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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe
Autoren: Katy Regan
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es ihr ziemlich oft, dass sie schon draußen und irgendwohin unterwegs war, bevor sie bemerkte, dass sie für das Wetter völlig ungeeignete Kleidung trug. Erst vor einer Woche war sie in der Post gewesen und hatte feststellen müssen, dass sie denkbar unpassende Schuhe trug.
    Ein leises Schuldbewusstsein beschlich sie, als sie sich eine Zigarette drehte und einen Blick auf die Rückseite des Kinderwagens warf, aber sie hörte nicht damit auf. »Augen zu und durch!«, wie Olivia sagen würde. Und bei Billys despotischer Vorgehensweise, was Schlaf anging (dass er ihr nämlich nie welchen erlaubte), war es eben entweder ab und zu ein Glimmstängel oder Adoption – andere Möglichkeiten blieben ihr nicht. So betrachtet, fühlte Mia sich schon besser und zündete die Zigarette an.
    »So, dann ist also heute dein Geburtstag, Olivia Jenkins. Happy birthday, meine Liebe.«
    Mia blies den Rauch in den klaren Märzhimmel, der geradezu zu flirren schien, so kalt war es.
    »Ja, ja, ich weiß schon, was du sagen würdest. Du solltest dich schämen zu rauchen, Mia Woodhouse, wo du jetzt doch eine verantwortungsbewusste Mutter sein solltest . Aber mal ehrlich, Liv, nach der Woche, die ich mit David Blaine dort drüben hatte – und dem Baby, das sich dem Schlaf so lange widersetzt, dass es in einer Show auftreten sollte, damit die Leute sich das ansehen können –, wärst du nachsichtiger mit mir. Außerdem kann ich dir jetzt sogar aus vollster Überzeugung sagen …«, sie hielt inne, um einen tiefen Zug zu tun, »dass diese Zigarette eine ist, die du als ›Zwanzig-Pfund-Ziggi‹ bezeichnet hättest.«
    Sie lachte – um dann ganz unversehens in Tränen auszubrechen (auch das geschah immer öfter neuerdings), weil ihr plötzlich ein Gedächtnisblitz kam: Liv mit Fraser am Strand auf Ibiza, mit diesem albernen Sonnenschutzschirm auf dem Kopf, den sie die ganzen vierzehn Tage nicht hatte abnehmen wollen, sodass sie ausgesehen hatte wie eine Rentnerin aus Florida. Und wie sie sagte: »Das ist eine Zwanzig-Pfund-Ziggi.« Womit sie ausdrücken wollte, dass die Zigarette so gut war, dass sie zwanzig Pfund dafür bezahlen würde.
    Alle hatten einen Lachanfall bekommen und nicht mehr aufhören können.
    »Erinnerst du dich, wie du das immer sagtest, Liv?« Mia schwieg einen Moment. »Auf jeden Fall habe ich gute Neuigkeiten auf dem Gebiet«, fuhr sie fort und riss sich zusammen, weil ihre Stimmung hier oben zu leicht umschlagen könnte, zumal sie unter akutem Schlafmangel litt und sie trotzdem unbeschwert und unterhaltsam bleiben wollte. Schließlich war heute Livs Geburtstag. »Fraser hat das Rauchen aufgegeben! Kannst du dir das vorstellen? Ich würde mich für ihn freuen, wenn er nicht so selbstgefällig wäre. Ehrlich, das bringt mich um . Neulich rief er um sieben Uhr morgens an – als Billy gerade wieder eingeschlafen war; ich hätte ihn umbringen können, wenn er nicht zweihundertfünfzig Meilen entfernt gewesen wäre –, nur um mir zu sagen: ›Rate mal, wo ich bin! Na, komm schon, rate mal!‹«
    »Und ich sagte: ›Keine Ahnung. Auf einer Polizeiwache? Im Zoo? Buckingham Palace?‹ Und er: ›Nein. In Hampstead Heath.‹«
    »Also meinte ich: ›Na prima. Also bist du anscheinend noch nicht im Bett gewesen nach irgendeinem tollen Abend irgendwo und rufst nur an, um mich zu nerven. Das ist nicht sehr nett von dir.‹ Aber er sagte: ›Falsch geraten. Ich bin auf der Laufbahn in Hampstead Heath.‹ Dann wiederholte er es noch einmal, falls ich nicht verstanden hatte: ›Ich bin auf der Laufbahn , wo ich ein paar Runden gelaufen bin.‹ Er klang allerdings nicht besonders außer Atem, und als ich ihn darauf hinwies, gab er’s mir gleich wieder: ›Nein, aber wieso auch? Schließlich habe ich aufgehört zu rauchen. Seit drei Wochen und fünf Tagen schon!‹ Was sich dann als der wahre Grund herausstellte, warum er mich um diese Zeit anrief. Wie gesagt, es ist einfach unerträglich, wie schrecklich selbstgefällig er jetzt ist. Fast wäre mir so schlecht geworden, dass ich in eine Tüte hätte spucken müssen. So ist Fraser neuerdings.«
    Mia blickte sich um, um zu sehen, ob sie allein war. Sie musste zugeben, dass sie sich manchmal ein bisschen blöd vorkam, wenn sie hier saß und scheinbar Selbstgespräche führte. Doch es war der einzig richtige Ort, den sie hatte – ein Ort, der Liv gehörte (wenn sie nicht jeden Monat den ganzen Weg bis zum Peterborough-Friedhof laufen wollte – und sie wusste, was Liv dazu sagen
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