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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke
Autoren: Mathilda Grace
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nicht...“
    „Was habe ich dir die letzte halbe Stunde zu dem Thema Sex erklärt?“, fahre ich ihm über den Mund und beobachte derweil amüsiert Rio, der gerade versucht sich an Dale heranzuschleichen, der bis zur Hüfte im Wasser steht und Gabriele sicher festhält, die mit ihrem rosa Badeanzug und den passenden rosa Schwimmflügeln dazu wie eine Barbie aussieht. Momentan steht sie total auf rosa und war ganz enttäuscht, dass die Wände im Kinderhotel hellblau gestrichen sind.
    „Dass ich mich damit an Colin wenden soll?“, reißt mich Adrian aus der Überlegung, ob ich Dale warnen soll oder nicht.
    „Bingo.“
    Adrians Seufzen klingt so melodramatisch, dass ich gar nicht anders kann, als wieder zu lachen. Allerdings nicht nur seinetwegen, denn Rio hat den Moment, als Dale Gabriele losgelassen hat, damit sie ein bisschen allein paddeln kann, genutzt, um sich von hinten auf Dale zu werfen. So geht das jetzt schon, seit wir vor vier Tagen eingecheckt haben. Ein Hotel für Familien, mit einem gesicherten Strand, mehreren Spielplätzen und allem, was das Kinderherz begehrt.
    „Rio hat Dale gerade untergestukt“, erzähle ich schmunzelnd, worauf Adrian lacht.
    „Wieso bist du eigentlich nicht im Wasser?“, will er kurz darauf wissen und ich verziehe das Gesicht, während mein Blick innerlich seufzend auf mein linkes Knie fällt, das bandagiert und in Eis gepackt ist.
    „Wasserverbot.“
    „Warum das denn?“, fragt Adrian verwundert.
    „Frag' nicht“.
    Natürlich hält Adrian das nicht ab. „Was hast du gemacht?“
    Ich könnte 'nichts' sagen, aber ich kenne Adrian lange genug. Er ist erstens viel zu neugierig, um nicht nachzuhaken und zweitens wird er anfangen sich Sorgen zu machen, wenn ich ihm nicht sage, was passiert ist. Aber versuchen muss ich es trotzdem. Rein aus Prinzip schon, denke ich und grinse dabei.
    „Kann ich dir nicht sagen. Ist zu peinlich.“
    „Na gut, dann spioniere ich dir eben hinterher“, kontert er trocken und ich lache los. Adrian ist so ein Mistkerl, aber ich liebe ihn trotzdem und vermutlich auch gerade deswegen.
    „Ich dachte, ich könnte mit Rio mithalten. Er war heute Morgen skateboarden.“
    „Oha“, macht Adrian hörbar belustigt. „Wie schlimm ist es?“
    Ich sehe kurz zum Wasser, wo Dale sich gerade Rio über die Schulter geworfen hat, der schallend lacht und Gabriele zuwinkt, die die zwei grinsend beobachtet, und schaue danach von meinem Knie hoch zu meinen Ellbogen und Händen, die überall voller Schrammen und Schürfwunden sind.
    „Ich hab' mich angestellt wie der erste Mensch“, gebe ich zu, denn anders kann man das gar nicht nennen. Nach dem ersten Schreck, als ich auf der Nase gelandet war, hat sich meine liebe Familie ausgeschüttet vor Lachen. Ich auch, sollte ich wohl dazu sagen. Bis mir dann auffiel, dass mit meinem Knie etwas nicht stimmt.
    „Verletzungen?“
    „Ellbogen, Handgelenke, dickes Knie“, zähle ich auf und kann förmlich sehen, wie Adrian am anderen Ende der Leitung zu grinsen anfängt. Gleich kommt's.
    „Sag' mal, hat dir noch keiner das Prinzip von Urlaub machen erklärt?“, stichelt Adrian da auch prompt los und ich lache leise. „Dabei geht es darum, sich in aller Ruhe zu erholen, und nicht, sich ins nächste Krankenhaus zu bringen.“
    „Na und, ich wollte eben angeben. Früher konnte ich gut skateboarden.“ Nur ist früher lange her. Sehr lange. Himmel, ich werde alt.
    „Früher warst du auch noch jung.“
    Irgend so eine Frechheit hatte kommen müssen. „Tze. Was soll denn das jetzt bitteschön heißen?“
    „Nichts. Gar nichts“, gluckst Adrian und ich verdrehe grinsend die Augen, sage aber nichts weiter dazu. „Und? Wie läuft es sonst?“
    „Alles okay“, antworte ich und winke Gabriele zu, als sie kurz in meine Richtung sieht und sich danach auf ihren Bruder stürzt, der mittlerweile wieder im Wasser gelandet ist. „Gestern durfte ich Gabby eine Gutenachtgeschichte vorlesen und Rio hat mich gefragt, ob ich ihm bei einem Kunstprojekt helfe.“
    „Na also, geht doch.“
    Adrian freut sich genauso wie ich. Nein, nicht genauso. Das kann er gar nicht so sehr, wie ich es tue und wie Dale es tut. Dieser Urlaub war die beste Idee seit langer Zeit und ich bin froh, dass wir es relativ schnell hingekriegt haben, uns ein nettes Hotel zu suchen und die Koffer zu packen. Drei Wochen Sonne, Strand und Meer, mit einer Option auf eine vierte Woche Camping im Yosemite Nationalpark. Was das angeht, haben wir uns bislang nicht
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