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Knigge fuer Individualisten

Knigge fuer Individualisten

Titel: Knigge fuer Individualisten
Autoren: Elisabeth Bonneau
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hervorragend, der Hauptgang würde mir vielleicht
     würziger abgeschmeckt noch besser gefallen.« Nur nicht weh tun! Auf Eleganz
     legt er wenig Wert. Er kleidet sich bequem und praktisch: Ein Pullover gegen
     die Kälte, feste Schuhe für einen sicheren Stand, ein Rucksack für den
     Laptop, das tut’s allemal. Für einen Vater mit Kleinkind auf dem Arm steht
     eine Vertreterin dieses Stils im Bus natürlich auf: »Bitte.« Bleibt aber der
     Dank aus, ist ein Schmollmund zu erwarten.
Höflich wie bei Hofe:
     der Traditionelle »alter Schule«
    Wer den traditionellen Stil bevorzugt, wahrt die
     Distanz und verzichtet auf große, ausladende Gesten. Als Herr verabreicht er
     einer Dame zur Begrüßung einen Handkuss, gegenüber Höhergestellten ist eine
     leichte Verbeugung selbstverständlich, im voll besetzten Zug bietet er Damen
     seinen Platz an. Die Mimik ist verhalten, man
     gibt sich bedeckt. Der Traditionelle bevorzugt kleine Gruppen, er
     spricht wenig und leise – bis sein Lieblingsthema aufkommt. Ihm
     vertraute Sachverhalte werden detailliert dargestellt: »Dazu sollte man
     Folgendes in Betracht ziehen …« Die Kleidung ist gepflegt und konservativ
     und entspricht den tradierten Rollenmustern: Der Herr trägt stets Jackett,
     die Dame eher ein elegantes Kleid als einen burschikosen Hosenanzug. Die
     Sprache ist gewandt und korrekt. Sie enthält viele Passivsätze und
     substantivierte Verben und klingt z. B. so: »Es ist im Allgemeinen als
     passend anzusehen, wenn der Empfehlung Folge geleistet wird.« Über die
     Gefühlslage kein Wort.
    DIE KNIGGE-STILE: KLEINE   SEHSCHULE
    Sie kennen jetzt die vier Grundtypen. Aber erkennen
     Sie sie in freier Wildbahn? Trainieren geht über Studieren, auch beim
     Sehen und Hören. Beginnen Sie Ihre Beobachtungs-Übungen aber bitte
     nicht mit Ihrem Lebenspartner. Der würde sonst bald misstrauisch
     fragen: »Hörst du mir überhaupt zu?« Je weniger Sie emotional
     beteiligt sind, desto besser. Achten Sie im Taxi weniger auf die Fahr-
     als auf die Verhaltensweise des Chauffeurs. Schauen Sie im Zug den
     Reisenden bei ihren Interaktionen zu. Verfolgen Sie das Verhalten
     einer Kundin an der Kaufhauskasse oder das eines Gasts bei einem
     Fest.
Betrachten Sie die Körpersprache:
     Wie konzentriert oder entspannt ist die Mimik? Wie offen oder
     gezielt sind die Gesten, wie schnell oder bedacht wird agiert?
     Wie viel Nähe lässt jemand zu, wie viel Distanz hält er zu
     anderen?
Nehmen Sie die Wörter und den
     Satzbau eines Sprechers wahr. Sagt er eher: »Guten Tag« oder
     »Hallöchen«? Eher »Sie dürfen dort Platz nehmen«, oder »Setzen
     Sie sich nur«? »Auf Wiedersehen« oder »Tschüssi«? Sind die
     gewählten Begriffe eher weich und vorsichtig oder kernig und
     präzise?
Hören Sie Zwischentöne heraus: Wie
     schnell oder bedächtig spricht da jemand, wie lautstark oder
     verhalten? Sind die Fragen in Bitten gekleidet »Dürfte ich kurz
     anfragen …?«, oder direkt formuliert: »Wozu das
     Ganze?«
    Seien Sie erst einmal vorsichtig in Ihrer
     Einschätzung. Denn jeder kann seinen Stil wechseln, z. B. wenn er
     unter Stress gerät. Das tun Sie selbst vermutlich auch. Vorsicht mit
     vorschnellen Urteilen. Beobachten Sie Verhalten immer in seinem
     Verlauf. Und betrachten Sie Ihr Ergebnis stets als Hypothese, die Sie
     bei genauem Hinsehen bestätigen können oder verwerfen
     müssen.



»Irgendjemand sieht dich immer.« Haben auch Sie noch
     diese Warnung im Ohr? Mütter, Großmütter, Patentanten dachten dabei an
     Sünden wie Rauchen auf dem Schulweg, Nacktbaden am Baggersee, Händchenhalten
     mit dem »Falschen« … Der Hinweis auf die allgegenwärtige soziale Kontrolle
     sollte uns vor Schaden aufgrund von Fehlverhalten bewahren. Ob das
     pädagogisch sinnvoll war? Das sei dahingestellt.
    Richtig aber ist, auch heute noch: Wir werden ständig
     wahrgenommen, gerade als Erwachsene, und zwar von all den Leuten, die heute
     für uns wichtig sind und die uns am Herzen liegen. Man übersieht uns
     (hoffentlich!) nicht. Wir werden beurteilt, gemocht, geschätzt oder
     respektiert – mehr oder weniger. Grund genug, sich über unsere Wirkung
     Gedanken zu machen. Nicht nur wenn wir im Dienst, sondern gerade wenn wir
     ganz wir selbst sind: bei der Begegnung mit Freunden, Bekannten, Nachbarn,
     allein auf der Straße, in Bus und Bahn.
DER
     GRUSS UND SONSTIGE  ANNÄHERUNGEN
    Sympathisch oder unsympathisch? Interessant oder
     uninteressant? Gut
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