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Knochen-Poker

Knochen-Poker

Titel: Knochen-Poker
Autoren: Jason Dark
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Eltern aus Haiti. Seinen Vater kannte er nicht. Es hatte geheißen, dass er ein Mischling gewesen sein soll. Halb weiß, halb schwarz. Seine Haut jedenfalls besaß eine kaffeebraune Tönung, und wegen seiner immer etwas traurig blickenden Augen hatte er den Namen Blue Boy bekommen.
    Das Haar trug er ebenso lockig und glänzend wie sein Freund Killing Star, der jetzt die Linke auf die Klinke legte und öffnete. An jedem Finger der linken Hand schimmerte ein anderer Ring, und auch die Farben waren verschieden.
    Killing Star öffnete. Er war nervös wie immer. Er wirkte wie ein Stehaufmännchen, das niemand abstellen konnte.
    Hinter der Tür schluckte sie ein Flur.
    »Wow!« sagte Killing Star. »Ist ja heiß.« Er tänzelte hinein und drehte sich. »Schau dir die Wände an, Mann. Sind die nicht stark? Schwarz gestrichen, wie deine Seele, was?«
    Blue Boy nickte und zog die Tür hinter sich zu. Die Wände waren tatsächlich tiefschwarz angemalt worden. Da wirkten die Lampen unter der Decke wie gelbe Augen, die geradewegs nach unten auf den ebenfalls schwarzen Boden schauten und dort Lichtkreise hinzauberten, durch die zahlreiche Staubteilchen flirrten.
    »Hier sind wir richtig!« flüsterte Blue Boy. »Und wie.«
    Killing Star tänzelte schon vor. Hin und wieder überkam es ihn. Da spielte er Eddy Murphy und klatschte mit beiden Händen gegen die schwarze Wand. Dabei summte er einen Schlager von Madonna. Der Gang besaß eine Länge von ungefähr fünf Yards. Er endete vor einer Tür. Sie zeigte einen rotvioletten Anstrich. In Kopfhöhe war ein weißes Fenster aufgemalt, allerdings ohne Scheibe.
    »He, Tommy, wir kommen!« Killing Star schlug zweimal mit der flachen Hand gegen die Tür, bevor er sie öffnete, so dass die beiden den Raum betreten konnten.
    Ihnen blieb nicht gerade die Luft weg, aber selbst Killing Star vergaß sein aufgesetztes Benehmen und staunte nur. Der Laden war einmalig. Verrückt, irre, toll und gleichzeitig schaurig.
    Was da an Knochen und Gebeinen herumlag, fand man nicht mal auf einem Friedhof. Nichts lag durcheinander, alles besaß seine Ordnung, denn auf den Regalbrettern standen die Totenschädel in verschiedenen Größen und auch Anstrichen. Vom bleichen Gebein bis zur schwarzen Bemalung war alles vorhanden.
    Natürlich hingen die Skelette von der Decke. Im durch das Schließen der Tür entstandenen Windzug klapperten die Knochen mit hellklingenden Geräuschen aneinander. Aber nicht nur Menschenknochen waren vorhanden. Jede Menge Klappergebein, gebleichte Fischgräten, ausgekochte Tierschädel, Hörner und Zähne standen oder lagen überall verteilt. Dieser Laden glich sogar einer Kunstgalerie oder einem Museum. Tommy musste Jahre seines Lebens damit verbracht haben, ihn zu füllen. Dabei war der Besitzer, der sich bisher nicht hatte sehen lassen, erst knapp über 25.
    Killing Star legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter und schüttelte ihn durch. »Sag was, Blue Boy, sag was. Wie fühlst du dich? Irre, nicht wahr?«
    »Nun ja, ich…«
    Er schüttelte ihn weiter. »Das ist doch die Schau. Wir kriegen, was wir haben wollen.«
    »Bist du sicher?«
    »Klar.«
    Blue Boy Jackson fühlte sich unwohl. Er war stehen geblieben und drehte nur sehr langsam den Kopf. Der Laden war nicht hell, aber auch nicht dunkel. Die Scheinwerfer waren dort angebracht worden, wo sie auch den größten Effekt erzielten. Sie schickten ihre Strahlen in verschiedene Richtungen und hellten manch bleiches Gebein auf.
    In einer Ecke stand das Skelett eines Krokodils. Das Reptil hatte sein Maul weit aufgerissen, als wolle es den Betrachter verschlingen. Das größte Regal mit den Totenschädeln befand sich hinter der breiten Theke.
    Killing Star holte einen Schädel hervor, wog ihn auf der Handfläche und warf ihn hoch, bevor er ihn wieder auffing. »Das ist ein Ding«, sagte er. »Wunderbar.«
    »Stell ihn wieder weg!«
    »Klar doch.«
    Killing Star ging weiter, streichelte ein Skelett und sprach mit ihm, als wäre es ein Mensch. Dann zog er einige Schubladen hinter der Theke auf, schaute kurz hinein und schob sie wieder zu.
    »Was gibt's denn da zu sehen?« fragte Blue Boy.
    »Knochen, was sonst?«
    »Kleinere, wie?«
    »Ja.« Killing Star drehte sich um wie ein Tänzer auf der Bühne und ließ den Arm vorschnellen. »Wo ist Tommy, der Knochensammler? Warum zeigt er sich nicht? Weiß er nichts von uns?« Killing Star lachte. »Ich glaube, wir waren zu sanft.«
    »Was hast du vor?«
    Killing Star packte eins der von
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