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Klappohrkatze auf Reisen

Klappohrkatze auf Reisen

Titel: Klappohrkatze auf Reisen
Autoren: Peter Gethers
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Wir sind hier in Frankreich. Du bist mir peinlich. Hast du nicht deinen Sartre gelesen?«
    Und damit war die Konfrontation beendet. Die Hunde kehrten – nachdem sie sich so blamiert hatten – verunsichert zu ihren jeweiligen Herrchen und Frauchen zurück und setzten sich unter ihre Tische, wo sie auf ein Häppchen Essen hofften.
    Der Rest des Dinners verlief ohne Zwischenfälle, bis es Zeit fürs Dessert war. Danielle, Priscilla und ich bestellten unsere Mousse und unser Gebäck. Als das Dessert serviert wurde, kam der Koch mit einer großen Schüssel Eis aus der Küche. Priscilla hatte ihm erzählt, dass Norton ganz wild auf Eis war.
    »Das ist für die unglaublische Katze«, sagte er zu mir. »Isch ’abe chocolat gemacht – seine Lieblingssorte.«
    Also, Norton mag Schokoladeneis, gar keine Frage. Aber er ist auch wählerisch. Er liebt Ben & Jerry’s, und Häagen-Dazs bekommt eine Eins plus. Er nimmt auch Frozen Joghurt und Softeis, aber nur im Notfall. Bietet man ihm jedoch fett freies Schokoladensofteis an, dreht er einem nach dem ersten Schlecken angewidert den Rücken zu, sodass man sich fühlt, als hätte man gerade der Königin von England einen Sabrettes Chili Dog angeboten.
    Der Koch tunkte nun den Löffel in sein Eis und hielt ihn Norton hin. Der Kater schleckte eifrig daran, zögerte und bedachte genau, was er gerade gefressen hatte – und drehte dem Koch dann verächtlich den Rücken zu. Sofort überkamen mich Visionen, wie er einen Handschuh zückte, mir diesen ins Gesicht schlug und mich zum Duell forderte – und damit lag ich gar nicht so falsch.
    »Das ist nischt möglisch«, sagte er, völlig fassungslos. »Unser Eis ist süperb!«
    »Ganz bestimmt«, beschwichtigte ich ihn. »Er ist wahrscheinlich einfach satt.«
    »Aber Priscilla ’at gesagt, er liebt die Eis.«
    »Versuchen Sie es doch mit einer anderen Sorte«, schlug ich vor – obwohl ich meinen Kater gut genug kannte, um zu wissen, dass die Sache aussichtslos war. Mittlerweile war die Inhaberin an den Tisch gekommen, um zu sehen, ob es ein Problem gab. Als ich es ihr erklärte, sah ich den existenziellen Schmerz in ihren Augen.
    »Wir ’atten noch nie eine Beschwerde in allen unseren Jahren«, sagte sie. »Das ist ungeheuerlisch.«
    »Gebt ihm eine andere Sorte«, drängte eine Kellnerin.
    Also hielt ihm der Koch einen zweiten Löffel Eis hin. Norton leckte vorsichtig, guckte sich den braunen Klumpen an, und – falls Katzen ähnlich wie Menschen den Kopf schütteln können, und ich bin hundertprozentig sicher, dass meine es kann – schüttelte den Kopf. Niemals , schien er zu sagen.
    Und damit endete die Mahlzeit. Der Koch stapfte, beleidigt und erniedrigt, in die Küche zurück. Die Inhaberin ließ uns unmissverständlich wissen, dass die Katze nicht annähernd so besonders war, wie man ihr eingeredet hatte. Und ich war mir ziemlich sicher, dass im nächsten Larousse-Wörterbuch Französisch-Englisch neben dem Ausdruck »hässlicher Amerikaner« mein Foto abgedruckt würde.
    Ich nahm Norton auf den Arm, versuchte mir zu überlegen, wie man einer Katze die Vorstellung von Taktgefühl und Essen aus Höflichkeit beibringen könnte. Ich gab es auf und steckte ihn wieder in seine Stoffschultertasche, sein Lieblingstransportmittel.
    Als wir durch die Tür gingen, nahm eine der Kellnerinnen mich beiseite.
    »Ihre kleine Katz’«, sagte sie. »Er ’atte rescht.«
    Ich sah sie neugierig an, als sie mir erklärte.
    »Der Koch, er ’at gemacht eine Portion Eiskrem, und das war nischt gut. Er ’at gedacht, er kann die Katz’ austricksen und das Eis loswerden.« Sie legte Norton die Hand auf den Kopf und kraulte ihn, was zu seinen Top drei der liebsten Dinge gehört.
    »Das ist eine sehr eindrucksvolle Katz’«, sagte sie. »Und sein Geschmack ist sü-perb .«
    »Das habe ich nie bezweifelt«, sagte ich und sah meine »kleine Katz« an, nun doch ein bisschen beeindruckt. Er erwiderte meinen Blick voller Skepsis.
    »Ehrlich«, sagte ich zu ihm und legte meine Hand aufs Herz. »Ich habe nie auch nur eine Minute an dir gezweifelt.«

1. Kapitel
Eine Katze beim Super Bowl

    B ei Edmund Wilson und anderen Gelehrten heißt es, das einzige große Thema für amerikanische Autoren sei der Aufstieg Amerikas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
    Das mag zu großen Teilen stimmen, ich möchte aber behaupten, dass eine so enge Weltsicht doch einer gewissen Korrektur bedarf. Ohne allzu emotional zu werden, sagen wir einfach: Ein sehr gutes
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