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Knigge fuer Individualisten

Knigge fuer Individualisten

Titel: Knigge fuer Individualisten
Autoren: Elisabeth Bonneau
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Schluss. Bei Bedarf wird nachgedeckt.
    An Gerätschaften stehen Ihnen bei Tisch zur Verfügung:
große, kleine, flache, tiefe
     Teller,
für Suppen Terrinen, Tassen, Schalen und
     Gläser,
unterschiedliche Besteckgrößen für
     Hauptgänge, Vorspeisen und Dessert,
Sonderbestecke für Fisch, Schalen- und
     Krustentiere sowie für Eier und Fischrogen (Kaviarmesser und
     -löffel),
Gläser für Getränke aller Art mit und ohne
     Alkohol.
    Neuere Errungenschaften der Tischkultur sind das
     Reagenzglas, aus dem Suppe getrunken wird, der Gourmetlöffel für Saucen und
     der Göffel, ein Löffel mit Zinken zum Aufspießen und Auslöffeln. Exklusiv,
     aber vom Aussterben bedroht: die Spargelzange, mit der die Spargelstange vom
     Teller zum Mund geführt wird.

    Oben das einfache, unten
     das festliche Gedeck
    Der Gebrauch von Besteck, Geschirr und Gläsern ist so
     geregelt:
Löffel und Messer werden in der starken,
     also meist der rechten Hand gehalten, Gabeln im Prinzip auch; sie
     wandern in die linke, wenn die rechte ein Messer hält. Linkshänder
     verfahren, wie es für sie am praktischsten ist.
Stellen Sie sich Ihren Teller als
     Zifferblatt vor und Messer und Gabel als Uhrzeiger. Legen Sie nun Ihr
     Besteck parallel in der Zeigerposition »20 nach 4« ab, heißt das: »Ich
     bin mit diesem Gang fertig.« »20 nach 7« bedeutet: Pause. So wissen
     Gastgeber und Servicekräfte, ob mit dem Abräumen begonnen werden kann.
     Damit kein Gast sich genötigt fühlt, sich zu beeilen, legen die
     Gastgeber ihr Besteck erst in dieser Position ab, wenn alle Gäste
     fertig sind.
Teller werden möglichst nicht gedreht; was
     beim Zerteilen Mühe macht, sollte vorn liegen. Haben Koch oder
     Servicekraft das nicht beachtet, sortieren Sie entweder die Speisen
     auf dem Teller um – oder drehen den Teller halt doch. Sie brauchen
     nicht Regeln um der Regeln willen zu befolgen.
Der Brotteller bleibt an seinem Platz, damit
     er beim Servieren der Gerichte nicht im Weg ist.
Sekt-, Wein-, Wassergläser werden am Stiel
     gehalten, um den Inhalt vor Wärme zu schützen. Ist das unpraktisch,
     fassen Sie das Glas unten am Kelch an. Dann trinken Sie halt so
     schnell, dass das Getränk in Ihrer Hand nicht warm wird.
    Fazit: Diese quasi »handwerklichen«
     Etikette-Empfehlungen beschreiben das Best
     Practice und basieren auf rein pragmatischen Aspekten; Raum für
     individuelle Spielarten entsteht, wo das, was das Leben erleichtern soll,
     zur Last wird. Er wird daher nicht von der Persönlichkeit, sondern vom
     praktischen Gebrauch bestimmt sowie vom Zusammenspiel zwischen den Essern
     und den Personen, die den Tisch decken und das Essen reichen.
Mitten im Leben: Knigge-Stile
     und die Regeln
    Spielräume liegen in den Feinheiten. Wer in klassischer Tradition speist, zerteilt
     nicht nur Kartoffeln, Klöße und Nudeln mit der Gabel, sondern auch Gemüse,
     Carpaccio und Fischfilet. Ja, wirklich. Befolgen Sie selbst die strenge
     Regel »Messer nur, wenn nötig«, belächeln Sie auch nicht die US-Amerikaner,
     die vom Steak mehrere Stücke abschneiden und diese nach und nach mit der
     Gabel in der rechten Hand essen. Als Traditionelle tupfen Sie sich die
     Lippen ab, bevor Sie sprechen; vor und nach dem Trinken sowieso. Ihnen käme
     nicht in den Sinn, jemandem einen Salzstreuer in die Hand zu drücken: Das
     »weiße Gold« wird nicht »verschenkt«; jeder nimmt es selbst vom Tisch auf.
     Sie verlassen zum Naseputzen den Tisch. Und ob Sie selbst niesen oder ein
     anderer – Störungen sind zu ignorieren, nicht nur beim Essen. Von wegen
     »Gesundheit!« Wer in den Code nicht eingeweiht ist, hält Sie für verschroben
     oder kühl; Sie könnten gelegentlich die natürliche Karte spielen,
     oder?
    Natürliche betrachten
     Manieren, die auf einer vergessenen Symbolik basieren, als gekünstelt und
     glauben nicht, dass das Beherrschen ausgeklügelter Feinheiten den Genuss
     steigert. Eine Frau braucht doch keinen Mann, der sie betüdelt! Sie können
     sich selbst Wein nachschenken und Ihrem Nachbarn auch. Ihre Natürlichkeit
     bringt Sie manchmal in die Bredouille: Sie wollen Ihrem Nachbarn
     einschenken, aber nicht in seine private Zone eindringen? Bitten Sie ihn,
     sein Glas in Ihre Reichweite zu stellen. Sie wollen im Freundeskreis Ihr
     Essen heiß genießen, wenn bei schleppendem Service andere am Tisch noch
     nicht bedient sind? Nehmen Sie neben Ihrer eigenen Karte die dynamische in
     die Hand und fragen Sie, ob Sie anfangen
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