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Kissed by Darkness

Kissed by Darkness

Titel: Kissed by Darkness
Autoren: Shéa MacLeod
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mir das Herz weh, aber es gab nichts, was ich hätte tun können.
    Dann telefonierte ich.
    »Neun-eins-eins, ich muss einen Tierangriff melden …«

    »Du tropfst Blut auf meinen Teppich. Schon wieder.« Ihre Stimme war ebenso ausdruckslos wie ihre Miene, aber ein schwaches Glimmen in ihren dunkelbraunen Augen verriet, dass Kabita Jones, meine Chefin, gleichzeitig beste Freundin und außerdem eine gebürtige Hexe, extrem verärgert war.
    Irgendwie konnte ich das auch verstehen. Nachdem ich das letzte Mal blutüberströmt in ihr Büro gekommen war, hatte sie den Teppich auswechseln müssen. Aber dieses Mal reichte mir das Blut gerade mal bis zu den Ellbogen und war außerdem schon fast getrocknet. Es waren nur ein paar Tropfen. Nichts, was ein guter Dampfreiniger nicht schaffen konnte.
    »Das ist eben der Preis, wenn du mich direkt nach einer Jagd ins Büro rufst.« Ich ließ mich in einen der beiden Sessel vor ihrem riesigen Mahagonischreibtisch fallen. Sie funkelte mich böse an. Es gefiel ihr genauso wenig, dass ich jetzt ihre Kunstledersessel versaute. War nicht gut fürs Geschäft, wenn sich Klienten in einer Lache Vampirblut niederlassen mussten.
    »Hier.« Sie warf mir eine Packung Feuchttücher zu – nicht besonders wirkungsvoll, aber besser als nichts. Ich nahm eines der Tücher und begann, mir den Arm abzuwischen. Bei dieser Gelegenheit entdeckte ich auch die Spritzer auf meinem Dekolleté. Igitt.
    Kabita lehnte sich zurück. Frühmorgendliches Licht schimmerte auf ihrem dunklen Haar. »Ich habe einen neuen Job für dich.«
    Ich versuchte, fragend eine Augenbraue zu heben, aber ich war nicht Mister Spock: Sie schossen beide hoch. »Was für einen neuen Job?« Ich unterdrückte ein Ächzen, als ich mich im Sessel zurechtrückte. Trotz meiner übermenschlichen Kräfte hatte mir dieser Vamp ganz schön zugesetzt. Ich würde eine ganze Wagenladung Magnesiumsulfat brauchen.
    »Fällt ganz in dein Spezialgebiet. Amüsante, übernatürliche Abartigkeiten.«
    Damit meinte sie Blutsauger. Kinder der Nacht. Geschöpfe der Dunkelheit. Auch bekannt als Vampire.
    Diese Wesen in unserer Branche als abartig zu bezeichnen war allerdings so, als behauptete man, Brot zu backen wäre eine wirklich merkwürdige Aufgabe für einen Bäcker. Für Kabita und mich sind Vampire nicht abartig. Sie sind etwas ganz Normales und Alltägliches. Oder besser, etwas ganz Allnächtliches.
    Kabita leitet eine Privatdetektei. Sie hat sich darauf spezialisiert, Geschöpfe zu jagen, von denen die Regierung am liebsten so tut, als gäbe es sie gar nicht: Geschöpfe, die die meisten Menschen nur aus Albträumen oder Horrorfilmen kennen. Es gibt viele solcher kleinen Privatunternehmen, im ganzen Land verstreut. Eigentlich arbeiten wir für einen Regierungszweig, der sich Behörde zur Regulation des Übernatürlichen (BRÜ) nennt und dessen Aufgabe es ist, die bösen Buben zur Strecke zu bringen, die durch die Schwachstellen in den Grenzen zwischen den Welten hin- und herwechseln. Aber gelegentlich heuert uns auch der eine oder andere Zivilist an, um jemanden zu observieren oder verloren gegangene geliebte Menschen ausfindig zu machen. So erhalten wir unsere Tarnung aufrecht.
    Eigentlich ist es Zivilisten nicht wirklich verboten, von den »übernatürlichen« Kräften zu erfahren. Aber sie wollen es gar nicht wissen. Die Menschen wollen glauben, dass sie sich in der Welt, in der sie leben, auskennen. Dass alles sicher und normal ist. Sie möchten nichts davon hören, dass an jeder Straßenecke Monster lauern oder dass sich überall und jederzeit Portale zu anderen Dimensionen auftun und sie verschlucken könnten. Einigen kann man die Wahrheit noch so oft und in aller Deutlichkeit um die Ohren hauen, sie glauben trotzdem nicht daran, dass es Monster wirklich gibt.
    Die Regierung hat dagegen nichts einzuwenden. Also widmen sich die Politiker dem Kampf gegen Verbrechen und Drogen und reichen die Monster an Leute wie uns weiter. Der Ruhm bleibt uns zwar verwehrt, aber dafür bekommen wir jede Menge Action und Geld. Die Menschheit wird beschützt und weiß von nichts (in den meisten Fällen) und die Regierung kann glaubhaft alles leugnen. Alle sind glücklich.
    »Inwiefern soll dieser Job denn noch abartiger sein als alles andere, das deiner Meinung nach in mein Spezialgebiet fällt?«, fragte ich, während ich mir den letzten Rest Blut vom Arm wischte.
    Mit spitzen Fingern schob mir Kabita eine Akte zu. Obwohl sie eine der besten Dämonenjägerinnen im
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