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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Robert Masello
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hierherzugehören, wenn er den Wagen in der Auffahrt abstellte.
    Aber es war nicht nur die Fremdheit des Ortes, die ihn jedes Mal aufs Neue traf; es war vor allem die Stille. Alle Häuser zu beiden Seiten der breiten, gewundenen Straße waren ordentlich und gepflegt, und es herrschte eine Grabesruhe. Kein Kind spielte auf der Straße, kein Rasenmäher brummte, nirgendwo hinter den Fenstern brannte Licht, und keine Stereoanlage plärrte. Auch auf den makellosen neuen Gehwegen war keine Menschenseele zu sehen.
    Ehrlich gesagt, fühlte es sich etwas unheimlich an. Doch er sagte sich immer wieder, dass er sich schon daran gewöhnen würde.
    »Ich bin wieder da«, rief er laut, als er durch die Tür kam. Er ließ seinen Rucksack auf den Parkettfußboden im Foyer fallen. Er war schwer von den Büchern und Unterlagen. »Hallo?«
    Keine Antwort. Er hätte erwartet, etwas von Robin zu hören, dem Kindermädchen, das sie eingestellt hatten, um ihnen mit dem Baby zu helfen.
    »Robin? Bist du hier?«
    Er erklomm die Treppe. Der Besitzer hatte sie mit dicken Teppichen auslegen lassen, nachdem er erfahren hatte, dass Carter und Beth ein einjähriges Kind hatten. Im Kinderzimmer saß Beth im Schaukelstuhl, das Sweatshirt hochgeschoben, und stillte den kleinen Joey. »Ich wollte nicht rufen«, flüsterte sie.
    »Wo ist Robin?«
    »Ich bin heute nicht bei der Arbeit gewesen, also habe ich ihr einen Tag freigegeben.«
    »Immer noch diese Erkältung?«
    »Ich scheine sie einfach nicht loszuwerden.«
    »Der Prinz sieht jedenfalls glücklich aus.«
    »Du weißt doch, dieses Kerlchen kann nichts aus der Ruhe bringen.« Sie machten ständig Witze darüber, dass Joey inzwischen längst eine Erkältung hätte haben müssen, eine Ohrenentzündung, Koliken, egal was. Die ganzen Babybücher hatten sie auf die endlose Liste von Problemen und Beschwerden vorbereitet, aber bisher … nada . Das Kind war echt nicht aus Zucker.
    »Soll ich uns etwas zum Abendessen machen?«, fragte Carter.
    »Ich habe keinen Hunger. Aber es ist noch Lachs von gestern übrig.«
    »Das ist gut«, sagte Carter. »Ich überlasse ihn dann mal dir«, fügte er hinzu und deutete mit einem Nicken auf den beschäftigten Joey.
    Unten nahm er sich ein Heineken aus dem Kühlschrank und trank, da es keine Zeugen gab, direkt aus der Flasche. Auf dem Tresen lag die Post, ein paar Rechnungen und Kataloge, doch die Papiere, die verstreut auf dem massiven Tisch in der Frühstücksnische lagen, waren wesentlich interessanter. Carter zog zwei der Stühle heraus, legte seine langen Beine quer über den einen und drehte ein paar der Blätter um, so dass er sie lesen konnte.
    Das Begleitschreiben war an Beth adressiert und kam von Berenice Cabot, einer Verwaltungsdirektorin im Getty. Sie bat Beth, sich die beigefügten Unterlagen anzuschauen und sich auf ein Treffen mit dem Eigentümer dieses Kunstwerks vorzubereiten, dessen Anonymität Mrs Cabot vorerst noch wahren wollte. Das war nichts Ungewöhnliches, wie Carter wusste. Museen hatten es oft mit wohlhabenden Spendern zu tun, die nicht wollten, dass ihr Name in die Öffentlichkeit gelangte, ehe sie sich selbst dazu entschieden.
    Inzwischen hatte Carter das Gefühl, er sollte besser aufhören herumzuschnüffeln. Diese Sache ging nur Beth und das Getty etwas an, dachte er, während er einen weiteren Schluck Bier aus der Flasche trank. Doch andererseits hatte sie die ganzen Sachen offen liegenlassen. Wäre das vor einem Gericht nicht Rechtfertigung genug? Und was konnte es schon schaden, einen kurzen Blick auf die Bilder zu werfen? Schon ein flüchtiges Hinschauen hatte ihm verraten, dass sie ziemlich ungewöhnlich waren.
    Er legte den Brief zur Seite und besah sich das etwa zwanzig mal vierzig Zentimeter große Hochglanzbild, das ganz oben auf dem Stapel lag. Es zeigte ein klobiges altes Buch mit einem Einband, der wie mit Edelsteinen besetztes Elfenbein aussah. Ein Lineal, das man danebengelegt hatte, um die Größe anzuzeigen, besagte, dass die Seiten riesig waren – beinahe sechzig Zentimeter hoch und fast ebenso breit. Obwohl Carter in diesen Dingen kein Experte war, erinnerte es ihn an uralte Bücher, die er in Europa gesehen hatte, von denen das Book of Kells im Trinity College von Dublin das bemerkenswerteste gewesen war. Jener Band stammte aus dem 8. Jahrhundert, und das Buch auf dem Foto wirkte auf sein ungeübtes Auge, als gehöre es in die gleiche Liga.
    Die anderen Fotografien zeigten den Inhalt des Buches. Carter
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