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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger
Autoren: Jane Austen
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so wenig auf diese Dinge«, sagte sie, »ich kann Mr. Allen nicht einmal dazu bringen, meine Kleider voneinander zu unterscheiden. Sie müssen Ihrer Schwester eine große Stütze sein, Sir.«
    »Das hoffe ich, Madam.«
    »Und sagen Sie, Sir, was halten Sie von Miss Morlands Kleid?«
    »Es ist sehr hübsch, Madam«, sagte er und betrachtete es kritisch, »aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich gut wäscht; ich fürchte, es franst aus.«
    »Was sind Sie nur für ein …«, sagte Catherine lächelnd. Sie hätte fast gesagt: komischer Kerl.
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung, Sir«, erwiderte Mrs. Allen, »und das habe ich Miss Morland schon gesagt, als sie es kaufte.«
    »Aber schließlich, Madam, lässt sich Musselin wieder verwenden. Miss Morland kann sich immer noch ein Taschentuch oder eine Haube oder einen Umhang daraus machen. Musselin ist nie verschwendet. Das habe ich meine Schwester schon x-mal sagen hören, wenn sie so leichtsinnig war, mehr zu kaufen, als sie brauchte, oder so nachlässig, ihn zu verschneiden.«
    »Bath ist ein reizender Ort, Sir, es gibt so viele gute Geschäfte hier. Auf dem Lande sind wir so schlecht daran. Nicht dass wir in Salisbury keine ausgezeichneten Geschäfte hätten, aber die Entfernung ist so groß; acht Meilen sind ein weiter Weg. Mr. Allen sagt, es sind neun, auf den Meter neun, aber ich bin sicher, es können nicht mehr als acht sein, und es ist eine solche Anstrengung, ich komme immer völlig erschöpft zurück. Hier braucht man nur vor die Haustür zu treten, und innerhalb von fünf Minuten hat man alles.«
    Mr. Tilney tat aus Höflichkeit so, als ob er sich für das interessiere, was sie sagte, und sie traktierte ihn mit dem Thema Musselin, bis der Tanz wieder begann. Während sie dem Gespräch der beiden zuhörte, fand Catherine, dass er sich ein bisschen zu sehr über die Schwächen anderer lustig machte. »Warum machen Sie ein so nachdenkliches Gesicht?« fragte er, als sie auf die Tanzfläche zurückgingen. »Hoffentlich nicht wegen Ihres Partners, denn das Kopfschütteln weist darauf hin, dass Sie mit dem Ergebnis Ihrer Überlegungen unzufrieden sind.«
    Catherine errötete und sagte: »Ich dachte an nichts Bestimmtes.«
    »Wie geschickt und tiefgründig von Ihnen, aber es wäre mir lieber, wenn Sie auf der Stelle zugäben, dass Sie es mir nicht erzählen wollen.«
    »Also gut, ich will es Ihnen nicht erzählen.«
    »Vielen Dank, denn jetzt werden wir uns bald besser kennenlernen, da ich nun das Recht habe, Sie mit diesem Thema aufzuziehen, sooft wir uns treffen, und nichts auf der Welt stellt so schnell Vertraulichkeit her.«
    Sie tanzten wieder, und als sie sich am Schluss des Abends trennten, hatte mindestens die Dame das dringende Bedürfnis, die Bekanntschaft fortzusetzen. Ob sie so viel an ihn dachte, während sie ihren warmen Wein mit Wasser trank und sich für die Nacht vorbereitete, dass sie im Bett von ihm träumte, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, aber ich hoffe, es war nur ein vager Traum wie im leichten Schlaf oder Morgenschlummer, denn wenn es wahr ist, wie ein berühmter Dichter sagt, dass keine junge Dame das Recht hat, sich zu verlieben, bevor der Herr ihr seine Liebe gestanden hat, dann gehört es sich erst recht nicht, dass die junge Dame von dem Herrn träumt, bevor man sicher weiß, dass der Herr vorher von ihr geträumt hat. Ob Mr. Tilney nach den Regeln des Anstands träumte oder verliebt war, war nicht Mr. Allens vordringlichste Sorge, aber er hatte zufriedenstellende Erkundigungen eingezogen, dass gegen ihn als Bekannten seines Schützlings nichts einzuwenden war, denn er hatte sich zu Anfang des Abends alle Mühe gegeben zu erfahren, wer ihr Partner war, und herausbekommen, dass Mr. Tilney Pfarrer war und aus einer sehr angesehenen Familie in Gloucestershire stammte.

Kapitel 4
    Catherine eilte am nächsten Morgen eifriger als sonst in der sicheren Erwartung zur Brunnenhalle, Mr. Tilney dort im Laufe des Vormittags zu begegnen, und war bereit, ihn mit einem Lächeln zu empfangen – aber ein Lächeln wurde gar nicht verlangt: Mr. Tilney erschien nicht. Alle Welt außer ihm ließ sich zu irgendeiner Zeit während der beliebtesten Stunden sehen; ganze Scharen von Menschen strömten ständig ein und aus, treppauf und treppab; Leute, an denen niemandem lag und die niemand sehen wollte, und nur er war nicht da. »Was für ein zauberhafter Ort Bath doch ist«, sagte Mrs. Allen, als sie sich in der Nähe der großen Uhr niedersetzten,
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