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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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warteten. Dank der Kälte und der frühen Stunde gab es überraschend wenige Schaulustige. Hin und wieder fuhr ein Auto vorbei und wendete, um ein zweites Mal am Tatort vorbeizuzockeln. Gaffer. Später würden es sehr viel mehr sein.
    LaManche blinkte und bog in die Auffahrt ein, wo ein uniformierter Beamter uns mit einer Handbewegung stoppte. Er trug eine olivgrüne Jacke mit schwarzem Pelzkragen, einen dunkeloliven Schal und eine olivfarbene Kappe mit aufgestellten Ohrenklappen. Ohren und Nase waren himbeerrot, und beim Sprechen quoll weißer Dampf aus seinem Mund. Ich wollte ihm sagen, er solle sich die Ohren bedecken, kam mir aber sofort vor wie meine Mutter und tat es nicht. Er ist ein großer Junge. Wenn ihm die Ohrläppchen abfallen, muß er damit zurechtkommen.
    LaManche zeigte ihm seinen Ausweis, und der Beamte wies uns hinter dem blauen Bergungsfahrzeug ein. S ECTION D ’ IDENTITÉ JUDICIAIRE stand in schwarzen Blockbuchstaben darauf. Die Spurensicherung war also bereits da. Und ich vermutete, die Brandstiftungsspezialisten ebenfalls.
    LaManche und ich zogen uns Mützen und Handschuhe an und stiegen aus. Der Himmel war jetzt azurblau, die Sonne funkelte im Schnee der vergangenen Nacht. Die Luft war so kalt, daß sie sich fast kristallin anfühlte und alles scharf und klar machte. Autos, Gebäude und Leitungsmasten warfen dunkle Schatten auf den schneebedeckten Boden, so klar umrissen wie Bilder auf einem kontraststarken Film.
    Ich sah mich um. Die schwarzen Überreste eines Hauses, eine noch intakte Garage und ein kleineres Nebengebäude drängten sich am Ende der Auffahrt, alles im billigen alpinen Stil. Trampelpfade zwischen den drei Gebäuden bildeten ein Dreieck im Schnee. Fichten umstanden die Überreste des Hauses, und ihre Äste waren so schneeschwer, daß die Spitzen sich nach unten bogen. Ich sah ein Eichhörnchen, das über einen Zweig huschte und sich dann in Stammnähe in Sicherheit brachte. Hinter ihm her rieselten Schneeklumpen zu Boden und sprenkelten die weiße Decke.
    Das Haus hatte ein spitzgiebeliges Dach mit orangeroten Ziegeln, das verkohlt und eisverkrustet nur noch halb aufragte. Der Teil der Außenwand, der nicht verbrannt war, war mit cremefarbenen Platten verkleidet. Die Fenster waren schwarze, leere Höhlen, das Glas war gesprungen, die türkisfarbenen Rahmen rußgeschwärzt.
    Die linke Hälfte des Hauses war verkohlt, die Rückseite größtenteils zerstört. Auf der anderen Seite konnte ich die Reste von Dachbalken erkennen, die schwarz verbrannt auf den Außenmauern auflagen. Von irgendwo im hinteren Teil des Hauses stiegen noch Rauchfahnen auf.
    Die Vorderseite war weniger stark beschädigt. Eine hölzerne Veranda lief die gesamte Front entlang, vor den Fenstern im Obergeschoß befanden sich kleine Balkone. Veranda und Balkone bestanden aus rosafarbenen Holzlatten mit abgerundeten Spitzen und herzförmigen Ausschnitten in unregelmäßigen Abständen.
    Ich drehte mich um und sah die Auffahrt hinunter. Auf der anderen Straßenseite stand ein ähnliches Chalet, Rahmen und Verzierungen jedoch in Rot und Blau. Ein Mann und eine Frau standen mit verschränkten Armen, die behandschuhten Hände unter die Achseln gesteckt, davor. Sie sahen schweigend zu, die Augen gegen die Morgensonne zugekniffen, die Gesichter verbissen unter identischen orangefarbenen Jagdkappen. Die Nachbarn, die das Feuer gemeldet hatten. Ich schaute die Straße entlang. In Sichtweite gab es keine anderen Häuser. Die Frau, die geglaubt hatte, ein gedämpftes Knallen gehört zu haben, mußte gute Ohren haben.
    LaManche und ich gingen auf das Haus zu. Wir kamen an Dutzenden von Feuerwehrmännern vorbei, farbenfrohe Gestalten in ihren gelben Anzügen, roten Helmen, blauen Koppeln und schwarzen Gummistiefeln. Einige hatten Sauerstoffflaschen auf den Rücken geschnallt. Die meisten schienen Ausrüstung und Gerätschaften einzusammeln.
    Wir gingen zu einem uniformierten Beamten, der vor der Veranda stand. Wie der Posten in der Auffahrt war auch er von der Sûreté du Québec, wahrscheinlich vom Revier in St. Jovite oder einer Nachbarstadt. Die SQ, oder auch Quebec Provincial Police, ist zuständig für die gesamte Provinz, ausgenommen nur die Insel Montreal selbst und einige Städte, die eigene Polizeieinheiten unterhalten. St. Jovite ist zu klein dafür, deshalb wurde die SQ gerufen, vielleicht vom Einsatzleiter der Feuerwehr, vielleicht vom Nachbarn. Und die SQ hatte die Brandstiftungsspezialisten unseres Instituts

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