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Knappheit: Was es mit uns macht, wenn wir zu wenig haben (German Edition)

Knappheit: Was es mit uns macht, wenn wir zu wenig haben (German Edition)

Titel: Knappheit: Was es mit uns macht, wenn wir zu wenig haben (German Edition)
Autoren: Sendhil Mullainathan
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anzustreben.
notwendigkeit von reserven
    Wie wir gesehen haben, besteht der Grund für die schlimmen Folgen des Zyklus Überfluss – Knappheit darin, dass uns die Knappheit in einer Falle halten kann. Es ist nicht nur so, dass wir in Zeiten des Überflusses unsere Aktivitäten nicht vernünftig verteilen, es ist vor allem so, dass wir keine Reserven für die Zukunft anlegen. Wir sahen bei den Straßenhändlerinnen vom Koyambedu-Markt in Kapitel 6, was für Auswirkungen der Mangel an Reserven hat. Wenn sie von einem Schock betroffen waren, versetzten sie sich selbst zurück in eine Schuldenfalle, die sie aufgrund des vorherigen Überflusses hätten vermeiden können. Das ist die Gefahr, wenn nicht ausreichend Reserven da sind und der Puffer fehlt, um möglichen Schocks zu begegnen. Es ist nicht nur so, dass ein Schock uns unmittelbar schadet, er versetzt uns auch in eine Situation, in der die Psychologie der Knappheit anfängt zu wirken. Wir verfallen dem Tunnelblick und nehmen Kredite auf, und schon liegen wir einen Schritt zurück und spielen fortwährend Aufholjagd.
    Trotzdem ist es überraschend, wie oft wir es versäumen, einen Puffer zu bilden. Während direkte Forschungsarbeiten zu dieser Frage kaum vorliegen, gibt es doch einige gute Hinweise. Erstens: Die Daten zeigen, dass wir dazu tendieren, die Wahrscheinlichkeit vieler wenig häufiger Ereignisse zu unterschätzen. 18 Deshalb sind wir unterversichert, was Erdbeben und Überschwemmungen betrifft. Wenn alles glattgeht, können wir uns natürlich dunkle Wolken vorstellen, aber wir unterschätzen ihre Häufigkeit und bereiten uns daher nicht angemessen auf sie vor. Und es ist noch viel schlimmer, wenn irgendeiner der vielen möglichen Schocks uns ins Straucheln bringt. Technisch gesehen sind wir mit den Auswirkungen eines unwahrscheinlichen Ereignisses oder gar einer Kombination solcher Ereignisse konfrontiert. Was aber unsere Pläne durcheinanderbringen kann, sind nicht nur Erdbeben und Überschwemmungen. Es könnte jemand aus der Familie krank werden, es könnte eingebrochen werden, das Auto könnte gestohlen werden, ein Krieg könnte ausbrechen, man könnte arbeitslos werden, eine überraschende Hochzeit oder eine unerwartete Geburt könnte stattfinden.All diese Ereignisse sind möglich, aber höchst selten. Das Problem aber ist, dass jedes von ihnen ausreicht, um einen Schock zu verursachen, für den ein Puffer vorbereitet sein sollte.
    Dieser Puffer muss in den Zeiten des Überflusses aufgebaut werden. Erwarten Sie Zeitknappheit, müssen Sie im Terminplan Platz für »Offenes« lassen, damit Sie notfalls Ihre vielen Projekte und Verpflichtungen ohne Kosten verschieben können. Wenn es um Geld geht, müssen Sie ein Konto für schlechte Zeiten anlegen, selbst wenn Sie gerade nicht im Überfluss baden. All das geht nicht von selbst, es ist nicht natürlich, denn selbst wenn Sie wissen, dass es Schocks geben kann und die Knappheit einziehen kann, fühlt es sich nicht so an, wenn gerade Fülle herrscht.
    Der Sog, den die Knappheit ausübt, kann stark sein. Aber ihre Logik zu verstehen kann ihre negativen Folgen vermindern. Wir können uns daranmachen, unsere Umgebung auf die Gefahr von Knappheit zu untersuchen. Wie man in einen Rauchmelder investiert oder für ein Baby eine Ausbildungsversicherung abschließt, kann ein einzelner Moment der Einsicht nachhaltigen Segen stiften.

zusammenfassung und schluss

    Wie unsere Insel des Wissens anwächst, so wächst auch die Küste unseres Unwissens.

    John A. Wheeler 1
    Dieses Buch lädt dazu ein, etwas über eine Wissenschaft zu erfahren, die im Entstehen begriffen ist. Wir hoffen, dass der erste kurze Blick auf die Wissenschaft der Knappheit Ihrem Denken über viele Dinge eine neue Richtung gegeben hat − vom gelegentlichen Gefühl, überarbeitet zu sein, bis zu Dauerproblemen wie Einsamkeit und Armut.
    Wenn man vertraute Dinge unter einem neuen Aspekt sieht, kann das zu unerwarteten Beobachtungen führen − manchmal an Stellen, wo man es nicht erwartet. Wir beide spielen oft auf unseren Handys ein Spiel, das Scramble heißt. Es ist für uns eine Arbeitspause, eine Möglichkeit, die Zeit zu füllen, ja, und ein Werkzeug, um Dinge aufzuschieben. Das Spiel ist simpel, es geht schnell, und wir sind inzwischen ganz gut darin. Während der Arbeit an dem Buch stellten wir aber fest, dass unsere Erfolge beim Spiel jäh in den Keller gingen. Dicht gefüllte Tage des Schreibens mit einer drohenden Deadline führten zu
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