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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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alarmiert. Section d’Incendie et Explosif. Ich fragte mich, wer die Entscheidung getroffen hatte, den Leichenbeschauer zu rufen. Wie viele Opfer würden wir finden? In welchem Zustand würden sie sein? In keinem guten, da war ich mir sicher. Mein Herzschlag beschleunigte sich.
    Wieder zeigte LaManche seine Marke, und der Mann inspizierte sie.
    »Un instant, Docteur, s’il vous plaît«, sagte er und hob die behandschuhte Hand. Er rief einen Feuerwehrmann, sagte etwas zu ihm und deutete auf seinen Kopf. Augenblicke später hatten wir Helme und Masken. Erstere setzten wir auf, letztere hängten wir uns über den Arm.
    »Attention!« warnte der Beamte und deutete mit dem Kopf auf das Haus. Dann trat er beiseite, um uns vorbeizulassen. O ja, ich würde aufpassen.
    Die Haustür war weit offen. Als wir über die Schwelle und aus der Sonne traten, fiel die Temperatur um fünf Grad. Die Luft im Inneren war feucht und roch nach verkohltem Holz, durchweichtem Putz und Gewebe. Schwarzer, feuchter Ruß bedeckte die Oberflächen.
    Direkt vor uns führte eine Treppe ins Obergeschoß, links und rechts gähnten dunkle Höhlen; hier mußten Wohn- und Eßzimmer gewesen sein. Was von der Küche noch übrig war, befand sich auf der Rückseite.
    Ich hatte schon einige Brandstätten gesehen, aber nur wenige waren so verwüstet gewesen wie diese. Überall lagen verkohlte Bretter, wie Treibholz an einer Kaimauer. Kreuz und quer türmten sie sich auf den durcheinandergeworfenen Rahmen einer Sitzgruppe, lehnten an Treppen, Wänden und Türen. Überreste des häuslichen Mobiliars lagen in geschwärzten Haufen auf dem Boden. Aus Wänden und Decken hingen Kabel, Rohre standen von ihren Befestigungen ab. Fensterrahmen, Treppengeländer, Gesimse, alles war mit schwarzer Eiszapfenspitze verziert.
    Im Haus wimmelte es von Leuten in Helmen, die sich unterhielten, vermaßen, fotografierten und filmten, Spuren sammelten und sich auf Klemmbrettern Notizen machten. Ich erkannte zwei Brandstiftungsspezialisten aus unserem Institut. Sie hatten ein Maßband zwischen sich gespannt, und der eine kauerte an einem festen Punkt, während der andere im Kreis herumging und sich alle paar Schritte Abstände notierte.
    LaManche entdeckte einen aus dem Team des Leichenbeschauers und bahnte sich einen Weg zu ihm. Ich folgte ihm, wobei ich mich zwischen verbogenen Metallregalen, Glassplittern und etwas, das aussah wie ein verhedderter roter Schlafsack, hindurchschlängeln mußte. Aus dem Sack quoll die Füllung wie Holzkohlegedärm.
    Der Leichenbeschauer war sehr dick und rotgesichtig. Er richtete sich leicht auf, als er uns sah, stieß geräuschvoll Luft aus und deutete mit behandschuhtem Daumen auf die Verwüstung um uns herum.
    »Und, Monsieur Hubert, es gibt also zwei Tote?«
    LaManche und Hubert waren absolute Gegensätze, wie kontrastierende Schattierungen auf einem Farbkreis. Der Pathologe war groß und sehnig, mit einem langen Bluthundgesicht. Der Leichenbeschauer war in jeder Hinsicht rund. Hubert war für mich horizontale Ausdehnung, LaManche vertikale.
    Hubert nickte, und über seinem Schal schwabbelten drei Kinnlappen. »Oben.«
    »Andere?«
    »Noch nicht, aber sie sind mit der unteren Etage noch nicht fertig. Das Feuer war im hinteren Teil sehr viel intensiver. Die Feuerwehr glaubt, daß es wahrscheinlich in einem Raum neben der Küche anfing. Dieser Bereich ist völlig ausgebrannt, und der Boden ist in den Keller gestürzt.«
    »Haben Sie die Leichen schon gesehen?«
    »Noch nicht. Ich warte noch auf die Freigabe durch die Feuerwehr, damit ich nach oben kann. Der Einsatzleiter will sichergehen, daß es unbedenklich ist.«
    Ich teilte die Gefühle des Einsatzleiters.
    Dann standen wir schweigend da und betrachteten die Verwüstung. Die Zeit verging. Ich beugte und streckte die Finger und Zehen, um sie beweglich zu halten. Schließlich kamen drei Feuerwehrmänner herunter. Sie trugen Helme und Gesichtsmasken und sahen aus, als hätten sie nach chemischen Waffen gesucht.
    »Jetzt ist es okay«, sagte der letzte, während er den Gurt seiner Maske löste und sie abnahm. »Sie können nach oben. Aber passen Sie auf, wohin Sie treten, und behalten Sie Ihre Helme auf. Die ganze verdammte Decke könnte herunterkommen. Aber der Boden scheint okay zu sein.« Er ging auf die Tür zu und drehte sich dann noch einmal um. »Sie sind in dem Zimmer auf der linken Seite.«
    Glassplitter und verkohltes Kleinzeug knirschten unter unseren Sohlen, als Hubert, LaManche und

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