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Klonk!

Klonk!

Titel: Klonk!
Autoren: Terry Pratchett
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Koomtal hatte es viele Koomtäler gegeben. Der Krieg zwischen Zwergen und Trollen war eine Auseinandersetzung zwischen Naturkräften, wie der Krieg zwischen dem Wind und den Wellen. Er hatte ein eigenes Bewegungsmoment.
    Samstag war Koomtaltag, und in Ankh-Morpork lebten jede Menge Trolle und Zwerge. Und je mehr Trolle und Zwerge aus den Bergen kamen, desto wichtiger wurde das verdammte Koomtal. Die Paraden stellten kein Problem dar. Die Wache hielt die Teilnehmer voneinander fern, und außerdem fanden sie am Morgen statt, wenn die meisten Leute nüchtern waren. Aber wenn sich am Abend die Kneipen der Zwerge und Trolle leerten, brach die Hölle mit hochgerollten Ärmeln zu einem Bummel auf.
    In der schlechten alten Zeit hätte sich die Wache mit anderen Dingen beschäftigt, um erst dann einzugreifen, wenn sich die erhitzten und vom Alkohol umnebelten Gemüter abgekühlt hatten. Dann waren die Wächter mit dem Gefangenenwagen losgezogen und hatten all die Trolle und Zwerge verhaftet, die zu betrunken, benommen oder tot gewesen waren, um sich zu bewegen. Ganz einfach.
    Heute sah die Sache anders aus. Heute gab es viel mehr Zwerge und Trolle. Geistige Korrektur: Wachsende dynamische Gemeinschaften aus Zwergen und Trollen hatten die Stadt bereichert… und die Atmosphäre enthielt mehr… Gift. Zu viel alte Politik, zu viel alter Groll, der von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Und zu viele Saufereien.
    Und dann, als Mumm schon glaubte, dass es nicht mehr schlimmer kommen konnte, erschienen Grag Schinkenbrecher und seine Kumpel. »Tiefener« nannte man sie, Zwerge so fundamental wie Grundgestein. Vor einem Monat waren sie gekommen, hatten ein Haus in der Sirupstraße bezogen und einige Ortsansässige beauftragt, die Keller zu öffnen. Es waren »Grags«. Mumm kannte genug Zwergisch, um zu wissen, dass »Grag« so viel bedeutete wie »namhafter Meister des überlieferten Zwergenwissens«. Aber Schinkenbrecher war ein Meister ganz besonderer Art. Er predigte die Überlegenheit der Zwerge über die Trolle und behauptete, alle Zwerge seien verpflichtet, in die Fußstapfen ihrer Vorfahren zu treten und die Trolle vom Angesicht der Welt zu tilgen. Offenbar stand es in irgendeinem heiligen Buch geschrieben, und deshalb war es in Ordnung und vermutlich auch obligatorisch.
    Junge Zwerge hörten ihm zu, denn er sprach von Geschichte und Schicksal und benutzte all die anderen Worte, mit denen man Gemetzel glanzvoll erscheinen ließ. Es war berauschendes Zeug, obwohl Gehirne überhaupt nicht involviert waren. Bösartige Idioten wie Schinkenbrecher waren der Grund, aus dem man jetzt Zwerge sah, die nicht nur mit der »kulturellen« Streitaxt herumliefen, sondern mit schweren Kettenhemden, Morgensternen und Breitschwertern… mit dummem, provokantem Schwadronieren und lautem Waffengeklirr.
    Auch Trolle hörten Schinkenbrechers Worte. Man sah mehr Flechten, mehr Clangraffiti, mehr Körpermeißelungen. Und die Trolle schleppten viel größere Keulen mit sich herum.
    So war es nicht immer gewesen. Während der letzten zehn Jahre hatten sich die Dinge gelockert. Zwischen den Völkern der Zwerge und Trolle würde es nie Freundschaft geben, aber die Stadt hatte sie zusammengeworfen, und Mumm glaubte, dass sie mit nicht mehr als Hautabschürfungen davongekommen waren.
    Jetzt steckte der Schmelztiegel wieder voller Brocken.
    Sollten die Götter Schinkenbrecher verfluchen. Mumm hätte ihn gern verhaftet. Eigentlich hatte er sich nichts zuschulden kommen lassen, aber das war kein Hindernis für einen erfahrenen Polizisten. Er hätte ihn wegen »Verhalten, das vielleicht den Frieden gefährdet« hinter Gitter bringen können, aber Vetinari war dagegen gewesen. Er hatte gesagt, dies würde Öl ins Feuer gießen, doch wie viel schlimmer konnte es noch werden?
    Mumm schloss die Augen und dachte an die kleine Gestalt, die einen dicken Umhang aus schwarzem Leder mit Kapuze trug, damit sie nicht das Verbrechen begehen konnte, das Tageslicht zu sehen. Eine kleine Gestalt, doch mit großen Worten. Er erinnerte sich:
    »Hütet euch vor dem Troll. Vertraut ihm nicht. Weist ihn an eurer Tür ab. Er ist nichts, nur ein Zufall der Kräfte, ungeschrieben und unsauber, das blasse, neidische Echo lebender, denkender Geschöpfe in der Mineralwelt. In seinem Kopf ein Felsen, in seinem Herzen ein Stein. Er baut nicht, er ergründet nicht, er pflanzt und erntet nicht. Seine Entstehung war ein Akt des Stehlens, und er stiehlt überall dort, wohin er
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