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Knochen-Mond

Knochen-Mond

Titel: Knochen-Mond
Autoren: Jason Dark
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T.E.!«
    Ich lachte. »Warum nicht E.T.?«
    Dennis blieb ernst bei seiner Antwort. »Weil er eben Tom Evans heißt, deshalb.«
    »Gut, der hat dich also geschickt. Warum gerade dich, Dennis?«
    Der Junge hob die Schultern. »Weil es bei mir nicht so sehr auffällt.«
    »Ja, das ist ein Grund«, sagte Glenda, »den du akzeptieren mußt.«
    »Mal sehen. Hör mal zu, Dennis. Wieso kommt dieser T.E. gerade darauf, dich zu mir zu schicken?«
    »Weil er dich kennt, hat er gesagt.«
    »Ach ja?« Ich schüttelte den Kopf. »Sorry, aber ich kann mich an ihn nicht erinnern.«
    Der Junge stellte den leeren Becher ab. Er zwinkerte mir zu. »Tom Evans ist etwas Besonderes, sagen wir immer. Er ist wirklich toll, John, obwohl er nicht aus unserem Dorf stammt. Die Leute sagen, daß er ein Aussteiger ist. Gelebt hat er in London. Vor zwei Jahren kam er in unser Dorf. Er hat viel über London erzählt und auch über die Menschen, die hier leben. Er kam mit der Hektik nicht zurecht, wie er immer sagte. Es zog ihn aufs Land.«
    Ich mußte lächeln, als ich die altklugen Erklärungen des Jungen hörte, aber Dennis war nicht zu stoppen, und er sagte schließlich: »Eines Tages hat er auch über dich gesprochen, John. Er hatte von dir gehört und meinte, wenn uns einer helfen kann, dann bist du es. Kein anderer, John, nur du, ehrlich.«
    Ich nickte ihm zu. »Danke für das Kompliment, das ich sicherlich zu schätzen weiß. Aber wobei soll ich euch helfen? Welches Problem habt ihr im Dorf?«
    Dennis lachte. »Problem?« wiederholte er. »Da hätten wir ja das A-Team holen können.«
    »Nur gibt es das leider nicht.«
    »Stimmt, John, und die hätten uns auch nicht helfen können. Es geht nämlich um den Mond und um seine Strahlen, der die Menschen verändert.«
    Bevor ich auf seine Bemerkung einging, erkundigte ich mich nach dem Namen des Dorfes.
    »Es heiß Llannonwelly.«
    Ich verdrehte die Augen. »O je, wo kann ich das denn finden?«
    »Zwischen Carmathen und Swansea.« Das sagte mir mehr.
    »Gut, Dennis, rede weiter. Was passiert also in Llannonwelly? Wie du sagtest, habt ihr Probleme mit dem Mond.«
    »Das stimmt auch.« Dennis rieb seine Handflächen gegeneinander.
    »Der Mond ist schlimm.«
    »Das finde ich nicht. Ich schaue mir ihn oft an. Mal ist er voll, mal sieht er aus wie eine Gondel.«
    »Jetzt ist er voll.«
    »Stimmt.«
    »Und in ihm ist das Gesicht!« sagte der Junge mit lauter Stimme, damit ich die Worte auch ja verstand.
    Ich schwieg zunächst einmal. »Ein voller Mond, vor dem man Angst haben kann?«
    »Wir schon. Denn in ihm sehen wir immer das Knochengesicht. Es ist der Knochenmond, John!«
    Ich lehnte mich zurück. In meinem Kopf jagte ein Gedanke den anderen. Sollte ich darüber lachen, den Kopf schütteln oder die Erklärungen ernst nehmen?
    Ich schaute Dennis an, der mir mit einem sehr ernsten Gesicht gegenübersaß und auf meine Reaktion wartete. Ich strich die Haare zurück. »Du hast Knochenmond gesagt?«
    »So ist es.« Dennis zeichnete den Kreis mit beiden Händen nach. »Es ist der Knochenmond gewesen.«
    »In ihm hast du die Knochen gesehen?«
    »Das Gesicht, John.« Seine hellblauen Augen schauten mich besorgt an. »Und nicht nur ich habe es gesehen, andere ebenfalls. Alle aus dem Dorf sahen die Fratze im Mond.«
    »Auch T.E.?«
    »Sicher.«
    »Was sagte er?«
    »Nicht viel. Er hatte Angst wie alle Einwohner. Und er sprach davon, daß bald fürchterliche Zeiten anbrechen würden. Das hat er gewußt, und daß die Menschen zu Gefangenen ihrer Alpträume werden würden. Das Mondlicht hat uns verändert.«
    »Moment mal, Dennis, Moment. Du hast von Alpträumen gesprochen, Junge?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil Tom Evans es sagte.«
    »Und er hat recht behalten?«
    »Ich glaube schon. Unter dem Licht des Knochenmondes haben wir uns alle verändert, John, alle. Etwas ist ins Dorf gekommen, das uns Angst macht. Es traut sich niemand mehr, den Ort zu verlassen. Es würde auffallen, wenn ein Erwachsener verschwindet, deshalb haben sie ja mich ausgewählt. Ich bin nach London gefahren. Es war eine lange Reise.«
    »Das kann ich mir denken.«
    Glenda stellte ebenfalls eine Frage. »Wie hat euch das Mondlicht denn verändert?«
    »Wir werden manchmal anders.«
    Ich lächelte. »Das ist ein weiter Begriff, Dennis. Kannst du da nicht genauer werden?«
    »Ja, wir ähneln dann dem Mond. Es kommt vor, daß bei uns die Knochen durchschimmern. Da ist die Haut plötzlich durchsichtig, und man sieht die Knochen.«
    »Auch bei
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