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Klassenziel (German Edition)

Klassenziel (German Edition)

Titel: Klassenziel (German Edition)
Autoren: T. A. Wegberg
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aus Zaragoza. Nach unserem Gig nahm unser Fanclub uns begeistert in Empfang. Wir kriegten alkoholfreie Cocktails spendiert und mussten immer wieder unseren Bandnamen buchstabieren, der übrigens meine Idee gewesen war. Der Einzige, der verstand, was er bedeuten sollte, war Tills Bruder. « Geplatzte Pariser? Wie bescheuert ist das denn?» Und er haute mir anerkennend auf die Schulter.

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    13
    I ch hetze also schon wieder einem Fremden kreuz und quer durch die Schulflure hinterher. Die Sohlen unserer Turnschuhe quietschen auf dem Linoleum. «Von welcher Schule kommst du denn?», fragt Henning. Ich bin irritiert. Was nützt ihm der Name irgendeines Gymnasiums in Viersen, den er noch nie gehört hat? Stopp – er hat ihn gehört. Das ist jetzt schon die dritte Falle an diesem Morgen, der ich nur knapp ausweichen kann, und es ist noch nicht mal halb neun. Ich mache mir echt keine Illusionen über meine Zukunft.
    «Albert Einstein», sage ich aufs Geratewohl.
    «Aha», macht er, als wäre das ein riesiger Erkenntnisgewinn gewesen. «Hier, ich glaub, das ist der Raum, den der Ullrich meint.»
    Er hat recht, der Erkenntnisgewinn ist riesig: Ich weiß jetzt, wie unser Klassenlehrer heißt.

    K urz nach dem Karriereauftakt der Burst Frenchies fragte ich Nick, ob ich mal mit zum Joggen gehen könnte. Ich war einfach neugierig, welche Strecke er lief, und jede Art Sport machte mir Spaß. Außerdem dachte ich, dass ich dann vielleicht die Gelegenheit hätte, mal mit ihm zu reden, denn das kam in letzter Zeit immer seltener vor.
    Dominik reagierte nicht gerade euphorisch. Genauer gesagt reagierte er eigentlich überhaupt nicht. Was er sich in seinen potenziellen Bart brummte, konnte genauso gut «Meinetwegen» heißen wie «Auf gar keinen Fall» oder auch «Leck mich». Aber ich hatte mir im Umgang mit meinem Bruder Hartnäckigkeit und ein dickes Fell antrainiert, also stand ich genau wie er am kommenden Sonntag früh auf und schlüpfte in meine Sportklamotten.
    Bis ich meine Schuhe zugeschnürt hatte, war er schon losgerannt. Ich musste gleich mit einem Sprint anfangen, um ihn einzuholen. «Mann, warte doch!», schnaufte ich. Schweigend trabten wir nebeneinander her. Dominik hatte eine gute Lauftechnik. Er geriet inzwischen kaum noch aus der Puste. Und dass seine Körperhaltung sich verbessert hatte, war sogar schon meiner Mutter aufgefallen, die ihn früher beim Essen immer ermahnt hatte: «Sitz doch mal gerade!» Unter Laufhose und Shirt konnte ich eine wesentlich ausgeprägtere Muskulatur erkennen als noch vor zwei, drei Monaten.
    «Du bist echt gut», sagte ich. «Warum machst du das eigentlich?»
    «Wie warum? Weil ich Kondition und Kraft will, darum!»
    Ich war erstaunt. Nick saß eigentlich die meiste Zeit am Computer und spielte Shooter-Games mit so sprechenden Namen wie Sniper Assassin, Hellvolution oder Curse Village. Die pausenlose Beschallung mit Todesschreien und Explosionsgeräuschen hatte mich irgendwann so genervt, dass ich ihm von meinem Taschengeld Kopfhörer gekauft hatte. Das bereute ich mittlerweile allerdings, denn jetzt war er überhaupt nicht mehr ansprechbar. Ein Grund mehr, warum ich mit ihm joggen ging.
    «Eigentlich brauchst du die Kondition doch nur in der rechten Hand. Für die Mausbedienung», sagte ich.
    Er holte kurz aus und verpasste mir einen trockenen, nicht allzu schmerzhaften Schlag gegen den Hinterkopf. «Und dafür», erwiderte er befriedigt. «Was soll das überhaupt? Muss ich mich jetzt rechtfertigen, dass ich Sport mache?»
    «Ach Quatsch», sagte ich schnell. «Ich hab mich bloß gewundert, weil du ja sonst nicht so …» Ich bremste mich, um Nick nicht zu reizen. Wir verfielen wieder in rhythmisches Schweigen.
    «Bei eurem Konzert neulich», sagte Dominik nach ein paar Minuten. «Diese Blonde.»
    Ich wusste sofort, wen er meinte. Mir war sogar von der Bühne aus aufgefallen, dass er mehr zu Billie rüberstarrte als zu mir und meiner Band. Aber solange er keine Frage stellte, konnte ich auch nicht antworten, oder?
    «Ist die bei dir in der Klasse?», fuhr er nach ein paar hundert Metern schließlich fort.
    «Du meinst Billie Erkens? Ja.»
    Mir lag so eine Bemerkung auf der Zunge wie: «Leider, die blöde Kuh», aber die schluckte ich runter, weil ich … na ja, schwer zu erklären. Ich dachte mir, dass Nick wahrscheinlich in sie verknallt war, wenn er so fragte, und das war ja bestimmt ein gutes Zeichen. Ich meine, dass er mal jemanden gut fand, anstatt den
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