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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer
Autoren: Terry Pratchett
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beobachtete aufmerksam das Wasser. Wurde es dunkler und grüner? Gab es dort Algen? Stammten die aufsteigenden Luftblasen von einer lachenden Forelle?
    Nein.
    Sie stürmte aus ihrem Versteck und holte dabei mit der
    Bratpfanne aus. Das heulende Ungeheuer kam gerade aus dem Wasser und begegnete dabei der Pfanne - es schepperte laut.
    Es war ein gutes Scheppern, mit einem sehr eindrucksvollen Oijoijoioioioioioinnnnngggggg.
    Das Wesen hing dort für einen Moment, während einige Zähne und grüne Algenfransen ins Wasser fielen. Dann rutschte es langsam zurück und versank inmitten einiger großer Luftblasen.
    Das Wasser wurde klar und wieder zum alten Fluss, seicht, eiskalt und mit vielen Kieselsteinen auf dem Grund.
    »Will will Süßes!«, schrie Willwoll, der angesichts von Süßigkeiten nie etwas anderes bemerkte.
    Tiffany band die Tüte los und gab sie ihm. Er stopfte die Leckereien viel zu schnell in sich hinein, wie immer. Sie wartete, bis ihm schlecht wurde und er sich übergab, und kehrte dann nachdenklich heim.
    Im Schilf, ziemlich tief unten, flüsterten Stimmen.
    »Himmel, Bobby, hasse das gesehen?«
    »Ja. Wir sollten besser los und dem Großen Mann sagen, dass wir die Hexe gefunden haben.«
    Fräulein Tick lief über die staubige Straße. Hexen möchten nicht beim Laufen beobachtet werden. Es sieht unprofessionell aus. Es gehört sich auch nicht, beim Tragen von Dingen gesehen zu werden, und sie hatte ihr Zelt auf dem Rücken.
    Außerdem ließ sie Dampfwolken hinter sich zurück. Hexen trocknen von innen her.
    »Es hatte all diese Zähne!«, sagte die geheimnisvolle Stimme. Diesmal kam sie von ihrem Hut.
    »Ich weiß!«, schnappte Fräulein Tick.
    »Und sie hat einfach mit der Pfanne zugeschlagen!«
    »Ja. Ich weiß.«
    »Einfach so!«
    »Ja, sehr eindrucksvoll«, sagte Fräulein Tick. Sie geriet außer Atem. Außerdem hatten sie bereits die unteren Hänge des Kreidelands erreicht, und auf Kreide kam sie nicht gut voran. Eine wandernde Hexe mag festen Boden unter den Füßen, kein so weiches Gestein, dass man es mit einem Messer durchschneiden könnte.
    »Eindrucksvoll?«, wiederholte die Stimme. »Sie hat ihren Bruder als Köder benutzt!«
    »Erstaunlich, nicht wahr?«, erwiderte Fräulein Tick. »Sehr einfallsreich... O nein...« Sie blieb stehen und stützte sich an einer Feldmauer ab, als ihr schwindlig wurde.
    »Was ist los? Was ist los?«, fragte die Stimme vom Hut. »Ich wäre fast heruntergefallen!«
    »Es liegt an der verdammten Kreide! Ich fühle sie bereits! Auf ordentlichem Boden kann ich ordentliche Magie erzeugen, und Felsen sind immer willkommen, selbst mit Ton komme ich zurecht... Aber Kreide ist weder das eine noch das andere! Ich reagiere sehr empfindlich auf Geologie, weißt du.«
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte die Stimme.
    »Kreide... ist ein hungriger Boden. Auf Kreide habe ich keine große Macht.«
    Der verborgene Eigentümer der Stimme sagte: »Kippst du gleich um?«
    »Nein, nein! Nur mit der Magie klappt es nicht mehr...«
    Fräulein Tick sah nicht wie eine Hexe aus. Das gilt für die meisten Hexen, zumindest für jene, die von Ort zu Ort unterwegs sind. Es kann gefährlich sein, wie eine Hexe auszusehen, wenn man sich mitten unter Ungebildeten befindet. Aus diesem Grund trug Fräulein Tick keinen okkulten
    Schmuck und führte auch kein glühendes magisches Messer oder einen silbernen Kelch mit Totenkopfmustern bei sich. Sie verzichtete auch auf einen Funken stiebenden Besen. All diese Dinge wären kleine Hinweise darauf gewesen, dass eine Hexe in der Nähe weilte. Fräulein Ticks Taschen enthielten nie etwas Magischeres als einige kleine Zweige, vielleicht eine Schnur, ein oder zwei Münzen und natürlich einen Talisman.
    In diesem Land trugen alle Talismane bei sich, und Fräulein Tick ging davon aus, dass man sie für eine Hexe halten könnte, wenn sie keinen besaß. Man musste auf eine hintergründige Weise schlau sein, wenn man eine Hexe sein wollte.
    Fräulein Tick besaß einen spitzen Hut, aber es war ein heimlicher Hut, der seine Spitze nur zeigte, wenn sie es erlaubte.
    Das einzige Objekt in ihrer Tasche, das eventuell Verdacht erregen könnte, war ein sehr kleines, schmuddeliges Büchlein mit dem Titel »Einführung in die Entfesselungskunst« vom Großen Williamson. Wenn es ein Berufsrisiko war, mit gebundenen Händen in einen Teich geworfen zu werden, so nützte einem die Fähigkeit, unter Wasser dreißig Meter voll angezogen zu schwimmen und verborgen im Schilf
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