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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)
Autoren: Patricia Cornwell
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unternimmt, dann wisse es niemand.«
    Er nimmt eine Cargohose vom Bügel.
    »Du wirst doch zwei Leichensäcke benutzen, oder was sonst nötig ist, damit ihr Boot anschließend nicht zum Himmel stinkt? Nur damit du es nicht vergisst. Ich habe es nämlich versprochen. Möchtest du lange Ärmel oder kurze?«
    Er dreht sich zu mir um.
    »Ich rate zu langen, denn bei diesem Wind wird es da draußen ganz schön frisch sein«, fährt er fort, ehe ich die Chance habe, mir eine Antwort zu überlegen. »Also gut. Außerdem noch die Daunenjacke, die in Signalorange, damit man dich schon kilometerweit sieht. Das ist auf dem Wasser immer ratsam. Offenbar hat Marino keine Jacke, aber für seine Garderobe bin ich ja nicht verantwortlich.«
    Bryce bringt mir die Kleidungsstücke, während Marino weiter mit jemandem telefoniert, der offenbar in einem Boot ist.
    »Wir wollen nicht, dass jemand irgendwelche Knoten durchschneidet. Alle Seile müssen entflochten werden«, sagt er, als Bryce die CFC -Uniform auf meinem Schreibtisch deponiert und zum Schrank zurückkehrt, um die Stiefel zu holen. »Ich lege jetzt auf und rufe Sie von einem Festnetztelefon an. Vielleicht ist die Verbindung dann besser, und Sie können selbst mit der Chefin sprechen«, fügt Marino hinzu.
    Er tritt auf meine Seite des Schreibtischs. Aus dem Flur höre ich den Aufzug und mehrere Stimmen. Lucy ist unterwegs zu ihrem Helikopter, und weitere Mitarbeiter treffen ein. Es ist kurz nach acht.
    »Eine riesige prähistorische Schildkröte hängt in der südlichen Fahrrinne fest«, erklärt Marino und greift nach dem Telefon auf meinem Schreibtisch.
    »Prähistorisch?«,
ruft Bryce aus. »Das glaube ich nicht.«
    »Eine Lederschildkröte. Die sind beinahe ausgestorben. Es gibt die Viecher schon seit Jurassic Park.« Marino achtet nicht auf ihn.
    »Ich denke nicht, dass da damals schon ein Park war«, protestiert Bryce, ein wenig lauter.
    »Könnte bis zu einer Tonne wiegen.« Marino spricht weiter mit mir, während er eine Nummer in mein Telefon eintippt. Auf seiner großen Nase sitzt eine Lesehilfe aus dem Drugstore. »Ein Fischer, der nach seinen Hummerreusen geschaut hat, hat sie bei Morgengrauen entdeckt und die Rettungsmannschaft des Aquariums angerufen. Die hat wiederum eine Vereinbarung mit der Wasserabteilung der Feuerwehr. Als das Löschboot eintraf und versuchte, die Schildkröte zu bergen, stellte sich heraus, dass an der Leine ein bedauerlicher Beifang hing … Pamela?«, sagt er, als sich jemand meldet. »Ich verbinde Sie jetzt mit Dr. Scarpetta.«
    Er reicht mir den Hörer, klappt die Brille mit dicken Fingern zusammen und steckt sie in die Brusttasche seines Hemdes. »Pamela Quick«, erklärt er dabei. »Sie ist an Bord des Löschboots. Also ist die Verbindung vermutlich miserabel.«
    Die Frau am Telefon stellt sich als Meeresbiologin am New England Aquarium vor und klingt gehetzt und ein wenig feindselig. Sie teilt mir mit, sie habe mir vor einer Minute ein Foto gemailt.
    »Hier sehen Sie selbst, dass die Zeit knapp wird«, beharrt sie. »Wir müssen ihn jetzt an Bord holen.«
    »Ihn?«, wundere ich mich.
    »Es handelt sich um ein Exemplar einer gefährdeten Meeresschildkrötenart, das nun schon seit weiß Gott wie lange Angelschnüre, andere Gerätschaften und offenbar eine Leiche mit sich herumschleppt. Schildkröten müssen atmen, und er kann die Nasenlöcher kaum noch über Wasser halten. Wenn wir ihn nicht sofort retten, ertrinkt er.«
    Marino hält mir sein Mobiltelefon hin, damit ich das gerade eingetroffene Foto betrachten kann. Es zeigt eine blonde und braungebrannte junge Frau in Khakihose und grüner Windjacke, die sich über die Reling des Feuerwehrbootes beugt. Sie zieht mit einem langen Haken an einer Leine, die sich mit einem riesigen Seeungeheuer verheddert hat. Die Schildkröte ist braun und ledrig und hat eine Flossenspannweite fast so breit wie das Boot. Einige Meter von ihrem aus dem Wasser ragenden gewaltigen Kopf entfernt sind blasse Hände mit lackierten Nägeln und lange weiße Haarsträhnen im aufgewühlten Wasser gerade noch auszumachen.
    Bryce stellt mir ein paar leichte schwarze Kampfstiefel aus Nylon und mit ledernen Zehenkappen hin und beschwert sich, weil er keine Socken findet.
    »Schau unten in meinem Spind nach«, sage ich ihm, während ich mich vorbeuge, um die Pumps abzustreifen. Gleichzeitig spreche ich weiter mit Pamela Quick. »Wir wollen auf keinen Fall, dass die Leiche verlorengeht oder irgendwie beschädigt
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