der Hunger konnte ihn dazu bringen, in sein Auto zu steigen und in die Stadt zu fahren. Die Aussicht auf ein Sandwich und ein Bier war allzu verführerisch. Er war zwar nicht in Stimmung für Gesellschaft, aber die Chance, jemanden beim Poolbillard zur Schnecke zu machen, käme ihm ganz gelegen.
Die Tatsache, dass er selbst derjenige war, der es am dringendsten nötig hatte, zur Schnecke gemacht zu werden, verdarb ihm die Laune nur noch nachhaltiger. Er fuhr schneller über den Kiesweg als sonst und hörte das Prasseln der Steinchen, die aufspritzten und gegen die Karosserie prallten. Bewusst nahm er den Fuß etwas vom Gas. Jedes Mal, wenn er an Andrews’ Miene dachte, als sie ihn wegen seiner Einsätze bedrängt hatte, hätte er am liebsten die Faust durch etwas Festes gerammt. Als ob sie eine Ahnung davon hätte, was es bedeutete, in einem Kriegsgebiet die Lage auszukundschaften und Spionageabwehr zu betreiben. Und davon, was für Männer es dazu brauchte und welche Ausbildung diese durchlaufen haben mussten.
Das Einzige, was sie interessierte, war, ob er gebrochen zurückgekehrt war. Ob er einen Teil seiner Ausbildung dazu genutzt hatte, aus Jux und Tollerei Fremde abzufangen und ihnen die Hälse zu brechen.
Es war verdammt schwer, sich davon nicht beleidigt zu fühlen.
Verdrossen bog er auf den Highway ein. Die Stunden, in denen er vergangene Nacht eigentlich hätte schlafen sollen, hatte er damit verbracht, die Vernehmung unablässig in seinem Kopf Revue passieren zu lassen. Er hatte darüber nachgegrübelt, wie es Sheriff Andrews mit einer Finte versucht hatte. Dass sie mehr über seine Einsätze wusste, als sie zugab, und versuchte, ihm eine Falle zu stellen. Sie hatte Caits Rolle dabei, die Informationen über ihn zu besorgen, vor ihm baumeln lassen wie einen Köder. Und als wäre er komplett schwachsinnig, hatte sein Gehirn teilweise dichtgemacht, und er hatte sich nur noch auf das Gefühl konzentrieren können, das in ihm aufwallte.
Ein dunkler Kleinwagen zog an ihm vorüber, als er vor der Abzweigung zur Stadt abbremste. Sobald die erste Wut abgeklungen war, hatte er schon eher durchschaut, wie Andrews ihn ausgetrickst hatte. Dass sie Cait absichtlich erwähnt hatte, um ihn aus dem Konzept zu bringen. Mittlerweile fragte er sich, warum er so ohne Weiteres ihre Anspielung für bare Münze
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